Dirk Maxeiner / 10.10.2021 / 06:25 / Foto: Willy Pragher / 98 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer – „ein Taaank, ein voller Tank ...“

Die grünen Weltretter, um die sich derzeit jede Regierungsbildung dreht, müssen zur absoluten Unzeit miterleben, wie kein Bauklötzchen ihres Energiewende-Legos auf dem anderen bleibt. Wohl dem, der einen vollen Tank hat.

Ich habe gerade zwei Kubikmeter trockenes Buchen-Brennholz bestellt. Kommt wahrscheinlich direkt von Lukaschenko. Aber in der Not kauft der Mensch beim Despoten. Auch wer mit Öl, Kohle oder Gas spekuliert, kann gerade reich werden. Ich kaufe halt Holz, der schwedische Bollerofen ist meine winterliche Lebensversicherung. Auch Volltanken kann nix schaden. Ich nutze meine eingemotteten oder stillgelegten Oldies bereits als heimliches Sprit-Depot. So wird die Tin Lizzy zur Spardose. Meine strategische Ölreserve hat vier Räder. Wenn ich die alten Schätzchen im Frühjahr wieder wachküsse, dann wird der Benzinpreis in dermaßen lichter Höhe sein, dass man ein Fernglas braucht, um ihn zu entziffern.

Vorsicht ist die Mutter der Blechkiste. Es ist zwar lange her, ziemlich genau 48 Jahre, aber ich erinnere mich noch recht gut. Im Herbst 1973 drosseln die OPEC-Länder den Erdölexport und sorgen damit für die erste weltweite Ölkrise. Das Ölembargo war eine Reaktion auf den „Jom-Kippur-Krieg“. Am 6. Oktober, dem höchsten israelischen Feiertag Jom Kippur, wird Israel von Syrien und Ägypten überfallen. Die Syrer und Ägypter marschieren streng nach den Vorgaben russischer Kriegsplanungsbücher voran und machen pünktlich Feierabend, um Tee zu trinken. Die Israelis nicht. Das war's dann.

Die OPEC-Staaten setzen ob der Kränkung und Verrohung der Feierabend-Sitten ein Erdölembargo als politisches Druckmittel ein, um den Westen zu einer Abkehr von Israel zu veranlassen, was damals aber nicht gelang. Den Losern blieb nur noch die sogenannte Ölwaffe. Als Reaktion auf die daraufhin sprunghaft gestiegenen Energiekosten verhängt die Regierung der Bundesrepublik an vier Sonntagen im Winter 1973 ein Fahrverbot. Der erste autofreie Tag ist der Totensonntag am 25. November 1973. Gut möglich, dass demnächst wieder November ist.

Sei vorsichtig mit Deinen Wünschen

Wie inzwischen üblich so kündigt sich auch dieses Gewitter durch ein Wetterleuchten aus Richtung China an. Diesmal kommt das Fahrverbot wahrscheinlich ohne Sperrschilder aus. Es ist kein verordnetes Fahrverbot, sondern schlicht ein faktisches. Ganz einfach weil sich die Normalverdiener und Pendler den Sprit nicht mehr leisten können. Ein Benzinpreis von fünf Mark, den sich die Grünen einst wünschten, ist so sicher wie das Amen in der Klimakirche. Aber wie heißt es so schön: Sei vorsichtig mit Deinen Wünschen, sie könnten in Erfüllung gehen. Es hat etwas tragisch-komisches, dass die Grünen zum möglichen Machtantritt mit einem Ei konfrontiert werden, das sie sich selbst ins Nest gelegt haben. 

Die Energiekrise hierzulande ist diesmal keine Folge eines Krieges im Nahen Osten, sondern Folge eines Krieges, den die westlichen Länder und ihre ergrünten Eliten gegen ihre eigene Bevölkerung führen. Deutschland sieht sich dabei in einer sogenannten „Vorbildfunktion". Dazu muss man wissen: Wann immer die Deutschen Vorbild sein wollten, wurde es gefährlich.

Teutonien gilt ja traditionell als Heimat fortschrittlicher Waffen, denken wir nur an den Flammenwerfer oder die V2 ("Vergeltungswaffe 2"). Die aktuelle Abschreckungswaffe ist  die sogenannte „Klimawaffe". Deren durchschlagende Wirkung beruht auf folgendem Prinzip: Damit die Welt nicht in 100 Jahren untergeht, wird der Laden sofort gesprengt. Der Witz besteht außerdem darin, dass zunächst niemand tot umfällt. Es ist so eine Art mentale Neutronenbombe: Sie zerstört die Denkfähigkeit, lässt Gebäude, Straßen und Fabriken aber noch eine Weile intakt. Und so barmen die Verängstigen „Wir werden alle verbrennen“, um dann Selbstmord aus Angst vorm Tod zu begehen.

Dies ist eine geniale Weiterentwicklung des „Kalten Krieges". Der trat einst als Systemkonfrontation zwischen dem Westen und dem Ostblock in unser Leben. Diesmal erfolgt die Konfrontation zwischen der internationalen Speckschicht aus Funktionären und Konzern-Pfeffersäcken an der Spitze der Nahrungskette und den Daheim- und Zurückgebliebenen am unteren Ende. Die Letzteren sollen ihren Wohlstand bei den Klimakriegsgewinnlern abgeben, die die Welt künftig nach ihrem Plan transformieren wollen. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation nennt das der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Diesen Gesellschaftsvertrag hat allerdings kein Bürger unterschrieben. Der Vorgang ist eher so wie das Prozedere an der Pforte zur Vollzugsanstalt, wo der Delinquent seinen Schlips, seinen Gürtel und seine Uhr abgibt und der Wärter eine Quittung ausstellt, bevor sich die Tür ziemlich lange hinter ihm schließt. 

Ein geradezu ikonografisches Kriegsfoto

Um eine Umkehr unmöglich zu machen, bedient sich unser sanftes Vaterland aber durchaus gewaltsamer Mittel aus dem heißen Krieg. „Verbrannte Erde" bezeichnet eine Kriegstaktik, bei der eine Armee alles zerstört, was dem Gegner in irgendeiner Weise nützen könnte, also Gleise, Straßen, Brücken, liegengebliebene Fahrzeuge, Lebensmittelvorräte, Fabriken, Wohnhäuser und manchmal sogar komplette Städte und Dörfer. Als geradezu ikonografisches Kriegsfoto darf die Sprengung der Kühltürme des Kernkraftwerkes Phillipsburg in Baden-Würtemberg im Jahr 2020 gelten. Unter dem Jubel der Propaganda-Medien wurde das Bauwerk „dem Erdboden gleichgemacht", eine vielleicht doch nicht ganz so glückliche Formulierung.

Immer wenn Russia Today solche Bilder nach Russland schickt, dann knallen im Kreml die Krimsektkorken, und Wladimir Putin tanzt mit Gazprom-Gerhard einen Kasatschok. Und auch sonstwo herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Lukaschenko hat das Holz, Putin das Gas, Saudi-Kronprinz Mohammed bin Salman das Öl und so weiter und so fort. Die Energiewende ist die Allianz-Versicherung für die Despoten der Welt und die Bundesbürger zahlen die Prämie. Die globale Transformation gestaltet sich ganz offensichtlich ein wenig anders als vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen geplant. Am Freitag fasste Steingarts-Morning Briefing das ganze als „Preis-Orgie" ganz gut zusammen:

„Alle Menschen in Europa werden in diesem Winter deutlich mehr für's Heizen und Tanken bezahlen. Millionen Menschen werden sogar frieren. Der Hauptgrund: Der Staat verteuert die fossilen Energieträger. Er schwingt die Preispeitsche, um so Innovation zu erzwingen. Die Wohlstandsverluste der Bürger nimmt er billigend in Kauf. 

Es tritt nun alles das ein, wovor Achgut.com und seine Autoren seit vielen Jahren gewarnt haben. Hintergründe und Folgen der aktuellen Energiekrise beschreiben wir unter anderem hier und hier und hier.

Schneller graben, um aus dem Loch herauszukommen

Die Leierkastenmänner in den PR-Abteilungen des ökologisch-industriellen Komplexes bekommen allmählich ein Problem. Die Antwort auf Windräder, die keinen Strom liefern, wenn man ihn braucht, sind nach offizieller Lesart noch mehr Windräder, die keinen Strom liefern, wenn man ihn braucht. Wir sitzen bereits tief im Loch und sollen nun schneller graben, um wieder rauszukommen. Wobei auch hier die Logik gleich mehrere Pannen hat: Liebe Leute, es wird weder der Beton für die Fundamente eurer Windrädchen noch der Stahl oder das Kupfer lieferbar geschweige denn bezahlbar sein. Vergesst es. Weil ihr mit eurer CO2-Bepreisung jetzt auch noch Öl ins lichterloh brennende Inflationsfeuer gießt, ist ja noch nicht einmal mehr Dünger (dafür braucht man Gas) lieferbar. Information für die Generation Greta: Dünger braucht man, um Lebensmittel anzubauen. 

Wenn Baerbock, Habeck & Friends demnächst an der Notrufsäule stehen, wird am anderen Ende vermutlich niemand mehr abnehmen, der diese Zusammenhänge kennt. Die Weltretter, um die sich derzeit jede Regierungsbildung dreht, müssen zur absoluten Unzeit miterleben, wie kein Bauklötzchen ihres Energiewende-Legos auf dem anderen bleibt. 

Meine neue Hymne ist daher ein Marschlied im Sechsachteltakt, aus der Tonfilm-Operette „Die Drei von der Tankstelle" (1930), gesungen von den Comedian Harmonists leicht im Text verändert vom Sonntagsfahrer als bekennendem Comedian Disharmonist:

Ein Tank, ein voller Tank

Der wahre Freund allein
Ist doch das höchste Gut auf Erden

Ein Tank, ein voller Tank
Das ist das Beste, was es gibt auf der Welt
Ein Freund bleibt immer Freund
Und wenn die ganze Welt zusammenfällt

Drum sei auch nie betrübt
Wenn dein Schatz dich nicht mehr liebt
Ein Tank, ein voller Tank
Das ist der größte Schatz, den's gibt

Sonniger Tag, wonniger Tag
Klopfendes Herz und der Motor ein Schlag
Lachendes Ziel, lachender Start
Und eine herrliche Fahrt

Rom und Madrid nehmen wir mit
So ging das Leben im Taumel zu dritt
Über das Meer, über das Land
Haben wir eines erkannt

Ein Tank, ein voller Tank
Das ist das Beste, was es gibt auf der Welt
Ein Freund bleibt immer Freund
Und wenn die ganze Welt zusammenfällt

Drum sei auch nie betrübt
Wenn dein Schatz dich auch nicht mehr liebt
Ein Tank, ein voller Tank
Das ist der größte Schatz, den's gibt

Sonnige Welt! Wonnige Welt
Hast uns für immer zusammengestellt
Liebe vergeht, Liebe verweht
ein voller Tank alleine besteht

Ja, man vergisst wen man geküsst
Weil auch die Treue längst unmodern ist
Ja, man verließ manche Madam'
Wir aber halten zusammen'

Ein Tank, ein voller Tank
Das ist doch das Größte und Beste und Schönste, was es gibt auf der Welt
Ein Freund bleibt immer dir Freund
Und wenn auch die ganze, die schlechte, die wacklige, die alberne Welt vor den Augen zusammenfällt

Ja, dann sei auch niemals betrübt
Wenn dein Schatz dich auch nicht mehr liebt
Ein Tank, ein vollerTank
Das ist der größte Schatz, den's gibt

Songtext nach Ein Freund, ein guter Freund 

 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Willy Pragher CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

S.Schleizer / 10.10.2021

Die kommenden Teuerungen, dann die Engpässe und der Mangel und letztendlich der Zusammenbruch werden selbstverständlich dem Kapitalismus in die Schuhe geschoben werden. Denn das einzige, was diese Leute noch wirklich gut können, ist LÜGEN. Es macht keinen Sinn darauf zu warten und davor zu warnen, denn der Zusammenbruch wird nicht der große Augenöffner sein, sondern nur der finale Kipppunkt in den wohlverdienten Internationalsozialismus. Die kommende Krise wird von dermaßen zerstörerischen Ausmaßen sein, dass die “üblichen Probemlöser” (also die Verursacher) dann wirklich alles durchsetzen und rechtfertigen können.  Das durchschnittliche Denkvermögen, liegt längst so brach, da ist kein Widerstand mehr zu erwarten. Daher von mir auch ein passendes Liedchen:  “Lass die Arbeit ruhn - Und wenn da andre anders denken - Lass das eben die tun - Für heute hamwa wirklich genug gemacht - Wir nutzen den Tag und die Nacht - Das hammwa uns verdient - Das hammwa uns verdient - Das hammwa uns verdient - ...”

Okko tom Brok / 10.10.2021

Diese Politdarsteller haben seit Schülertagen nie etwas anderes getan als Politik zu spielen! Irgendwann haben sie ihre eigenen Spielideen für die Realität gehalten. Haben wir das früher mit Asterix und den Schlümpfen nicht genauso gemacht? Allerdings wurden wir irgendwann groß…

Steffen Huebner / 10.10.2021

Stimmt, Voratshaltung nach Eichhörnchen ist angesagt Verwandte von mir hatten in den Dreißigern schon mit dem kommenden Krieg gerechnet und fleißig gesammelt, aber für so lange Zeit hats dann doch nicht gelangt. Nicht nur Achgut.com oder Tichyseinblick.de haben gewarnt, sondern auch zahlreiche Abgeordnete der AfD im Bundestag seit Jahren davor, Kohle- und Kernkraftwerke dem Erdboden gleich zu machen. Die wurden dann von den Abgeordneten der sog. “demokratischen” Parteien regelmäßig zu Unholden erklärt. Aber seit wenigen Tagen, mit Aussicht in Regierungsverantwortung zu gehen, ist nun auch der FDP ein Licht aufgegangen und sie übernimmt auf einmal die Forderungen der SCHWEFELPARTEI. Apropos Despoten, kleiner Tipp: Die sollten wir nicht unbedingt im Ausland suchen.

Herbert Priess / 10.10.2021

Danke, danke, danke für das Lachen um 8:00 Uhr an diesem sonnigen Sonntagmorgen. Da fällt mir der alte Gag ein, ein Mann wird geköpft und nach dem das Fallbeil gefallen ist sagt der Deliquent: Ich merke aber gar nichts! Sagt der Henker: Dann nicken sie mal!! Millionen Menschen werden nächsten Winter nicken und dann merken, daß das Ökofallbeil seinen Dienst getan hat. Schönen Sonntag!

U. Unger / 10.10.2021

Das ist also Ihre Investment Strategie? Ich werde zur Kriesenvorsorge ebenfalls ins Auto investieren, aber nicht in den Tankinhalt. Eine Palette Salatöl in den Kofferraum, sollte reichen.

Heinrich Bleichrodt / 10.10.2021

… dem ist nichts hinzuzufügen. Höchstens dies: Schlimmer geht immer!

Sissi Rebhorn / 10.10.2021

Lieber Herr Maxeiner! Was soll das Gejammere? Das Volk hat diese Leute gewählt, obwohl es eine Alternative gibt. Deshalb: geliefert, wie bestellt. Und dieses Volk wird nur durch Schaden am eigenen Leib klug. Wir “Alten” kennen Energiedrosselung und ihre Folgen, trotzdem zeigen Umfragen, dass gerade die “Alten” eine solche Politik unterstützen (siehe Corona). Jetzt trifft es die ach so klimabewegte breite Masse. Gut so. Möge der Winter hart und lang werden. In diesem Sinne: schönen Son ntag!

Frank Mora / 10.10.2021

Das Foto zeigt das Meistersextett, der nach dem von den Nazis erzwungenen Exil von Frommermann, Cychowski und Collin mit Ariern aufgefüllten Restgruppe. Von denen ist auch das verlinkte Gesangsstück.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com