Dirk Maxeiner / 28.02.2020 / 06:28 / Foto: Pixabay / 102 / Seite ausdrucken

Corona: Die Abendlage aus einer popeligen Hausarztpraxis

Diese Mail erreichte mich gestern Abend von einem Arzt in Niedersachsen unter dem Betreff: "Die Abendlage aus einer popeligen Hausarztpraxis".

In Lüneburg erster Verdachtsfall, unbestätigt. In meiner Praxis ein Verdachtsfall, Testung steht aus, weil (Stand 11 Uhr) das Gesundheitsamt die Testung verweigerte („nur bei gesicherter Einreise aus einem Hochrisikogebiet, China oder Mailand“). Dass der Verdachtsfall um die halbe Welt geflogen war und dabei reichlich Kontakt mit Chinesen hatte, interessierte die kühle Blonde nicht die Kaffeebohne der Espressomaschine neben ihrer Drehstuhlposition. Na, mir doch egal – wie soll doch Hans-Peter Briegel gesagt haben: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“

Also Nachfrage beim Landesgesundheitsamt in Hannover: „… nee, können wir Ihnen jetzt nix zu sagen, hier tagt gerade der Krisenstab.“

15.45 Uhr Fax des Hausärzteverbandes: Freigabe der Untersuchung in begründeten Verdachtsfällen auch für Hausärzte – außerhalb des Labor-Budgets. Geht doch. Wird dann also morgen getestet.

Hier in der Praxis habe ich die Wartebereiche in Huster und Nicht-Huster getrennt und ein Sprechzimmer zum Hustenzimmer erklärt, in dem ich vermummt auftrete (obwohl das mehr oder minder sinnbefreit sein soll, die richtig guten Atemmasken sind nirgends lieferbar, ich sehe also aus, als wollte ich das Virus herausoperieren).

Das Szenario, vor dem mir graut, ist, wenn das Virus in Altenheime und Krankenhäuser hüpft. Dann herrscht Darwin, auch wenn der Rest der Leute glimpflich davon kommen sollte. Das Personal flüchtet nämlich als erstes. In meine Praxis. Krankschreiben lassen, aus psychischen Gründen oder wegen plötzlichem Rückenschmerz. Dann zum ALDI, hamsterkaufen.

Der Virologe Kekulé war in der Talkshow von Markus Lanz gut. Es war auch das erste Mal seit Jahren, dass Lanz und der anwesende Ministerpräsiden Schleswig-Holstein, Daniel Günther, über Minuten die Klappe gehalten haben.

So, jetzt halte ich meine. Viren und Windmühlen. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!

PS.

Auch sonst eher ideologisch herausgeforderte Leitmedien liefern auf einmal sachdienliche Hinweise von wirklichen Experten

Foto: Pixabay

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Sirius Bellt / 28.02.2020

Danke für den Bericht eines Arztes (Praktiker). Warum die Hausarztpraxis “popelig” sein soll, hat sich mir allerdings nicht erschlossen.

Maria Salzwedel / 28.02.2020

Das ist der beste Spruch des Jahres: „Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie“. Wunderbar, vielen Dank! Maria Salzwedel

Johannes Rausch / 28.02.2020

Vielen Dank für den schönen Beleg für die Diskrepanz von kommunizierten und realen Maßnahmen. Hierzu etwas aus meiner eigenen Beobachtung: Ich war kürzlich in Singapur. Dort waren folgende Maßnahmen überall präsent: 1) Bei Ein- und Ausreise wurde der Reisepass im Detail auf Einträge aus den zu diesem Zeitpunkt stark bevirusten Gebieten kontrolliert. 2) Die Zugänge zu einigen öffentlichen Gebäuden und MRT-Stationen wurden per Wärmebildkamera überwacht. 3) An öffentlichen Plätzen wurden Schaukästen, Handläufe etc. regelmäßig mit Desinfektionsmittel gereinigt. 4) Bei allen Köchen in den vielen Hawker-Stalls wurde regelmäßig die Körpertemperatur per Infrarotthermometer kontrolliert. 5) Beim Besuch von Cafés musste man sich mit Kontaktdaten in eine Liste eintragen um nachträgliches Contact-Tracing zu ermöglichen. Zusammengefasst wird zur Zeit in Singapur also bei jedem, der seine Wohnung verlässt, mehrmals täglich die Körpertemperatur gemessen, öffentliche Plätze sauber gehalten und das nachträgliche ermitteln von Kontaktpersonen wird ermöglicht. Ob das bei dieser Art von Virus wirklich viel nützt ist mir nicht klar, es sind aber die einzigen Maßnahmen, die sich flächendeckend durchführen lassen, ohne das öffentliche Leben lahmzulegen. Zum Vergleich eine vollständige Liste aller Maßnahmen bei der Einreise nach Frankfurt: Nix. Keine Wärmebildkamera, keine Kontrolle der Einträge im Reisepass. Gar nichts.

Michael Brockerhoff / 28.02.2020

Reg’ Dich nicht auf Kollege. Wir haben hier in Kenia 11 Isolierbetten für 42 millionen Einwohner und jede Woche etliche Flüge von und nach China für die zigtausenden chinesischen Arbeiter hier vor Ort. Kontrollen am Flughafen: Fehlanzeige. Ratschlag der Gesundheitsbehörden: Begeben Sie sich in freiwillige Selbstquarantäne,falls Sie Beschwerden haben. Flüge von und nach China sollen aber weitergehen,weil sonst angeblich nach Aussage des Gesundheitsministers eine Diskriminierung vorliegen würde. Kein Wunder,dass wir hier noch keinen Fall von Covid 19 haben.

Albert Pflüger / 28.02.2020

Es ist aussichtslos, die Epidemie vermeiden zu wollen. Die Chinesischen Kommunisten sind Opfer ihres Allmachtdenkens und haben extreme Handlungsfähigkeit beweisen wollen, als sie Wuhan abriegelten, nachdem Vertuschung nicht mehr half, auch, um zu zeigen, welche Macht sie in Händen haben,  gegen das Volk. Nun konnten andere Länder natürlich nicht zurückstehen. Jedoch ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht von Quarantänemaßnahmen, sondern eher von der Bildung von Resistenzen in der Gesamtpopulation abhängig. Isolierung funktioniert nur bei einer extrem kleinen Zahl von Virusträgern, die man überdies genau kennen und schnell unter Quarantäne stellen muß. Das klappt nicht mehr. Wir müssen nun die Welle überstehen. Sterben werden vor allem Alte und Schwache, jene werden jetzt möglicherweise am Virus sterben, die demnächst aus anderen Gründen gestorben wären, danach wird die allgemeine Todesrate unter das Normalmaß fallen, weil die Hinfälligen sozusagen die Gelegenheit zum Ausstieg genutzt haben und der Zug mit wenigen verbliebenen Passagieren weitergefahren ist. Versorgungsengpässen infolge der Bekämpfungsmaßnahmen kann man durch erweiterte Vorratshaltung begegnen, man kann Menschenmassen meiden, sich häufig die Hände waschen und allgemein Vorsicht walten lassen. Wenn man Glück hat, erkrankt man nicht. Also dann: Viel Glück!

Oliver Förstl / 28.02.2020

Es war nicht Briegel, sondern Andy Möller der sagte: “Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“

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