Das „Nie wieder” der Profiteure

Plötzlich wollen heute Unternehmen an der Seite der Regierung gegen den Faschismus eintreten, die einst zu den Profiteuren des NS-Regimes gehörten.  

Das Gurken-Unternehmen Kühne will sich beim „Kampf gegen rechts“ profilieren. Ausgerechnet dieses Unternehmen, das sich in der Nazi-Zeit an der Immobilie eines Juden, der flüchten musste, bereichert hat.

In der Jüdischen Allgemeinen kann man Folgendes über das Schicksal des Wäschefabrikanten Richard Semmel nachlesen:

„Noch in den Tagen der Machtübernahme 1933 flüchtete Semmel in die Niederlande. Er verkaufte von dort aus seine Villa an Wilhelm Kühne, Eigentümer eines 1772 gegründeten Familienunternehmens, das bis heute für seine Gewürzgurken, Essig und viele andere Lebensmittel bekannt ist. Der Kaufpreis war so niedrig, dass er für Makler und Steuern verbraucht wurde – Semmel sah keine einzige Mark. In einem höchst seltenen Vorgang erließ ihm das Finanzamt einige Hunderttausend Reichsmark ‚Reichsfluchtsteuer‘ – weil sein Vermögensverlust so gewaltig war.“

Die Familie Kühne verkaufte die Liegenschaft nach dem Krieg für rund das Elffache des seinerzeitigen Kaufpreises weiter. Richard Semmel starb 1950 verarmt in New York. Seine Versuche, sein Vermögen zurückzuerhalten, blieben erfolglos.“

Dass ausgerechnet Kühne #NieWiederIstJetzt nun auch noch für Marketingzwecke missbraucht, ist so unredlich, dass einem die Spucke wegbleibt!

Auf Facebook postet das Unternehmen folgendes Statement:

„#niewiederistjetzt

Unternehmen sind keine politischen Gebilde, aber es gibt Zeiten, in denen Wegducken und Schweigen nicht geht. Aktuell ist so eine Zeit.

Wir sind alle Menschen, mit gleichen Existenzrechten, völlig unabhängig von unserer Hekunft, unseren Vorlieben und unserer Kultur.

Wir sind ein diverses, multinationales Unternehmen. Unsere Mitarbeitenden kommen aus vielen verschiedenen Kulturen - und das ist auch gut so. Genau so wollen und brauchen wir es!

Deshalb stehen wir als Kühne-Team an der Seite der Demokraten - gegen Hass, Menschenverachtung und faschistisches Gedankengut.“

Gab es zu dem Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel auch ein Statement von Kühne? Da gab es nämlich tatsächlich ein Morden an Juden, wie es an einem einzigen Tag seit dem Holocaust nicht mehr stattgefunden hat!

„Nie wieder ist jetzt“ steht ausschließlich für einen Kontext zur Judenvernichtung und nicht für Selbstbeweihräucherung und Selbstdarstellungszwecke. Diese Zweckentfremdung von #niewiederistjetzt passt in einen linken Zeitgeist, der den Holocaust und die Ermordung von sechs Millionen bewusst für eine eigene Agenda missbraucht und schändlich verwässert.

Wenn Kühne wirklich etwas wiedergutmachen möchte, wenn dieses „Nie wieder ist jetzt“ kein leeres Geschwätz bleiben soll, dann wäre es angebracht, Terroropfer in Israel zu unterstützen.

Das kann man hier, über Israels größte Spendenorganisation, Keren Hayesod tun.

Die Bankdaten gebe ich gerne bekannt:

Keren Hayesod e.V.

Verwendungszweck: Malcas Geburtstags-Spendenaktion für die Familien gefallener oder verletzter Soldaten in Israel

IBAN: DE 84 5005 0201 0200 5454 50

BIC: HELADEF1822

 

Malca Goldstein-Wolf ist eine deutsch-jüdische Aktivistin und Publizistin, die sich gegen Judenhass einsetzt. Neben ihrem Aktivismus als ehrenamtliches, geschäftsführendes Mitglied des deutschen Präsidiums von Keren Hayesod, Israels größter Spendenorganisation, sammelt sie Gelder für israelische Menschen in Not.

Foto: Malca Goldstein-Wolf

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Sabine Heinrich / 02.02.2024

Kühne? Von denen werde ich keine einzige Gurke oder Sonstiges mehr kaufen -  schade nur, dass 80 -  85% der Bevölkerung gar nicht mitbekommt/mitbekommen will, was hier derzeit abläuft! - Übrigens: Kühne hat vor über 20 Jahren sein Werk in Lübeck-Schlutup geschlossen - und der Stadt eine Ruine , einen mehr und mehr zum Schandfleck verkommenes Gelände hinterlassen. Jetzt tut sich da endlich etwas - aber es hat wohl nicht an der Stadt gelegen, dass dieser Schandfleck nicht schon viel früher beseitigt wurde und etwas Nützliches damit angestellt werden konnte. - NUN ABER - da die Wohnungsnot riesengroß ist, steht fest: Dort werden im großen Stil Wohnungen errichtet - für wen auch immer…Mich interessiert, wieviele Millionen Euro Kühne von der sowieso klammen Stadt Lübeck “erbeten” hat, damit sie diesem verwahrlosten Gelände inklusive Brandruine endlich zu Leibe rücken kann. Die Ruine ist inzwischen weg (2023). Mich interessiert auch, welche “Deals” zwischen Kühne und der roten Lübecker Regierung möglicherweise gelaufen sein könnten.

Ulrich Jäger / 02.02.2024

Ignazio Silone sagte 1945 angesichts des untergehenden Faschismus in Deutschland und Italien und aus seinen Erfahrungen mit der kommunistischen Internationale in Stalins Moskau: “Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‘Ich bin der Faschismus’. Nein, er wird sagen: ‘Ich bin der Antifaschismus’.” Und so werden in einigen Jahren wieder verschiedene deutsche Unternehmen Historiker bemühen, um erneut ihre Verstrickungen mit dem herrschenden Zeitgeist “aufarbeiten” zu lassen. Verbunden mit dem Versprechen, es nie wieder zu tun. Ob sie nun Deutsche Bank, Degussa, Bertelsmann oder eben Kühne heißen.

Thomas Szabó / 02.02.2024

Gurken-Kühne - kühne Gurken! Immer am Puls des Zeitgeistes, damals wie heute! Die Gurken gegen Nazis werden ihren Worten sicherlich Taten folgen lassen und überweisen den heutigen Gegenwert der arisierten Villa an eine jüdische Hilfsorganisation.

Sam Lowry / 02.02.2024

Es gibt so viele ähnlicher Fälle, dass man grad den Kühlschrank leerfressen möchte… Kühne ist nur einer davon.

Franz Klar / 02.02.2024

Jetzt wollen wir mal die Kühne-Gurken im Regal lassen ... “Die Bio-Supermarktkette Alnatura hat Produkte der Marke „Spreewälder Hirsemühle“ aus dem Sortiment genommen – weil der Firmenchef der AfD angehört (Quelle utopia.de , 9. Oktober 2019 ) .  Boykott Diverser Schurken ... BDS jetzt !

Stefan Riedel / 02.02.2024

Nie wieder? Immer wieder? Einmal Systemgewinnler, immer Systemgewinnler? Es ist doch so einfach?

S.Buch / 02.02.2024

„Nie wieder ist jetzt“ und „an der Seite der Demokraten“ ist orwell‘scher Neusprech und bedeutet nichts anderes als „Wir sind wieder da“ und „marschieren zusammen“ - mit „wir“ sind die Nazis und Faschisten gemeint. Dazu sage ich nur „Nie wieder Kühne ist jetzt“ - „Nie wieder Linksgrüne“ schon lange.

Mike Gehoff / 02.02.2024

Auch kirchennahe Organisationen wie die Caritas sind ganz vorn mit dabei. „Wir haben als Caritas drei Hebel, um gegen Rechtspopulismus aktiv zu werden“ (Frontpage der Webseite). Vor Ort werden dann auch schon mal die Mitarbeiter zur Beteiligung an den Demos animiert. Das läuft dann alles unter dem Caritas-Jahresmotto “Frieden beginnt bei mir”. Bei der Caritas Südniedersachsen z.B. dürfen sich die Mitarbeiter mit Statement und Foto auf der Internetseite präsentieren. “Wer mitmachen möchte, sendet ein Portraitfoto und eine Antwort auf die Frage: „Warum ist es jetzt so wichtig, dass wir gegen Rechtsextremismus und für unsere Demokratie einstehen?“ per E-Mail an:...” Dass bei solch klarer öffentlicher politischer Positionierung eine neutrale Sozialarbeit nicht mehr stattfinden kann, liegt auf der Hand. Nicht auszudenken, wenn ein AfD-Mitglied in die Hände einer Caritas-Pflegekraft fällt.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com