Für jeden, der—wie ich—die achtziger Jahre bei klarem Bewusstsein erlebt hat, ist der Ausdruck “nuklearer Holocaust” nichts Ungewöhnliches. Man bekam ihn damals sozusagen zum Frühstück serviert. Die Friedensbewegung, vor allem die westdeutsche Sektion, führte dieses Wort völlig unbefangen im Mund. Gemeint war ungefähr folgendes: Die “Supermächte” rüsteten für den Dritten Weltkrieg. Vor allem den kriegslüsternen Amerikanern sei nicht zu trauen. Die Deutschen würden die ersten Opfer eines nuklearen Schlagabtauschs sein. (Es gab damals sogar den Satz: “Wir sind das auserwählte Volk der Bombe.”)
Heute greift das iranische Regime nach der absoluten Waffe. Aber just dieselben Leute, die gestern noch dauernd vom “nuklearen Holocaust” schwadroniert haben, schreien heute laut: dieses Albtraumszenario von Benny Morris sei hysterisch, unrealistisch usw. Kunststück: Gestern waren es ja noch Irre vom Schlage eines Ronald Reagan oder einer Margaret Thatcher, die eine Politik der Hochrüstung betrieben. Heute dagegen haben wir es mit rationalen Staatsmännern wie Achmadinedschad und Ali Chamenei zu tun.