Gastautor / 21.08.2020 / 14:00 / Foto: Earth Rise/Nasa / 26 / Seite ausdrucken

Asteroide: Das Leben bleibt lebensgefährlich

Von Günther Riedel.

Der Asteroid 2020 QG flog am 16. August 2020 in nur 2.950 Kilometern Abstand an der Erde vorbei. Das ist der bisher kleinste Abstand eines Asteroiden von der Erde. Die US-Weltraum-behörde NASA schätzt die Zahl gefährlicher Objekte im Umfeld der Erde auf etwa 6.000, davon sind erst 1200 bekannt. Asteroid 2020 QG von der Größe eines SUV-PKW besitzt schätzungsweise eine Masse von 60 Tonnen und hatte eine Geschwindigkeit von über 43.000 km/h. Bei einem Zusammenprall mit der Erde würde ein solches „Geschoss“ die Energie von 2 Atombomben vom Typ Little Boy (Hiroshima) entwickeln.

Aus dem Weltall drohen der Menschheit Gefahren, was kaum ins allgemeine Bewusstsein dringt. Gewaltige Einschläge von Himmelskörpern auf der Erde, die riesige Krater hinterlassen haben, sind bekannt, aber man hält solche Ereignisse vor Millionen Jahren heute für unwahrscheinlich. Der 25 Kilometer große Krater vom Nördlinger Ries ist noch heute ein sichtbares Zeichen. Ein folgenreicher Einschlag ereignete sich vor etwa 65 Millionen Jahren, als ein etwa 10 km großer Himmelskörper im Golf von Mexiko einschlug und einen etwa 200 km großen Krater erzeugte. Riesige Flutwellen entstanden, hunderte Milliarden Tonnen Staub wurden in die Atmosphäre geschleudert. Das Aussterben der Saurier geht auf diese Katastrophe zurück. 

Auch heute sind unsere Sorgen nicht unbegründet, denn es gibt auch in jüngster Zeit große und kleine Einschläge auf der Erde. Ein spektakuläres Ereignis war die Tunguska-Explosion mehrere Kilometer über der Erdoberfläche in einem unbewohnten Gebiet Sibiriens 1908. Mehrere tausend Quadratkilometer Waldgebiete wurden völlig zerstört. Die Sprengkraft des über 50 Meter großen Objekts betrug etwa 2 Millionen Tonnen des Sprengstoffes TNT. 2013 kollidierte ein 20 bis 25 Meter großes und etwa 15.000 t schweres Objekt im Südural in der Region Tscheljabinsk mit der Erde. Über 1.500 Verletzte und 4.000 beschädigte Gebäude waren die Folge.  

Jedes Jahr kreuzt ein Monstrum die Erdbahn

2011 flog ein Objekt in nur 15.000 Kilometer Entfernung mit hoher Geschwindigkeit an der Erde vorbei. Der etwa 20 Meter große Asteroid TC4 mit über 10.000 Tonnen Masse und einer Geschwindigkeit von 27.000 km/h flog 2017 knapp über die Erdbahn und wurde als potenziell gefährliches Objekt eingestuft. 

Wenn man sich die doppelte Höhe des Kölner Doms vorstellt, hat man etwa die Größe des Zwergplaneten Apophis von 300 Meter und einer Masse von etwa 30 Millionen Tonnen. Jedes Jahr kreuzt dieses Monstrum die Erdbahn unter einem sehr niedrigen Winkel. Eine Kollision wurde ursprünglich im Jahr 2029 befürchtet. Neue Berechnungen und Korrekturen ergaben aber einen Vorbeiflug in etwa 30.000 km Entfernung. Eine Kollision mit diesem Objekt würde große Gebiete der Erde im Umkreis von hunderten Kilometern völlig vernichten und der Energie eines Erdbebens der Stärke über 8 nach der Richterskala entsprechen. 

Die Energie beim Einschlag eines Himmelkörpers auf der Erde wächst mit seiner Masse und dem Quadrat seiner Geschwindigkeit. Bereits ein 50-Meter-Objekt mit einer Masse von etwa 150.000 Tonnen hätte je nach Geschwindigkeit beim Aufprall die Energie von über 10.000 Hiroshima-Atombomben („Little Boy“, Sprengkraft 13.000 Tonnen TNT). Gewaltige Stein- und Staubmassen würden in die Atmosphäre geschleudert, weite Gebiete verwüstet und unbewohnbar. Ein Einschlag in der Nähe dicht besiedelter Gebiete würde hunderttausende Opfer fordern. 

NASA und die europäische ESA arbeiten an Abwehrmaßnahmen. Auch kleine erdnahe Objekte gelten als gefährlich. Eine möglichst frühe Erkennung ist wichtig, um Zeit zu gewinnen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. NASA und ESA haben das Schutzprogramm AIDA entwickelt, das 2022 erprobt werden soll. Der erdnahe Doppel-Asteroid Didymos, der aus einem 750 m und einem 160 m großen Körper besteht, soll durch den Stoß einer 500 kg schweren Sonde abgelenkt werden, so dass er in Richtung Sonne fliegt und dort verglüht. Sollte dieser Versuch gelingen, dann müssten zur Installierung eines wirksamen Weltraumschutzes enormen Summen aufgewendet werden. Bisher sind vor allem europäischen Regierungen nicht bereit oder in der Lage, die erforderlichen Mittel aufzubringen. 

 

Günter Riedel ist Chemiker mit Astronomie-Studium.

Foto: Earth Rise/Nasa

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Peter Wachter / 21.08.2020

Sehr geehrter Herr @Dieter Sadroschinski, der Witz ist doch, das bei den realen Gefahren, die Schneeflöckchen und die Politiker, nicht so leicht und viel Geld “verdienen” können !

Dirk Golla / 21.08.2020

Asteroiden sind natürlich eine latente Gefahr. Die beobachtbaren sind schon gefährlich genug, dazu kommen die ganzen noch unentdeckten, wobei die Nasa auch schon erst wenige Tage vor oder sogar nach dem Vorbeiflug, diese erst erfasst hat und wer weiß, wie viele nicht entdeckt worden, die an uns vorbeigeschrammt sind. Aber wer ernsthaft annimmt, mit einem 0,5 Tonnen schweren Satellit einen 750 meter durchmessenden, ca. 75 Millionen Tonnen schweren mit Nullen…75.000.000 Tonnen und mit einer Affenartigen Geschwindigkeit fliegenden Asteroiden auch nur einen Millimeter vom Kurs abringen zu können, der ist wahrscheinlich auch davon überzeugt, das man ein Sportflugzeug wie die allseits bekannte Cessna im Flug mit einer Mücke vom Kurs abbringen kann. Das ist kein Witz, ich habe das nachgerechnet. P.S. eine Mücke wiegt 0,002Gramm

Gerhard Küster / 21.08.2020

Dass wir einer solch immensen Gefahr latent ausgesetzt sind, ist sicher die Schuld des alten, weißen, heterosexuellen Mannes, da bin ich absolut sicher. Das ist bisher zwar nur meine Vermutung, aber man wird eine Verbindung finden.. :)

Wolfgang Kaufmann / 21.08.2020

Gegen Objekte dieser Größenordnung helfen Masken zwar nichts. Aber sie sind ein wichtiges psychologisches Signal dafür, dass wir fürsorglich sind und ganz doll aufeinander aufpassen. – Das Melden von Leugnern und Verweigerern dieser neuen Normalität gibt extra Bienchen- und Blümchenkärtchen für die Frauen unter uns, und die besten Männer bekommen demnächst einen Orden als Blockwart der Woche.

Wolfgang Kaufmann / 21.08.2020

Es gibt ganz andere Gefahren, deren frühzeitige Erkennung und Abwehr Vorrang hätte. Etwa die Wohlstandsverwahrlosung, siehe Portland und Seattle.

Sam Lowry / 21.08.2020

Asteroid 2020 QG hätte in der Erdatmosphäre nicht mehr als “Plopp” gemacht. Apophis wäre da eher ein Kandidat für “Bumm”. Aber wenn der kommt, dann liege ich schon lange unter den Steckrüben… alles unter 10 Meter ist “Plopp”. Schon der Vergleich mit einem SUV wundert mich. Hätte man nicht das Saarland nehmen können? Einen Teil davon?

Alexander Mazurek / 21.08.2020

“Duck and cover” sollte helfen, sicher, ganz sicher ... Deshalb muss jeder verpflichtet werden, sich draußen immer nur mit einer Aktentasche aufzuhalten, bei Strafe von ...

J.G.R. Benthien / 21.08.2020

Sehr interessantes Thema, mit dem ich mich schon länger beschäftige. Allerdings habe ich keine Angst vor einem Asteriodeneinschlag auf der Erde, denn wenn »weg dann weg« und wir merken das nicht mehr. Schlimmer finde ich, wie die Gesellschaft aus dem Ruder läuft, oder wie die grösste Verbrecherin aller Zeiten unser Land zerlegt: Darunter müssen wir Generationen lang leiden!

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