Dirk Maxeiner / 21.03.2021 / 06:25 / Foto: Pixabay / 49 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Beatmungsgerät oder Kinderkarussell?

Zunächst ein wichtiger Warn-Hinweis: Sie dürfen diese Kolumne derzeit noch lesen, aber bitte nicht den Nachbarn vorsingen. Das ist nämlich verboten. Wegen der Aerosolbildung. Die Bundesregierung tut deshalb auch alles, damit Ihnen das Lachen vergeht. Und das nur zu Ihrem Besten. 

Und damit zur Sache. Die Woche verging wie im Fluge, nämlich auf der Autobahn. Den Versuch der Deutschen Bahn mir eine erneute Bahncard anzutragen, habe ich abgewimmelt wie eine Drückerkolonne, die an der Haustür Spenden für Bischof Bedford-Strohm sammeln will. Die neuen Beförderungsbedingungen mit maskenbedingt hyperventilierenden Fahrgästen verursachen bei mir Unwohlsein und Schwindelgefühl wie einst der Neigezug Pendolino auf der kurvigen Saale-Strecke. Der fuhr zwar schneller musste aber auch öfter Pause machen, weil der ein oder andere Fahrgast aus der vulnerablen Gruppe einen Notarzt brauchte. So etwas nennt man „Rache der Technik“, vergleichbar den seinerzeit neuen Skistiefeln, die zuverlässig das Fußgelenk schützten, und den Bruchpunkt nach oben ins Knie verlegten. Ähnlich läuft das ja auch mit Grippe und Corona.

Weiter trug zu meiner Bahnallergie bei, dass die schnelle Direktverbindung zwischen Augsburg und Berlin offenbar an oder mit Ronald Profalla verschieden ist. Wer die Strecke bislang bequem und ohne umsteigen zurücklegen wollte, konnte das bis vor ein paar Monaten dreimal täglich in etwa viereinhalb Stunden tun. Jetzt ist man ohne Zugwechsel beschauliche siebeneinhalb Stunden unterwegs. Das entspricht gefühlt dem Kursbuch von 1930 auf dem Weg nach Ostpreußen. Die Dampflokomotiven-Baureihe 01 (1925 -1936) war ja auch schon 130 km/h schnell und musste zwischendrin nur ab und zu Wasser und Kohle tanken, so ähnlich wie im Moment der deutsche Einzelhandel.  

Ich habe mich deshalb komplett wieder auf das sogenannte Automobil zurückbesonnen, ein in Deutschland zuerst erfundenes und demnächst zuerst verbotenes Transportmittel für Einzelpersonen und Familien.  Ein schlechtes Gewissen habe ich in meinem Dampfwagen nicht, schließlich brach gestern in Island in der Nähe von Rejkavic der Vulkan Krýsuvík aus. Das passierte das letzte mal vor 900 Jahren, allerdings gab es damals noch keine Feinstaub-Plakette. Das Schwefeldioxid des Krýsuvík reicht ähnlich wie das der Lokomotive Baureihe 01 vermutlich für eine Million Jahre Stuttgart Neckartor. Wie beim Corona-Managment kommt jetzt alles auf das Vulkan-Managment an. Aus Vorsorge-Gründen sollten die Flugzeuge in Europa am Boden bleiben, besonders die mit dem Osterreiseziel Mallorca.

Die eingeschränkte Sauerstoffzufuhr erfordert ihren Tribut 

Als Alleinreisender Automobilist höre ich meist Autoradio und erhalte, wie sie bereits merken, einen komprimierten Überblick darüber,  wie es es so denkt respektive nicht denkt in den deutschen  Nachrichtensprechern und Radiomoderatoren von Bayern über Thüringen und Sachsen bis nach Berlin. Die eingeschränkte Sauerstoffzufuhr erfordert auch hier ihren Tribut. 

Doch es drang auch der ein oder andere hoffnungsfrohe Aspekt an mein Ohr. Beispielsweise hat sich die sprichwörtliche deutsche Pünktlichkeit von der Bahn auf das Corona-Meldewesen verlagert. So meldete das RKI gestern „16.033 Neuinfektionen und 207 Tote – Inzidenz jetzt bei 99,9“. Die Just-in-time Produktion von Inzidenzzahlen zum Corona-Gipfel am morgigen Tage ist eine bewundernswerte Leistung. 99,9 Prozent sind eine echte Punktlandung vor dem fahrplanmäßigen überschreiten der 100er-Marke. Einen Tick besser gemanagt wurde das lediglich bei Wahlen zum obersten Sowjet 1962 mit einem Ergebnis zwischen 99,84 und 99,98 Prozent

Da fällt mir ein: Braucht vielleicht irgendwer ein Beatmungsgerät? Vielleicht als Überraschung für Ostern? Hier gäbe es aktuell Tippitoppi-Maschinen aus einer Krankenhausauflösung ab schlappen 550 Euro. Ist aber sicher nicht die letzte Gelegenheit, weil ja allein 2020 mehr als 20 Krankenhäuser geschlossen worden sein sollen. Und es werden laufend mehr.  Wer lieber neue Geräte mag, von wegen Garantie und Hygiene und Neuwagengeruch und so: Vielleicht sind noch welche da

Zuschlagen bevor sie mitsamt der dazugehörigen Betten unauffindbar sind wie die hier. Die Vermissten sind – meines Halbwissens nach – auch noch nicht wieder aufgetaucht, weder die Betten noch die Pinunzen. Aber es sind ja erst acht Monate seit der Anfrage vergangen. Ein Fall für die Krimiserie „Cold Case – kein Opfer ist je vergessen“.

Die Krise als Chance für ein nachhaltigeres und erfüllteres Leben

Für den erfolgreichen Bettenabbau und die potentielle Überlastung der Intensivstationen sollte sich weiterhin Obervolksfürsorger Lauterbach kümmern, der sich seit Jahren selbstlos für den Abbau von Betten und Personal engagiert. Der im Vorsatz verlinkte Beitrag  stammt von 2013 – und der Leser ist als netter Mensch der Meinung, sowas sei verjährt? Finde ich eigentlich auch, aber der Klabauterbach ist ein Mehrfachtäter und wurde 2019 erneut aufällig. Als Bewährungshelfer schlage ich Jens Spahn vor, der hatte Karlchen schon mal durchschaut, ist aber seitdem einer Amnesie anheim gefallen. Vielleicht kannten die Beiden sich aber auch noch nicht gut genug. 

Wie ich höre, soll der Bürger die Krise als Chance für ein nachhaltigeres und erfüllteres Leben betrachten. So wie dieser clevere Händler in Emmendingen, der seine Boutique auf Klopapier, Klosauger und Schnaps umgestellt hat und jetzt den Lockdown dank seinem vollsowjetischen Warensortiment elegant umfährt. Deutschlands Zukunft schimmert hier auf wie die Morgensonne über Pjöngjang. Dieser positive Ansatz überzeugt mich und ich will ich gerne dabei sein. Ich erwäge deshalb den Erwerb eines günstigen Beatmungsgerätes als Turbo für meinen vulnerablen Volvo, die Batterie dafür kommt in den Kofferraum. Dann hab ich endlich einen Hybrid und kriege ein paar tausend Euro Elektroautoförderung.

Alternativ käme ein Kirmes-Rennautosimulator  in Frage, der die Förderungs-Kriterien meines Erachtens ebenfalls glasklar erfüllt. Abgasfrei und mit neuem TÜV und mit 20.000 Euro extrem günstig zu haben (Schausteller stürzen sich ja gerade reihenweise von der obersten Gondel ihres Riesenrades). Genau mein Beuteschema ist auch ein Kinderkarussell von 1958 mit zeitgenössischen E-Mobilen und Raketen. Für 44.900 Euro ist das Karussell Marke Hennecke ein Schnäppchen, elektrisch und viel schöner als ein Tesla. Fährt  im Kreis wie Peter Altmeier und passt mit nur 7 Metern Durchmesser in meinen Vorgarten. 

 

Ein Dank an Leser H.N für die Hinweise zu den Beatmungsgeräten!

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

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B. Kurz / 21.03.2021

“... Inzidenz jetzt bei 99,9“. Die Just-in-time Produktion von Inzidenzzahlen zum Corona-Gipfel am morgigen Tage ist eine bewundernswerte Leistung. ”  Ja, lieber Herr Maxeiner (mein heutiger Sonnenstrahl am trüben Tag), wenn DIE sonst nichts auf die Reihe kriegen, aber Horrormeldungen wie bestellt, das wissen DIE, klappen bestens. Sogar für die unauffindbaren Betten einschließlich der Pinunzen besteht im Zuge der Aufklärung um Masken- u.a.-Korruptionen wieder Hoffnung. Schließlich wird jetzt - zumindest bei unliebsamen Politikern - auch in alten Akten gestochert.

Bernd Meyer / 21.03.2021

Nicht nur im Kreis (Peter Altmeier), sondern auch noch rückwärts. Ich hoffe, Sie stellen Kotztüten bereit! Schon klar, dafür kann das Karussell und seine Fans ja nichts. Deswegen mein Vorschlag: Altmeier nur am friday for future.

N.Lehmann / 21.03.2021

Herr Maxeiner, um ihre geniale Antriebstechnik zu veröffentlichen, geht das nur über “out going”  oder mit Hilfe des Medienprofis Lauterbach. Optisch sollte ihr Schwedenporsche pink und grün lackiert sein. Verzichten sie bitte auf das Elchgeweih am Grill und ersetzen dieses durch zwei Dildos mit blaulicht, der Frauenquote geschuldet. Auf der Hutablage den Wackeldackel durch Wackel-Greta ersetzen und auf die Strickmütze fürs Notpaper schreiben:“Wir speichern nicht nur Co2!” Die Haifischflosse am Heck durch einen Mittelfinger ersetzen, um ihre Verbundenheit mit dem Klimakindergarten sichtbar zu machen. Dann ist locker der Umweltpreis drin!

E Ekat / 21.03.2021

@Dr. Manfred Heil. “Impfungen und Hygiene werden zum festen Bestandteil über Generationen hinweg weltweit. Ein „Vorbei“ ist nicht zu erwarten.”  Mag sein, Herr Heil. Jedoch sind die von Ihnen dafür angeführten Gründe m.E. unvollständig, wenn nicht irreführend. Der korrektere Zusammenhang besteht darin, daß  Pandemie und Globalisierung Hand in Hand gehen.  Bereits die erste Pandemie, die im 15. Jahrhundert (?) ein Drittel der Europäer hinwegraffte war das Resultat eines von asiatischen Belagerern eingeschleppten Virus. Wer Globalisierung will, der muß sich mit Pandemien auseinandersetzen. Eigentlich sollte dies einleuchten.  Spätestens, wenn man sich mit den Interessenlagen der diversen Bekannten von Frau Merkel auseinandersetzt und nicht nur einen vermuteten Humanismus von Bill Gates berücksichtigt begreift man:  Globalisierung und Pandemie gehören zusammen.  Wo ich Ihnen zustimme:  Hygiene ( na gut) und ggfs. Lockdown, bis zur Impfung, das dürfte uns weltweit über Generationen hinweg in Beschlag nehmen. Sagt ja auch Gates. Darin liegt die Chance einer Lösung, der jedoch bittere Phasen der Erkenntnis vorangehen könnten. (Anm. d. Red.: Die Absonderungen des Trolls, der sich heute »Dr. Manfred Heil« nennt, wurden versehentlich freigeschaltet. Für alle anderen Mitlesenden: »Don’t feed the troll!«)

toni Keller / 21.03.2021

Zu den verschwundenen Betten: die verschenken wir nach Afrika, Das findet man, wenn man weiß wie man suchen muss, in den lokalen Zeitungen! Bzw. verborgen in großen Jubelartikeln,  Wie gesagt “wir haben es ja!”  oder vielleicht doch nicht?

J. Braun / 21.03.2021

@Dr. Freund / 21.03.2021: „Die EU hat beschlossen, dass auch Mofas und Mopeds demnächst zur HU müssen. “—Hier leidet der brave Deutsche wieder mit. In anderen EU-Ländern sind diese Zweiräder eine echte Pest und in Frankreich ganz schlimm. Dort fahren die kleineren Geländemotorräder ohne Zulassung, laut knatternd und ekelhaft stinkend durch den Wald, gern in Pulks zu fünfen und mehr. Da wird von der älteren Dorfjugend geschraubt und manipuliert, keiner kontrolliert’s, denn es gibt ja keine vorgeschriebene technische Untersuchung für die Geräte. Und welche Handhabe soll die ohnehin unterbesetzte Polizei bei Kontrollen haben, wenn es keine verbindlichen technischen Untersuchungen gibt. Für diese anarchischen Länder ist das gedacht, der Deutsche leidet mit solange er mit seinem Land in der EU verbleibt.

Thomas Kache / 21.03.2021

Voller Wehmut stellen sich mir im Moment mehrere Fragen: wieviel Toilettenpapier (3- oder 4- lagig) benötige ich bei welchem von Herrn SPD- Klabauterbach moderiertem Inzidenzwert um mich in ein Geisterbett zum hyperventilieren zur, aber wirklich allerletzten, Ruhe zu begeben. Kann mir das Emmendinger Kleverle neben mehrlagigem Toilettenpapier auch das letzte Hemd verkaufen? Auch dieses wäre in Corona- Panik- Hysteriezeiten ein absoluter Renner. Gibt es nicht bei Amazon; jedenfalls nicht in der von mir gewünschten Ausführung. Darf ich mein Beatmungsgerät, welches ich neben meiner Grabstelle zu platzieren beabsichtige, mit einem Diesel- Notstromaggregat betreiben? Und, last, but not least, dürfen wir damit rechnen, dass das für Klabauterbach, Jennemännlein, Mutter Courage, et al., geradezu lebens- und überlebensrelevante Virus uns noch ganz lange erhalten bleibt? Gerade beabsichtige ich, als Startup in der Corona Industrie einzusteigen. Das werde ich ja nur tun, wenn ich noch gaaanz viel Geld vom Staat kriegen werde. Ansonsten hätte ich noch im Angebot: Trampoline für FFF- Kiddis, Hämmer, um sich die Vorstellung das es eine “Normalität” geben wird, aus dem Kopf zu schlagen, sowie die an einer Schnur beweglichen Hampelmänner, um uns vor Augen zu führen, welchen Stellenwert wir in unserer “Demokratie” einnehmen. Happy Sunday

Michael Müller / 21.03.2021

Ihre Furchtlosigkeit den Aerosolen anderer gegenüber in allen Ehren (oder sind Sie bereits geimpft?). Ihr Anspruch, deshalb andere Menschen mit Ihren Aerosolen beglücken zu dürfen, unterstützt die Bahn nicht. Und das ist gut so. Ganz praktische Hilfe lasse ich Ihnen nun angedeihen, indem ich Ihnen folgendes mitteilen kann: Ihre ca 4,5 h Verbindungen nach Berlin gibt es noch, wenn auch mit 1x umsteigen und nur Mo bis Do. Daneben gibt es weitere Verbindungen mit unter 5h und weitere mit unter 6h. Ihre Darstellung, man müsste aktuell zwangsläufig über 7h einrechnen, ist also falsch. Ebenso falsch ist das Bild, das Sie durch die Verquickung der Krankenhausschliessungen, gebrauchten Beatmungsgeräten, Lauterbachs Statements zur Anzahl Krankenhäuser zeichnen. Wahr ist, dass die Anzahl der Intensivbetten in D gestiegen ist. Die geschlossenen Krankenhäuser haben nur bedingt etwas mit Intensivbetten zu tun. Viele Kapazitäten wurden von anderen KH aufgefangen. Übrigens: Die Anzahl der Coronapatienten auf den Intensivstationen steigt leider wieder. Bisher von 2721 am 13.3. auf 2951 am 19.3.     

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