Kolja Zydatiss / 10.06.2022 / 06:00 / Foto: Fabian Nicolay / 59 / Seite ausdrucken

Ausgestoßene der Woche: Springer-Verlag

Der wöchentliche Überblick des Cancelns, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens steht in dieser Woche ganz im Banne der verbissenen Transgender-Debatte und ihrer Kollateralschäden.

Eigentlich habe ich wenig Lust, das leidige Thema „Transgender“ zum Aufmacher dieser Kolumne zu machen. Es ist ein Thema, bei dem man heute schnell am Pranger landen kann (an guten Tagen, an schlechten ist es eher der sinnbildliche Scheiterhaufen), und man muss ellenlange Ausführungen verfassen, um nicht falsch verstanden zu werden. Ein kürzlich im Springer-Medium Welt veröffentlichter Gastbeitrag zum betreffenden Themenkomplex hat allerdings eine unter anderem in überregionalen Tageszeitungen diskutierte Kontroverse ausgelöst, die viel über die Cancel Culture und den Umgang damit aussagt.

Was war geschehen? In der Welt erhoben am 1. Juni 2022 die Autoren Rieke Hümpel, Uwe Steinhoff, Antje Galuschka, Alexander Korte und Marie Vollbrecht schwere Vorwürfe gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Das Programm der Öffentlich-Rechtlichen konfrontiere Kinder und Jugendliche zu früh und/oder auf problematische Art und Weise mit dem Thema Sexualität im Allgemeinen und Transgender im Besonderen. Eine „bedrohliche Agenda“ erkennen die Autoren unter anderem in Videos zu Penisentfernung, Drogen-Sex und Vampir-Fetischen sowie in aus ihrer Sicht einseitigen und für die Zielgruppe unangemessenen Transgender-Beiträgen bei der „Sendung mit der Maus“.

Der Meinungsbeitrag orientiert sich stark an dem 50-seitigen Dossier „Ideologie statt Biologie im ÖRR“ und dem Aufruf „Schluss mit der Falschberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks!“ von derselben Autorengruppe. Für den Aufruf konnten die Autoren 100 Wissenschaftler als Erstunterzeichner gewinnen. Ich möchte hier keine ausführliche inhaltliche Einordnung der drei Beiträge von Hümpel et al. vornehmen, und nur kurz bemerken, dass sie aus meiner Sicht wichtige Punkte ansprechen, die nicht einfach beiseitegeschoben werden können oder sollten.

Am 4. Juni schaltete sich der Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Konzerns Mathias Döpfner mit einem öffentlichen Brief an die Mitarbeiter des Hauses in die Debatte ein. Nach Ansicht Döpfners ist der Welt-Beitrag in der Sache „unterirdisch“„Pauschal“ würden „die“ öffentlich-rechtlichen Sender „für ihre Berichterstattung über transsexuelle Identitäten bei Kindern und Jugendlichen kritisiert.“ „Pauschal“ werde „impliziert, dass es nur zwei Geschlechtsidentitäten gibt.“ Wissenschaftlich sei der Text „bestenfalls grob einseitig.“ Der „ganze Ton“ sei „oberflächlich, herablassend und ressentimentgeladen. Nicht weit entfernt von der reaktionären Haltung: Homosexualität ist eine Krankheit.“

„Jedem, der mit dem Thema fremdelt, empfehle ich den Film ‚The Danish Girl‘, der anhand eines realen Vorbildes die Entwicklung eines Künstler-Ehepaares in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts erzählt“, führt der Springer-Chef weiter aus. „Eine Ehe, die eine große Liebe bleibt, auch wenn der Mann in der Beziehung Schritt für Schritt zur Frau wird. Die quälende innere Entwicklung und die brutale äußere gesellschaftliche Reaktion darauf werden emotional unentrinnbar entwickelt. Jeder blöde Witz über das Thema bleibt selbst Grobmotorikern nach diesem Film für immer im Hals stecken. Vielleicht wäre diese Kinoerfahrung auch etwas für die Autoren des Gastbeitrages.“

Springer-Konzern von Jobmesse ausgeladen

Er könne jeden verstehen, der sich durch den Beitrag verletzt fühle, schreibt Döpfner, und auch der Erscheinungszeitpunkt „direkt zum Start des Pride Month sei ungünstig. Allerdings habe er als Vorstandsvorsitzender „hart daran gearbeitet, dass in diesem Haus jeder sagt und schreibt, was er oder sie denkt und nicht, was ich für richtig halte.“ Man dürfe auch nicht „die Funktion des Gastkommentars“ ignorieren. „Die Idee von Gastkommentaren ist ja, das Spektrum des Sagbaren bis an die Grenzen auszuloten und auf diese Weise Debatten anzustoßen.“

Aus dem folgenden Absatz geht hervor, dass der Springer-Konzern wegen des Gastbeitrages von Hümpel et al. von der queeren Jobmesse „Sticks & Stones“ ausgeladen, also Opfer eines mustergültigen Cancel-Impulses wurde. Für Döpfner ein ungutes „Beispiel für die Polarisierung von Publizistik und Gesellschaft“ und fehlende Streitkultur. Wegen eines Gastbeitrags in einer Zeitung würden „18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens pauschal in Mithaftung genommen“. Und das, obwohl der Konzern die queere Jobmesse seit 2010 unterstütze und in LGBTIAQ-Themen sehr engagiert sei.

Den Gründer und Geschäftsführer der Uhlala Group, die die Messe organisiert – einen Mann namens Bruce Cameron – lädt Döpfner ein, in der Welt eine „ausführliche Gegenposition“ zu vertreten. Hoffentlich sei er bereit, die Ausladung von der Messe, die am 11. Juni 2022 stattfinden soll, noch einmal zu überdenken. (Eine Stellungnahme Camerons zum Ausschluss von Springer finden Sie hier. Auf Döpfners Angebot ist der Uhlala-Chef bislang nicht eingegangen, dafür hat der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), in der Welt eine Art Replik auf Hümpel et al. veröffentlicht, unter dem apodiktischen Titel „Homo- und Transfeindlichkeit ist keine Meinung – sondern Menschenfeindlichkeit“.)

Von Kritik an de facto steuerfinanzierten Vampir-Fetisch-Dokus für Teenies zum Vorwurf der Menschenfeindlichkeit? Da kann man nur ein altes Internet-Meme zitieren: „Boy, that escalated quickly.“ Tatsächlich ist die Trans-Debatte wohl auch deshalb so vergiftet, weil verschiedene Themen und Anliegen, die eigentlich getrennt voneinander betrachtet werden müssten, zusammengeworfen werden, nicht nur von Mathias Döpfner, dessen Beitrag ich hier exemplarisch einer Kritik unterziehen will. 

Die Unter-Agenden der Trans-Debatte 

Aus meiner Sicht besteht die Trans-Debatte im Grunde aus vier Unter-Agenden, die im Westen von sich überlappenden Gruppen von Akteuren vorangetrieben werden, was allerdings nicht bedeutet, dass man die jeweiligen Unter-Agenden als aufgeklärt und liberal denkender Mensch nicht völlig unterschiedlich bewerten kann. Wie ich hier zeigen will, reichen sie von humanistisch und notwendig zu komplett gaga.

Da gibt es erstens das klinische Bild der anhaltenden, schweren Geschlechtsdysphorie (älterer Fachbegriff: Geschlechtsidentitätsstörung). Es ist dieses unverdrängbare Gefühl, als Frau im Körper eines Mannes „gefangen“ zu sein, oder andersherum, auf das sich Mathias Döpfner mit seiner etwas pathetischen Empfehlung des Spielfilms „The Danish Girl“ (nach der wahren Geschichte der dänischen Malerin Lili Elbe, die sich in den frühen 1930er-Jahren als eine der ersten Personen weltweit einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog) bezieht.

Dass es Personen (zum Glück nicht besonders viele) mit dieser wohl durch eine angeborene neuronale „Fehlverdrahtung“ bedingten psychiatrisch/psychotherapeutischen Diagnose gibt, dass sie einen hohen Leidensdruck haben (was sich u.a. in einer stark erhöhten Suizid- und Suizidversuchsrate im Vergleich zur Gesamtbevölkerung niederschlägt), dass solche Personen nicht lächerlich gemacht oder anderweitig abgewertet werden sollten, und dass es (nach umfangreicher, professioneller Beratung inklusive sauberer Differentialdiagnostik zum Ausschluss nicht-operativ zu therapierender Ursachen, etwa Zwangs- oder Persönlichkeitsstörungen oder Verdrängung homosexueller Neigungen) medizinethisch geboten sein kann, ihnen durch chirurgisch/hormonelle Eingriffe die Illusion des „richtigen“ Körpers zu verschaffen, müsste eigentlich nicht besonders kontrovers sein.

Ebenso wie die Beobachtung, dass in linksliberal, identitätspolitisch geprägten Städten wie London die Zahl (sehr) junger Menschen (manchmal nicht älter als 13!), die sich solche Eingriffe wünschen und auch im Eilverfahren mit 100-prozentiger Affirmation seitens des medizinischen Personals bewilligt bekommen, zurzeit förmlich explodiert, sodass man durchaus von einem Hype sprechen kann, den einige der Betroffenen später bereuen werden. (Was ist dieses Geräusch? Stellen die Trans-Extremisten schon die Garotte für mich auf?)

Zweitens gibt es das ideologische Anliegen der geschlechtlichen Selbstbestimmung. Das ist die auch von Vertretern der Ampel-Koalition propagierte abstruse, um nicht zu sagen wahnhafte Idee, dass jeder Mann, der sich als Frau fühlt und öffentlich identifiziert qua Gefühl und Sprechakt wortwörtlich das Geschlecht wechselt, und dass dieser vermeintlichen Tatsache unbedingt Rechnung zu tragen sei (die umgekehrte Behauptung, Frau als Mann, ist deutlich seltener). Geschlechtsangleichende Eingriffe sind hier ein Kann, kein Muss. Frau ist, wer sich als Frau fühlt, in jedem Kontext, basta!

Überwunden geglaubte geschlechtliche Rollenerwartungen

Es ist dieser Aspekt des Trans-Aktivismus, gegen den um weibliche Schutzbereiche zum Beispiel im Gefängnis besorgte Feministinnen zurzeit aus guten Gründen Sturm laufen, ebenso wie Sportlerinnen, die in immer mehr Disziplinen unfairerweise mit umoperierten Trans-Frauen konkurrieren müssen, die die Pubertät als Mann durchlaufen haben. Viele Feministinnen alter Schule kritisieren auch, dass der Anspruch, eine Frau zu sein, oft durch stereotyp feminine Aufmachung wie Lippenstift untermauert werden soll, wodurch überwunden geglaubte geschlechtliche Rollenerwartungen zurückkehrten.

Drittens gibt es das extrem seltene körperliche Phänomen der Intersexualität, also die Tatsache, dass ein sehr kleiner Anteil an Menschen (in Deutschland etwa 0,007 Prozent der Neugeborenen) aufgrund von Abweichungen der Geschlechtschromosomen oder genetisch bedingten hormonellen Entwicklungsstörungen mit uneindeutigen Genitalen bei der Geburt auffällt. Manche dieser Menschen wünschen sich, wenn sie älter sind, eine chirurgische Angleichung an das weibliche oder männliche Geschlecht, manche nicht. Aktivistisch haben die Intersexuellen unter anderem erreicht, dass man in Deutschland seit 2018 den Geschlechtseintrag „divers“ wählen kann.

Viertens gibt es das kulturelle Phänomen non-binary, also das bewusste Spiel mit der Androgynität. In der Popmusik war es einst neu und mutig (circa Ära David Bowie), mittlerweile (Ära Tokio Hotel) finden es viele Leute bei aller Toleranz ein wenig albern. Non-binäres Gender-Bending mit Kajal und Elastan-Leggings mag vieles sein, aber eines ist es ganz sicher nicht: ein Beweis dafür, dass es „mehr als zwei Geschlechter gibt“.

Dasselbe gilt für die Intersexualität. Dazu eine Analogie: Die Tatsache, dass es in Deutschland zwei Städte gibt (Gummersbach und Siegen), in denen sowohl Aldi Nord als auch Aldi Süd Filialen betreiben, ändert nichts an der Tatsache, dass es in Deutschland (und auf der Welt) nur zwei Unternehmen gibt, die Aldi-Filialen betreiben: Aldi Nord und Aldi Süd.   

Mit quasi-religiöser Inbrunst verteidigte Transgender-Orthodoxie

Die Natur ist total binär. „[…] bei allen höheren Tieren und Pflanzen gibt es zwei Geschlechter. Beide produzieren Zellen, die nur der Fortpflanzung dienen, und Keimzellen genannt werden. Dabei sind die Eizellen, die schließlich in den Embryo übergehen, groß und unbeweglich, während die kleinen Spermienzellen in oft ungeheuren Überschüssen produziert werden. Die Produzenten der Eizellen werden weiblich, die der Spermien männlich genannt“schreibt etwa die Biologin und Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard.

Dass sich der ansonsten nicht auf den Kopf gefallene Springer-Chef bei diesem Thema dem radikal sozialkonstruktivistischen Lager angeschlossen hat und sogar die wissenschaftlich fundierte Sichtweise als „wissenschaftlich […] bestenfalls grob einseitig“ abwertet, ist mehr als verblüffend. Döpfners grundsätzliche Würdigung von Meinungsvielfalt und kontroverser Debatte ist löblich, aber gerade deshalb hätte ich von ihm eine differenziertere Auseinandersetzung gewünscht und erwartet, wie ich es in diesem Artikel versucht habe.

Aber vielleicht ist eine differenzierte Herangehensweise an „Transgender“ bei größeren „Mainstream“-Medien auch gar nicht mehr möglich. In jedem Fall gewinnt man den Eindruck, dass bei diesem Thema in Deutschland gerade etwas festgeklopft oder festgezurrt wird, mit zeitlicher Verzögerung zur angloamerikanischen Welt, wo schon länger eine mit quasi-religiöser Inbrunst verteidigte Transgender-Orthodoxie wirkt. Werden auch in Zukunft Debattenbeiträge wie der von Hümpel et al. bei Springer erscheinen können? Die heftigen öffentlichen Reaktionen und die heftige Distanzierung des Verlagschefs deuten auf das Gegenteil hin.

Weiter beim Thema Trans und LGBetcetera

In Mönchengladbach hat die Grüne Stadtratsfraktion ihr neues Mitglied Eva Engelken postwendend ausgeschlossen. Ein Parteiausschlussverfahren ist auch bereits im Gespräch. Grund: Die Juristin und Buchautorin gilt als trans-kritisch. Unter anderem in der Sendung Stern TV wandte sie sich gegen das geplante Selbstbestimmungsgesetz der Ampel, das Personen ab 14 Jahren das Recht geben soll, einfach auf dem Standesamt ein anderes Geschlecht eintragen zu lassen, anders als bisher ohne Einschaltung eines Gerichts und ohne Gutachten von Ärzten und Psychologen einzuholen. Aus Engelkens Sicht öffnen diese Pläne „ein Scheunentor für Missbrauch“. Vertreter der Grünen nennen die Äußerungen ihres Noch-Mitglieds unter anderem „menschenverachtend“ und „für transgeschlechtliche Menschen äußerst verletzend“. (Quelle: Lokalausgabe der Rheinischen Post vom 31. Mai 2022)

Beim Flensburger Tageblatt hat sich der Karikaturist Kim Schmidt für eine Zeichnung entschuldigt, die sich über eine woke Marketing-Aktion der Stadtwerke Flensburg lustig macht. Die Karikatur zeigt eine lange Schlange von Menschen, die vor einer Ausgabestelle der Lebensmitteltafel anstehen. Im Hintergrund ist ein hoher Schlot zu sehen, der in den Regenbogenfarben dekoriert ist, in einer Sprechblase daneben steht „Wir wollen Benachteiligung in der Gesellschaft sichtbar machen“

„Thema dieser Zeichnung ist eine Marketingkampagne der Stadtwerke Flensburg, die aktuell mit einer Lightshow ihren stadtbildprägenden Schornstein anstrahlt. Es ging mir um die Marketingkampagne der Stadtwerke und die Symbolpolitik der Stadt“, erklärt Schmidt in einem aktuellen Statement„Gute Karikaturen muss man nicht weiter erklären. Diese Karikatur aber ist leider schlecht. Sie hat empörte Reaktionen hervorgerufen und eine spaltende Diskussion ausgelöst. So ein Shitstorm ist beängstigend. Es war nicht meine Absicht, Menschen oder Leid gegeneinander aufzurechnen. Ich entschuldige mich bei allen, die ich durch die Zeichnung verletzt oder beleidigt habe.“

In Norwegen ermittelt zurzeit die Staatsanwaltschaft gegen Christina Ellingsen, Sprecherin der Frauenrechtsorganisation Women’s Declaration International (WDI). Ellingsen hatte zwei Tweets an die Aktivistin Christine Marie Jentoft von der Transgenderlobbygruppe FRI adressiert. Letztere ist biologisch gesehen ein Mann, identifiziert sich aber als lesbische Frau. Wieso lehre FRI, „dass Männer lesbisch sein können“, fragte Ellingsen. Sei das nicht „eine Form von Konversionstherapie? Später nannte sie die Ideen von FRI „verrückt“„Wie hilft es Lesben, wenn Männer ebenfalls behaupten können, dass sie lesbisch seien?“ Die beiden Tweets führten zu einer Anzeige Jentofts, die sich auf das 2021 verabschiedete norwegische Gesetz gegen Hassrede beruft. Kommt es zu einer Anklage, drohen Ellingsen bis zu drei Jahre Haft. (Quelle: Heute, Wien Ausgabe, vom 30. Mai 2022)

KitKat Club lädt Captain Future aus

Das Studierendenparlament der Uni Bonn hat letzte Woche einstimmig einen Antrag verabschiedet, der die Äußerungen der Bonner Professorin für Europapolitik Ulrike Guérot zum Ukrainekrieg offiziell missbilligt. Guérot hatte am 3. Mai in der Sendung „Viertel vor Acht“ von Bild TV in gutdeutsch vulgärpazifistischer Tradition unter anderem salbadert, der ungerechteste Frieden sei besser als der gerechteste Krieg. Die Politikwissenschaftlerin nennt die Resolution des Studierendenparlaments einen inakzeptablen „Versuch der Wortkontrolle“. Die Unileitung hat bereits klargestellt, dass die Resolution keine „unmittelbaren Folgen“ für Guérot haben wird. (Quelle: General-Anzeiger)

Der Berliner Fetisch-Club KitKat Club hat letztes Wochenende den DJ Captain Future (bürgerlich Michael Bründel) wieder von einer Veranstaltung ausgeladen. Bründel tritt seit Monaten als Organisator von sogenannten „Spaßguerilla“-Aktionen gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen auf. In diesem Zusammenhang wurde er auch schon zusammen mit Neonazis und Personen aus der Reichsbürger-Szene fotografiert, die sich manchmal aus eigenen Motiven an solchen Protesten beteiligen.

Ananto, Veranstalter der „Mystic Rose“-Party, bei der Captain Future auflegen sollte, meint:„als DJ gefällt er mir verdammt gut!“ Der Shitstorm, der sich in den letzten Tagen aufgrund dieses Engagements über den KitKat Club ergossen habe, sei „unerträglich“„unter der Gürtellinie“ und „teilweise voller Hass“. Das habe auch Captain Future („ein Freak, ein Anarchist, mit eher linken Ideen“) nicht verdient. Schweren Herzens nehme er das Booking zurück „um dem Club nicht noch weiter zu schaden“.

Captain Future selbst gab auf Telegram zu Protokoll: „Der Club war vor Corona mein Lieblingsclub und ich hätte mich gefreut, dort wieder aufzulegen. Er stand für mich für Freiheit, ein Ideal, dem ich mich verpflichtet fühle. Aber der Shitstorm war riesig und ich möchte ihm keinen weiteren Schaden zufügen.“ (Quelle: B.Z.)

Journal of the American Medical Association mit Warnhinweis

Auf Twitter wird aktuell ein Artikel aus der renommierten medizinischen Fachzeitschrift Journal of the American Medical Association (JAMA) mit einem Warnhinweis versehen. Wer dem Link zu dem Artikel folgen will, wird gewarnt, dass der Link „unsicher“ sein könnte, weil er in die Kategorie „gewalttätige oder irreführende Inhalte, die zu Schäden in der realen Welt führen könnten“„Verstoß gegen die Twitter-Regeln“ oder zwei weitere problematische Kategorien („Spam“, „schädliche Links“) fällt. In dem betreffenden Artikel geht es um das schnelle Nachlassen der Immunität durch den Covid-Impfstoff von Pfizer bei Kindern.

In Großbritannien demonstrieren indessen Muslime gegen Vorführungen des Spielfilms „The Lady of Heaven“. Erzürnt sind sie unter anderem, weil in dem Werk über das Leben von Fatima, einer Tochter der Propheten Mohammed, dieser bildlich dargestellt wird (nicht durch einen Schauspieler, sondern mittels 3D-Computergrafik). Als Reaktion auf die Proteste hat die Kino-Kette Cineworld den Film komplett aus ihrem Programm gestrichen, die Kino-Kette Vue hat ihn in einigen Filialen aus dem Programm genommen. In Sheffield entschuldigte sich der Geschäftsführer eines Cineworld bei einer wütenden Menge, die sich vor dem Kino versammelt hatte. Die Entscheidung, den Film zu zeigen, sei nicht von der Filialleitung gekommen, sondern „von oben“. Gewürdigt wurde dieses Statement nach Angaben des Magazins Spiked mit „Allahu Akbar“ Rufen.

Und damit endet der wöchentliche Überblick des Cancelns, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

 

Mehr vom Autor dieser wöchentlichen Kolumne Kolja Zydatiss zum Thema Meinungsfreiheit und Debattenkultur lesen Sie im Buch „Cancel Culture: Demokratie in Gefahr“ (Solibro Verlag, März 2021). Bestellbar hier. Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de.

Foto: Fabian Nicolay

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Jörg Haerter / 10.06.2022

Wer das zulässt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Nicht nur dieser Staat ist am A… sonder scheinbar auch das Schulwesen. Und alle machen wieder mit, wo bleibt der Widerstand der Eltern? Den gab es schon nicht während der Plandemie und dm Maskentheater. Warten wir den Herbst ab.

Sabine Heinrich / 10.06.2022

Mir geht dieser ganze aufgeblasene Transgenderquatsch gewaltig auf die Nerven, deswegen habe ich den Beitrag nur sehr kurz überflogen. Als mir kurz vor Schluss dann aber das Wort “Studierendenparlament” ins Auge sprang, habe ich umgehend weggeklickt. Schade, so ein dem Zeitgeist sich anbiederndes Wort hier lesen zu müssen. - Ich frage mich seit geraumer Zeit, was das für Mensch_*Innen sind, die sich mit Hingabe der Verhunzung unserer Sprache widmen. Natürlich ahne ich die Antwort…

Dr. Joachim Lucas / 10.06.2022

Jede Zeit ist mit irgendeinem Schwachsinn geschlagen. Die heutige ist es u.a. mit dem Genderschwachsinn. Dieses Geschlechtsthema, das nur eine verschwindende bedauernswerte Minderheit betrifft, wird zu einem Popanz aufgeblasen, um wirklich wichtige Themen nicht ansprechen zu müssen. Die diese Leute in ihrer Unfähigkeit auch gar nicht lösen können. Stattdessen werden solche absoluten Randthemen zu einer religiösen Frage von größter Wichtigkeit von diesem dogmatisch, intoleranten linken Milieu aufgeblasen. Der ganze Mist, der die arbeitende Bevölkerung null interessiert, wird ständig befeuert von linksgrünen Studienabbrechern und sonstigen Lebensversagern, die ihre ganzen unnützen Weisheiten aus 2 Semestern Stuhlkreis in Geschwätzpseudowisssenschaften beziehen. Eine absolute Plage für jede Gesellschaft.

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