Liebe Gäste! Bei mir gibt es ab sofort nur noch abgepackten Käse, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum nicht unter 2012 liegen darf. Eine Sicherheitsmaßnahme. Und das kommt so: Kürzlich überkam mich die Lust auf ein Stück Emmentaler, ich war mit dem Rad unterwegs und parkte vor einem Berliner Bioladen namens „Ährensache“. Sehr vertrauenserweckend, dieser Name! Der Laden war innen drin wie viele Bio-Läden, ein wenig lieblos eingerichtet, man will ja schließlich nicht verweilen oder gar genießen, sondern der Natur etwas Gutes tun und die ist sowieso wo anders. Ich orderte Emmentaler und warf hausfrauen-routinemäßig einen Blick auf den großen Block. Oben drauf, unter der Plastikhülle (also kein Wunder!) war: Schimmel.

Meine Lust auf Käse verflog umgehend, ich sprach die Verkäuferin, die den Schimmel offensichtlich gar nicht bemerkt hatte, darauf an. Nun folgte ein Kunden-Erziehungsgespräch. „Oh, das haben wir noch gar nicht bemerkt!“, sagte die Fachkraft. „Wir schneiden den Schimmel weg.“ Für zwei Sekunden war ich sprachlos. Danach sagte ich,  dass der Schimmel auf Käse, wenn es sich nicht um Schimmelkäse handelt, eher ungesund ist. Unhygienisch und unappetitlich obendrein. Die Verkäuferinnen, nun zwei, belächelten mich milde und klärten mich von oben herab darüber auf, dass Schimmel auf Nicht-Schimmelkäse praktisch normal sei und man den Käse ruhig essen könne. Sie waren dabei so arrogant als wäre ich es gewesen, die den Schimmel mitgebracht hatte. Dabei war es doch umgekehrt! Meinen Satz: „Wenn das Ordnungsamt hier hereinkommt, können Sie den Laden dicht machen“, quittierten sie mit einem arroganten Lachen. Haha! Mir tun zum Beispiel ältere Menschen Leid oder Menschen, die schlecht sehen, die bekommen dann für teuer Geld schimmelige Ware.

Um der Ladenbesitzerin vor Berichterstattung eine Gelegenheit zur Erklärung zu geben, schickte ich ihr eine Mail. Danach wusste ich, woher die Verkäuferinnen ihre schimmeligen Weisheiten haben. Von ganz oben! Ährensache!

Die Ladenbesitzerin, Frau Q., schrieb mir mitfühlsam: „Es tut mir Leid, dass sie sich so schlecht behandelt fühlten.“ Dann ging der Unsinn weiter: „Es ist in der Tat so, dass an schimmeligem Käse der Schimmel großzügig abgeschnitten werden kann….natürlich sollte man den Schimmel niemals essen!!!“ Zumindest in diesem Punkt sind wir einer Meinung. Den Rest kann man bequem im Internet googeln. Gerade in einem Bio-Laden sollte man auf dem neuesten Stand sein, was Hygiene betrifft. Nur eines glaube ich Frau Q. nicht: „Wir kontrollieren mehrmals täglich unsere Käsetheke auf Schimmel und sonstige Verunreinigungen. Befallenen Käse entnehmen wir immer dem Sortiment und verkaufen ihn auch nicht weiter.“

Aha. Die Verkäuferin hätte mir die schimmelige Ware bedenkenlos eingepackt. Und wer eine dicke Schimmelschicht trotz „mehrmaliger Kontrolle täglich“ nicht bemerkt, sollte sich eine Brille kaufen. Ich mache es jetzt einfach so: Abgepackten Käse bei ALDI kaufen. Gibt’s auch in Bio-Qualität. Ohne Schimmel. Ohne Unverschämtheiten. Für den halben Preis! Ehrensache. 

Silvia Meixner ist Journalistin und Herausgeberin von http://www.good-stories.de