Gastautor / 30.01.2023 / 11:30 / Foto: Pixabay / 30 / Seite ausdrucken

Australien: Die radioaktive Kapsel und die Gefahr

Von Hans Ambos.

Eine verlorengegangene radioaktive Kapsel macht derzeit Karriere in den Medien. Die kleine silberne Kapsel (8 Millimeter mal 6 Millimeter) mit radioaktivem Cäsium-137 ist auf dem Weg von einem Minengelände nach Perth verloren gegangen. Die Tagesschau schreibt beispielsweise: „Seit dem 25. Januar suchen die Behörden in Westaustralien eine winzige radioaktive Kapsel – auf 1400 Kilometern Strecke. Ihre Strahlung ist besorgniserregend.“

Nach Angabe des DFES, department of fire and emergency services, Perth Australien beträgt die Aktivität 19 GBq (Gigabecquerel). Die Warnung an die Bevölkerung lautet: Mindestens 5 Meter Abstand halten. Welche Bedeutung hat dieser Vorfall?

Hier eine kleine Erklärung und Einordnung:

Die Gamma-Dosisleistungskonstante von Cäsium-137 ist 88 (µSv × m²) / (h × GBq). Gemäß Abstandsquadratgesetz beträgt die Dosisleistung (DL) in 5 Meter Abstand von der Kapsel DL = 67 µSv/h (Mikrosievert pro Stunde). Die Kapsel lässt sich also aus einigen Metern Entfernung mit einem geeigneten Messgerät gut aufspüren und mit einem Ferngreifer (1 Meter) in einen Bleiabschirmbehälter verpacken. Der Operateur wird dabei eine effektive Dosis von etwa 10 bis 20 µSv erhalten. Zum Vergleich: Die natürliche Dosis, aus terrestrischer und kosmischer Strahlung ist 2.100 µSv im Jahr.  

Dosisleistung in 1 Meter Abstand = 1,67 mSv/h (1 Millisivert pro eine Stunde!). Zum Vergleich: Die Dosis durch medizinische Anwendung zum Beispiel bei einem Ganzkörper-CT beträgt 10 bis 20 mSv; das ist einmalig zehnmal so viel. Die Kapsel sollte man keinesfalls in der Wohnung lagern.

Dosisleistung in 1 Zentimeter Abstand = 16,7 Sv/h. (Sievert pro eine Stunde). Die Kapsel sollte man keinesfalls in der Hosentasche aufbewahren. Anderenfalls treten nach einigen Stunden schwerste lokale Hautschäden auf. Zu einer für den Menschen tödlichen Dosis kann es, unter den gegebenen Umständen, nicht kommen. 

 

Hans Ambos ist Strahlenschutzbeauftragter, freiberuflicher Dozent in Strahlenschutz, Radioaktivität und Kerntechnik. Er hat 30 Jahre in einem großen Kernkraftwerk gearbeitet.

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Hjalmar Kreutzer / 30.01.2023

Danke für die sachliche Darstellung der Strahlen-„Belastung“, die dann bei sachgemäßem(!) Umgang mit der Strahlenquelle wohl nicht gefährlich sein dürfte. Wer hat nun das größere Lustempfinden, diejenigen, die gern Angst erzeugen oder diejenigen, die sich immer etwas neues suchen, vor dem sie Angst haben dürfen? Corona, Klima, Inflation, Weltkrieg, Mann, mir reicht‘s jetzt langsam!!!

Elias Schwarz / 30.01.2023

Wenn es weiter so geht, bekommen noch die grün*nin:enden eine absolute Mehrheit. Zuerst in Baden-Württemberg und dann in ganz Deutschland.  Nach dem Motto: der Tsunami war zwar in Japan, aber Kernkraftwerke zerstört hat es in Deutschland.

Michael Brüggemann / 30.01.2023

Die einzige Möglichkeit sich keine Strahlenschäden zuzuziehen ist der größtmögliche Abstand von allen Mainstreammedien.

Holger Kammel / 30.01.2023

Oberfläche, Herr Stadler, Oberfläche, nicht Volumen. Läuft zwar auch auf ein Raumintegral hinaus, ist aber noch etwas lustiger. Meine Lieblingsaufgabe: ” Berechnen Sie die 5-dimensionale Oberfläche einer Kugel im 6-dimensionalen Raum!”  Bonusaufgabe.“Stellen Sie es anschließend zeichnerisch dar!” Den genauen Anwendungszweck dieses Objektes kenne ich auch nicht, Herr Kamsmeier, könnte mir aber vorstellen, daß es als Strahlungsquelle für die Messung von z. B. Erzgehalten oder Isotopenverteilungen in der Aufbereitung dient. Verschleißüberwachung hochbelasteter Maschinenelemente ist auch denkbar.

A. Ostrovsky / 30.01.2023

Hallo, liebe Schlaumeier! Die Kapsel soll aus einer Mine stammen. Cäsium137 kommt aber natürlich nicht vor, kann nicht in einer Mine abgebaur werden. Nicht das Verschwinden der Kapsel ist der wirkliche Skandal, sondern die Existenz des Cs-137 in Australien. Erst durch das Verschwinden kommt Licht in die Sache.

Swami Angora / 30.01.2023

Habe vor Jahrzehnten beruflich mit Cs137 - Prüfstrahlern hantiert. Einmessung von Gamma - Spektrometern. Erinnere mich nicht an die Leistung dieser Quellen, war wahrscheinlich niedriger als das Ding in Australien. Wir waren allerdings ziemlich unvorsichtig beim Umgang damit. Dennoch sind alle, soweit ich es heute noch überblicken kann, gesund geblieben.

Christian Schwedhelm / 30.01.2023

Solche Cäsium-Kapseln werden zum Beispiel bei der Erdölförderung benötigt und zusammen mit einer umfangreichen Meßtechnikausrüstung benutzt um in vorhandenen bzw. begonnene Bohrungen Erdöllagerstätten zu orten und zu vermessen.

Fred Burig / 30.01.2023

@Heiko Stadler :”..... Zur exakten Ermittlung der Strahlung sollte man das Volumenintegral berechnen, das geringfügig von 16,7 Sv abweichen kann.” Guter Joke, hier mein Gegenvorschlag: Unübertreffbare Chancen auf Deutungshoheit verspricht die Bildung eines mediendeterminierten Differentialquotienten m= f(x1)-f(x0)x1-x0, sodass man unabhängig von der geometrischen Form der Strahlungsquelle die Sekantensteigung des Steigungsdreiecks - und somit das gewünschte Angstpotential direkt auf die durch Abszisse und Ordinate gebildete Ebene im Koordinatensystem projizieren kann.  Die so erzeugte und mit Signalfarbe hinterlegte graphische Darstellung – im Sinne einer flächenhaften Abbildung einer Gefahr - lässt sich dann, immer gepaart mit viel journalistischer Raffinesse, recht gut zur Verbreitung von politisch gewollter Panik verwenden ..... MfG

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