Bekir Alboga, Islamwissenschaftler und Sekretär der “Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion” (DITIB), heute früh im Deutschlandfunk:
“Meinungsfreiheit verteidigen wir alle. Aber ob man den Führer, sozusagen den Prophet, den Vermittler einer Weltreligion - ich habe mir die Karikatur nicht angeschaut, aber muss man jetzt den Propheten Mohammed mit einer Handgranate malen? Ist das auch nicht eine Provokation? Man kann das so verstehen, man möchte provozieren. Man darf provozieren. Aber zählen die Gefühle der Muslime nicht? Gibt es auch nicht für die Muslime Werte, die man mit Respekt behandeln sollte? Wollen wir nicht einen Weltfrieden? Wollen wir nicht friedlich zusammenleben? Müssen wir uns ständig gegenseitig provozieren? Ich würde momentan zum Beispiel auf jede Provokation verzichten.” http://www.deutschlandfunk.de/reaktionen-auf-anschlag-das-war-selbstjustiz.694.de.html?dram:article_id=308207
Prof. Dr. Hajo Funke, Politikwissenschaftler und Rechtsextremismusexperte
“Die Präsentation Frankreichs als besetzt und unterworfen dem Islam, das ist sozusagen, wenn es nicht satirisch gemeint ist, Islamophobie. Und deswegen kann es sein, dass die, wie soll ich sagen, also wenn, die gleiche Zeitung genauso sich selbst auf’s Korn genommen hätte, mit ihrer Überzeichnung, der satirischen Überzeichnung, dann wäre da ein anderer Schuh draus geworden.” http://tapferimnirgendwo.com/2015/01/09/selber-schuld/
Prof. Dr. Wolfgang Benz, ehemaliger Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung
Kapern: Gibt es diese Tendenzen, Muslime unter Generalverdacht zu stellen? Wo genau sehen Sie die? Haben Sie ein Beispiel für uns?
Benz: Na ja, die habe ich natürlich in einer ganzen Reihe von publizistischen Beispielen der letzten ungefähr zehn Jahre, wo Scharfmacher in Büchern, in Artikeln daran arbeiten, deutlich zu machen oder herauszuarbeiten, zu behaupten, der Muslim sei böse, weil er Muslim ist, weil er nämlich einer bestimmten Religion angehört. Einen Vorurteilsforscher bewegt das nicht so schrecklich als etwas Neues, denn diese Vorwürfe kennt man, die sind im 18., im 19. Jahrhundert genauso gegenüber den Juden wegen ihrer Religion erhoben worden. http://www.deutschlandfunk.de/nach-dem-anschlag-in-paris-mit-dem-islam-in-kontakt-treten.694.de.html?dram:article_id=308247
Jakob Augstein, Erbe und Verleger
Was machen wir mit all den deutschen, den europäischen Muslimen? Internierung? Es sind ein bisschen viele dafür. Die USA hatten es im Zweiten Weltkrieg nur mit annähernd 120.000 Japanern und US-Bürgern mit japanischen Wurzeln zu tun, die sie in Lager einsperrten. Nur wegen ihrer Abstammung - der reine Rassismus. Ein abwegiger Vergleich? Mitnichten. Uns ist alles zuzutrauen. Wenn man das Problem global betrachtet, wird es noch schwieriger. Es gibt 1,6 Milliarden Muslime auf der Welt. Wenn die alle Anhänger einer faschistischen Ideologie sind, wie Hamed Abdel-Samad findet, oder, etwas gemäßigter, einer “Religion, der die Aufklärung noch bevorsteht” (Monika Maron) - was fängt man mit denen an, bis sie endlich so geworden sind wie wir. http://www.spiegel.de/politik/ausland/charlie-hebdo-jakob-augstein-den-anschlag-in-paris-a-1011898.html