Sechs russische Oligarchen haben sich in den letzten Monaten umgebracht, wenn man den Ermittlungsergebnissen glaubt. In einigen Fällen wurden auch Familienangehörige getötet.
Zuletzt hatten in der vergangenen Woche zwei solcher Todesfälle für Aufsehen gesorgt, wie focus.de berichtet. Innerhalb von 24 Stunden seien demnach Sergej Protosenja und Vladislav Avayev, ein ehemaliger Kreml-Mitarbeiter und Gazprombank-Vizechef, samt Familienmitgliedern tot aufgefunden worden. Protosenja starb in Lloret de Mar und Avayev in Moskau. Die Frauen und Kinder der beiden Oligarchen seien offenbar ermordet worden, während der Tod der Männer auf Suizid hindeutet. Es soll so ausgesehen haben, als hätten beide Männer erst ihre Familie getötet und danach sich selbst. Es kann auch tatsächlich so gewesen sein, aber bemerkenswert ist, dass es zuvor vier weitere Oligarchen-Sterbefälle gab, bei denen es sich ebenfalls um Selbstmorde handeln soll. Darauf verweist focus.de unter Bezugnahme auf einen Newsweek-Bericht.
So sei der 41-jährige Vasily Melnikov, der für das russische Arzneimittelunternehmen Medstom tätig gewesen sein soll, demnach am 24. März tot in seinem Luxus-Apartment in Nizhny Novgorod entdeckt worden. Neben dem Toten wären auch seine Frau und die zwei gemeinsamen Söhne tot aufgefunden worden. Die Ermittler hätten erklärt, dass Melnikov erst seine Familie getötet habe und dann sich selbst.
Der in der Ukraine geborene Russe Mikhail Watford, Besitzer verschiedener russischer Energieunternehmen, sei am 28. Februar tot in seinem Haus im britischen Surrey entdeckt worden. Einem Bericht der Daily Mail zufolge soll ihn ein Gärtner erhängt in der Garage seines Hauses gefunden haben. Die BBC hätte berichtet, dass die Polizei die Umstände seines Todes nicht für verdächtig gehalten habe. Der stellvertretende Generaldirektor von Gazprom, Alexander Tjuljakov, soll einen Tag nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine tot auf seinem Landanwesen in der Nähe von St. Petersburg aufgefunden worden sein. Neben dem erhängten Körper des 61-Jährigen habe die Polizei laut der russischen Zeitung „Gazeta“ eine Notiz gefunden, die die Ermittler zu der Annahme veranlasst hätte, der Oligarch sei durch Suizid gestorben.
Bereits im Januar wurde der Gazprom-Manager Leonid Shulman dem Bericht zufolge tot in seinem Haus im Umland von St. Petersburg gefunden. Auch neben seinem Körper sei eine Notiz gefunden worden, die auf einen Suizid hindeute, habe es in russischen Meldungen geheißen
In allen sechs erwähnten Fällen gingen die Ermittler grundsätzlich von einem Suizid aus. Nur im Falle von Protosenja, der in Spanien starb, würde die Polizei ein mögliches Fremdeinwirken in ihre Ermittlungen mit einbeziehen.
Natürlich laden solche Nachrichten zu wilden Spekulationen ein, aber auch wenn die Angaben der Ermittler stimmen, bliebe die Frage: Was bedeutet es, wenn sich ein halbes Dutzend russischer Oligarchen plötzlich innerhalb weniger Monate das Leben nimmt?