Keine Bange. Würde das “Schubsen” funktionieren, so gäbe es nur glückliche Eltern mit mustergültigen Nachwuchs, eine noch immer bestehende DDR; dann würden 99% der ÖRR-Zuschauer die Grünen wählen und die große Koalition wäre das was ihr Name verspricht, nämlich groooooß. Die Leute lassen sich aber nur eingeschränkt und nur temporär gegen ihre eigenen Interessen manipulieren, denn das ist ja exakt genau DAS!!! was Nudging will. Offene Tore muss man hingegen nicht mit sanfter Gewalt einrennen, sprich, niemand muss an die Hand genommen und in eine Richtung geleitet werden, in die er ohnehin gehen will.
Dieses Prinzip ist alles andere als neu. Werbung nutzt es schon immer. Neu ist, dass der Staat nachzieht und mit den selben Methoden arbeitet, mit denen pfiffige Werbeagenturen bisher nur im Privatleben der potenziellen Kundschaft freundlich, nett, und ganz unter dem Radarschirm des Konsumenten bestimmte Produkte, Verhaltensweisen oder Werturteile nährgebracht haben. Das gehört sich allerdings nicht. Der Staat, also unsere gewählten Vertreter und die uns verantwortliche Bürokratie hat es zu unterlassen, mit unterschwelligen Methoden und Strategien den Bürger quasi zu übertölpeln. Ganz im Gegenteil hat der Staat über solche Praktiken kritisch aufzuklären, sie zu dekonstruieren, und den Bürger in die Lage zu versetzen, solche Manipulationsversuche zu erkennen und abzuwehren. Je näher Wahlen rücken, und im Prinzip ist ja eigentlich immer irgendwo eine Wahl im Anmarsch, je neutraler hat sich der Staat und sein Apparat zu verhalten. Das ist zum Teil sogar geltende Rechtssprechung, die allerdings nur dann greifen kann, wenn die Manipulationsversuche des Staates ganz klar objektiv erkennbar sind, also wenn z.B. eine Ministerin oder ein Präsident zum Engagement „gegen Rechts“ aufruft. Gegen die subkutanen, indirekt versteckten Werbebotschaften des Staatsapparates oder von Politikern in Ämtern gibt es dagegen kein wirksames juristisches Abwehrmittel, da hilft nur Öffentlichkeit, also Medien, Bürgervereine und selbstverständlich auch negativ betroffenen Parteien, die hier Einhalt einfordern müssen und von den Medien gehört werden müssen. Denn das Problem hierzulande heutzutage ist das kollusive Verhalten von Medien, staatlicher Verwaltung, Ministerien, Kirchen, Gewerkschaften und NGO’s, die das Nudging nicht etwa kritisch beobachten, sondern unkritisch und zum Teil regelrecht devot dabei mitmachen. Oft klinken sich zur staatlichen unterschwelligen Manipulation andere Entitäten mit medialer Reichweite mit ein, und schieben und drücken alle in eine Richtung.
Wo bleibt der öffentliche Diskurs in Sachen Nudging - ach so, das Narrativ des Frames erlaubt ihn nicht. Außer hier natürlich. Zum Glück.
“Nudging” ist ein legitimes Werkzeug, um Interessen aller Art durchzusetzen. Wir kennen es doch aus der Werbung! Was wir nicht wollen: ein Nudging-Monopol. Wie haben die großen Autokonzerne zB ihre Nudging-Pflicht versäumt! Wer sich mit Stickoyiden nicht auskennt, sollte wenigstens per Werbung erfahren haben: “Wir bauen die klimafreundlichsten Dieselmotoren aller Zeiten! “
“... daß Menschen keine Wesen sind, die durchweg rationale Entscheidungen treffen, sondern durch Faktoren irrational geprägt sind, die ihnen selbst nicht bewußt sind.” Und wer sagt, wer stellt fest, daß die Mitglieder der Regierung nicht genau so irrational geprägt sind? Wenn ich die deutsche Politik der letzten 10-20 Jahren anschaue, habe ich nicht den Eindruck, sie wäre wesentlich oder überhaupt rationaler als die Gedanken, die Bedenken, die Wünsche der Bevölkerung. Nur anders irrational, keinesfalls weniger. (Das es in der Bevölkerung auch Idioten gibt, will ich nicht bestreiten. Solche gibt es aber auch in der Regierung. Nur drücken sich diese kultivierter aus als jene in der Bevölkerung. Das ist der ganze Unterschied.) lg alma Ruth
Hallo Christian Eckert, etwas ernüchtert blicke ich auf Ihre Begriffsstutzigkeit. Wenn Sie eine Fliege über einem Pissoir zu einem zielstrebigen Strahl in die Schüssel animieren soll, damit die ‘Putze’ wegen Ihrer Verspieltheit nicht zusätzlich Arbeit bekommt, dann kann Nudging Sie u n b e w u ß t zu einem besseren Menschen machen ( zumindest in den Augen der Putzfrau). Wenn aber ein gesetztes staatliches Framing, ( Ihr Urinstrahl Richtung Fliege) von Ihnen mißachtet wird, weil Sie nicht mit den Inhalten konform gehen, Sie eine andere MEINUNG haben (weil Sie zum Beispiel Ihre Toilette selbst reinigen und deshalb Ihre Strahlrichtungen selbst bestimmen wollen) und Sie dafür gesellschaftlich geächtet werden oder sogar, in naher Zukunft, strafrechtlich verfolgt, dann ist das NICHT OKAY und das halte ich NICHT für zumutbar, Herr Eckert, das ist diktatorisch, capisci? @ Dietmar Schubert, wie kommen Sie auf die a b s o l u t abwegige und verzweifelte IDEE , wir Frauen würden zu Trump oder Kurz oder Johnson aufblicken??? Das sind die Männer auf AUGENHÖHE! Auf Merkel und die ganze traurige Altparteienlandschaft kann man nur mit Abscheu h i n u n t e r b l i c k e n.
Ich sage: Volksabstimmungen auf Bundesebene, sonst tritt unsere (sog.) ‘Demokratie’ auf der Stelle!
“Libertärer Paternalismus”? Da hat jemand offenkundig den Sinn des Libertarismus vollkommen missverstanden. Wenn ein Staat von oben herab seine Bürger regiert und dirigiert, ist das totalitär. Wenn ich keinen Staat mehr haben will und alles privatisieren möchte, weil ich der (bei Liberalen sehr verbreiteten) Meinung bin, nur Staaten könnten totalitär sein, die Möglichkeit der Steuerung von Menschen jedoch nicht aus der Hand geben will, wo lande ich dann? Richtig, bei unterschwelliger Werbung. Und genau das ist Nudging. Also der Versuch, Staatspropaganda zu privatisieren. Was wohl auch die Unmenge an NGOs erklärt, die sich genau dieser Methode bedienen. Jegliche Form von Manipulation des Einzelnen, hat in einer freien Gesellschaft voller selbstverantwortlicher und selbstreflektierender Menschen jedoch nichts zu suchen. Gar nichts. Denn eine Gesellschaft, in der der Einzelne durch Manipulation dazu gebracht wird, etwas zu glauben oder zu tun, ist nicht mehr frei und damit auch nicht libertär.
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