Dirk Maxeiner / 15.05.2022 / 06:15 / Foto: D.J.Shin / 48 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Fischbrötchen, Anacondas und schwere Waffen

Es kann keinerlei Rede davon sein, dass strategisches Denken und militärische Durchsetzungsfähigkeit in Deutschland verlorengegangen seien, sie haben sich nur ein wenig verlagert. Politik verleiht Flügel, besonders wenn es um die Einverleibung ferner Gestade geht.

Der Berufsstand der Militärstrategen verbrachte in unseren Breiten die letzten Jahrzehnte eher im Verborgenen, ähnlich dem Nacktmull, der es sich unter den Wüsten Nordafrikas gemütlich gemacht hat. Ihre Expertise schien ein wenig aus der Zeit gefallen, wie Opa, der vom Krieg erzählt und zu später Stunde den Kessel um Stalingrad doch noch sprengt. Jetzt reitet die Kavallerie der Schlachtenlenker und Schlachtendeuter wieder durch die Talkshows und Nachrichtensendungen und wirft dabei routiniert mit Hyperschallraketen und Cruise-Missiles um sich. Sie verkünden sehr routiniert und selbstgewiss das, was am nächsten Tag passieren wird, mitunter passiert aber auch das Gegenteil davon. Das lässt sich nicht vermeiden, wenn man 20 Jahre lang den kalten Kaffee im Schützengraben von Deutschlands ungeliebter Armee schlürfte und vor Annegret und Uschi in Deckung gehen musste. 

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ist da schon ein anderes Kaliber und verrät ein natürliches Talent für strategisches Vorgehen. Die Frau hat ihren Clausewitz gelesen. Unauffällig wie eine israelische Drohne umkreist sie ihr Ziel, um dann überraschend zuzuschlagen, beispielsweise um Verteidigungsministerin zu werden. Ihr bisheriges Meisterstück führte sie aber gerade in einem von ihr angeordneten Manöver in Norddeutschland meisterlich vor. Das Ziel war die österliche Eroberung eines guten Tisches auf der Terrasse des Restaurants „Gosch am Kliff“ mitsamt ihres Sohnes und einer aus dem Hinterhalt hinzugestoßenden kleinen SPD-Spezialeinheit („Gruppe Bas“).

Fintenreich bestellte Lambrecht einen der wenigen flugfähigen Hubschrauber der Bundeswehr und packte ihre Leibstandarte (Regiment „Alexander der Große“) ein. Kurz vor Ostern schwebten Ministerin und Leibstandarte beim Bataillon Elektronische Kampfführung 911 in Stadum ein und tat so, als ob sie das, was dort passiert, interessieren würde. Tatsächlich war der Blick der Teilnehmer an der Spezialoperation längst auf die Annexion von Sylt gerichtet, doch im Gegensatz zur Eroberung der Krim durch Putin fiel kein Schuss. Die Truppe machte heimlich rüber auf die Insel und wurde von den Eingeborenen freundlich empfangen. Die Einheit wurde von der Zivilbevölkerung  sogar standesgemäß verköstigt: „Scharfer Eddie“ (Bratheringsfilet in pikanter Sauce mit Bratkartoffeln und Zwiebeln für 15,50), „Liebesteller“ (Nordseekrabben mit 2 Spiegeleiern und leckerem „Sylter Brot“ von den Backgeschwistern für 18,50).

Das legendäres Geheimkommando der Heeresgruppe Künast-Trittin

Es kann also keinerlei Rede davon sein, dass strategisches Denken und militärische Durchsetzungsfähigkeit in Deutschland verlorengegangen seien, sie haben sich nur ein wenig verlagert.

Ein wenig unbeholfen, vom Grundsatz her aber imperial begrüßenswert, gilt ein legendäres Geheimkommando der ehemaligen Landwirtschaftsministerin Renate Künast und des ehemaligen Eine-Kugel-Eis-Umweltministers Jürgen Trittin im Jahr 2003, um in Südamerika den Regenwald von feindlichen Elementen zu befreien, sowie den grünen VIP-Status abzusichern. Unter strenger Geheimhaltung wurde deshalb ein 16-sitziger Challenger-Jet der Bundeswehr in Richtung Südamerika beordert, um vor den Indianern im Fall der Fälle rasch Reißaus nehmen zu können. Leider bekam Der Spiegel Wind von der Sache, und die Challenger musste vor Gran Canaria umdrehen und vorzeitig heim ins Reich zurückkehren. Die Welt ist ungerecht, denn die Sonderoperation wäre mit rund 250.000 Euro ein militärisches Schnäppchen gewesen.

Insgesamt wird die Flugbereitschaft der Bundeswehr von den deutschen Parlamentariern aber sehr gut für die blitzartige Eroberung fremden Terrains geschult. Rita Süssmuth baldowerte die Schweiz aus und tat dabei so als besuchte sie ihre Tochter, Rudolf Scharping bereitete die Invasion von Mallorca vor und ließ sich zur Ablenkung mit seiner Freundin im Pool planschend ablichten. Rezzo Schlauch brach zu einer vertraulichen Untergrund-Mission nach Thailand auf und spähte sogar eine US-Militärbasis in New Mexico aus, wobei er den Amerikanern vormachte, seinen in der Nähe lebenden Bruder zu besuchen. Anette Shavan sammelte in Rom wichtige strategische Informationen und schütze dabei eine Privataudienz beim Papst vor. 

Lokale Speisefische und Schalentiere inspizieren

Claudia Roth ist eine weitere Spitzenkraft in der Disziplin Tarnen und Täuschen. Dank ihrer bunten Camouflage wird sie von Satelliten als Papagei im Anflug wahrgenommen, die gegnerische Aufklärung wird zuverlässig ins Irre geleitet. 2019 flog der bunte Tarnkappenbomber zur Inspektion des Meeresspiegels in die Südsee und verwirrte den Gegner durch einen Zickzackflug von 41.000 Kilometern, um dann Bangladesch, Kiribati und die Fidschi-Inseln nachhaltig zu kolonisieren und nebenbei lokale Speisefische und Schalentiere zu inspizieren. Ob die Kampfschwimmerin ("Ich habe als Mädchen im Mittelmeer schwimmen gelernt") im türkisblauen Südseewasser abtauchte ist nicht hinterbracht, der Meeresspiegel zeigte jedenfalls keine besonderen Ausschläge.

Die Einheimischen reagieren dank der in vielen Jahren der Entwicklungshilfe gelernten Strategie des „get payed and run“ vorbildlich friedfertig auf deutsche Invasions-Bataillone. Lediglich beim Einchecken am Flughafen werden durch die deutschen Frontkämpfer schon mal etwas härtere Bandagen angelegt. Die Berliner Sturmtruppen genießen einen Sonderstatus gemäß der „Anlage M zum Nationalen Luftsicherheitsplan“, nach der „Persönlichkeiten des politischen Lebens der Bundesrepublik Deutschland" von Luftsicherheitskontrollen befreit sind. Dies ermöglicht es auch schweren Waffen, an Bord zu kommen und andererseits den gefahrlosen Rücktransport von Kriegsbeute zu organisieren, beispielsweise einem Dutzend Sylter Fischbrötchen.

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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Leserpost

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Klaus Keller / 15.05.2022

Mir wäre es lieber man würde Politikerinnen/außen ständig in der Gegend herumfliegen so das sie sonst keinen weiteren Schaden anrichten. Man könnte noch fragen von welchen blödsinnigen Entscheidungen dabei sonst noch abgelenkt wurde. PS Zu Scharping: Caligula machte aus seinem besten Pferd einen Konsul, die spd aus einer Ziege einen Kanzlerkandidaten.

Michael Hofmann / 15.05.2022

Danke für Ihre Ausführungen.Das mit Claudi und dem Zusammenhang mit steigenden Meerwasserspiegel habe ich aus den Augen verloren. Versuche aber es mir nicht vorzustellen. Dieses Bild würde ich eine Weile zu verarbeiten haben. Weiter so Herr Maxeiner, bringen wir das Narrenschiff Deutschland Stück für Stück zum Sinken. Einen schönen Sonntag noch.

Michael Lorenz / 15.05.2022

Wie spricht unsere Strick-Omi bei einem solchen Truppen-Anscheins-Besuch eigentlich die Anwesenden an? Schließlich kann sie ja nicht einfach “Herr Hauptmann, ich habe eine Frage ..:” sagen, denn sie bringt ja nicht 3 silberbe Sterne mit der Dienstgradbezeichnung zusammen (” Muss ich mir alle militärischen Dienstgrade merken?”). Und wo ich dies so schreibe: ist mittlerweile die ganze Bundesrepublik so etwas wie seinerzeit der “Gespielte Witz” bei Didi Hallervorden, oder wie sonst erklären sich die täglichen Nachrichten?

Claudius Pappe / 15.05.2022

Fly Christine fly…..............................über den Wolken muss die Infantilität der Politiker grenzenlos sein…........................ Mit Verlaub…...................................

Claudius Pappe / 15.05.2022

Wenn erst Ricarda Langwiebreit auf Sylt in die Nordsee steigt gibt es ein Tsunami der das Bataillon Elektronische Kampfführung 911 im 20 km entfernten Stadum hinwegspült. Dann war es das mit ” Happy Easter ” für Sohnemännchen und Mami.

Heinrich Friedrich Klemm / 15.05.2022

Der Autor hat damit seine Kompetenz für das “BuMiVA” ( Bundesministerium für Verteidigung und Attacke) unter Beweis gestellt. Die auf Basis solch strategischer Fähigkeiten notwendigen Investitionen müssen unter seiner Leitung und Verantwortung unverzüglich in die Bestellung zusätzlicher Fluggeräte fliessen, z.Z. sind z.B. ausreichend Airbusse A-380 günstig zu erwerben. Bedauerlicherweise wird im geschilderten Szenario, zwar kein “Verteidigungsfall” , aber mindestens “Projekt Weltrettung, Phase 2” , dem maritimen Aspekt keine ausreichende Beachtung beigemessen. Angesichts der demnächst verfügbaren Schiffe aus den Beschlagnahmungen russischer Oligarchenprivatyachten dürfte ausreichend kommodes Equipment zur Ertüchtigung unserer PSzS “Parlamentarischen Streitkräfte zu See” verfügbar sein. Als Kommandoschiff der Admiralität bietet sich die vor kurzem für ca. 135 Mio. € renovierte und wieder in Dienst gestellte “Gorch Fock” an. Von eine Bergung und Ertüchtigung des seinerzeit versenkten Schlachtschiffes “Bismarck” ist abzuraten; nicht wegen der Kosten- dort könnte ein aufgelegtes “Sondervermögen Bismarck” geschaffen werden-  sondern wegen fehlenden technischen Know-How in DE und der abzusehenden geringfügig längeren Planungs- und Realisierungsphase , siehe “Willy-Brandt-Airport” . Hinsichtlich der Landtransportmöglichkeiten sollte es ausreichen die noch verfügbaren Exemplare aus dem “Volvo-Fuhrpark” der ehemaligen, sozialistischen DDR-Regierung aufzuspüren ind instand zu serten. Dies als Reminiszenz an die Leidenschaft des Sonntagsfahrers - was einer Lamprecht ( und ihres Sohns) recht ist…... - sollte auch noch drin sein, zur Würdigung seiner strategischen Fähigkeiten.

Claudius Pappe / 15.05.2022

Ich hätte wetten sollen : Die Ukraine hat gewonnen ! Nicht den Krieg, aber den Europäischen Song Contest, also den Preis der Europäischen Propaganda-Fernsehsender. Gut das es die Bild Zeitung gibt ( hätte nie gedacht das ich das jemals schreiben werde ). Und dann frisst sich das Sohnemännchen der Kriegsrecht auf unsere Kosten durch-mit Wein bei der BW. Und verrät in der Uni ( falls er denn eine besucht ) dann nach den Wochenendausflügen die Staatsgeheimnisse. Wetten das ??? der Politik- oder Rechtswissenschaften studiert ?

Hjalmar Kreutzer / 15.05.2022

Nachtrag: Von mir aus können sämtliche Bundes- und Landesregierungen und -parlamente bis zum Ende der Legislaturperiode auf ein, zwei riesige Kreuzfahrtschiffe einquartiert werden. Diese bleiben aber bitteschön auf hoher See, und sämtliche Fernmeldeverbindungen werden gekappt, Ver- und Entsorgung ebenfalls auf See. Hauptsache, diese Figuren erreichen niemand und sind für niemanden erreichbar, kurz: es wird zum Wohle des Volkes nicht mehr regiert.

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