“Denn der Selektionsdruck, den Frauen den Männern aufzwangen, hat die gesamte Spezies entwickelt.” Heute schlägt er viele Männer in die Flucht. Aber auch viele Frauen flüchten, weil es leider- viele Männer gibt, die sich zu Hause zu “häuslich” eingerichtet haben und dadurch die “Flamme der Leidenschaft” erloschen ist. Ein Mann in Filzpantoffeln und Rippen Unterhemd ist nun mal nicht besonders erotisch. Übrigens, die Cousin-Cousinen Ehe, meistens in arabischen, nordafrikanischen und asiatischen Ländern zelebriert bringt kaum “verunsicherte” Männer zutage. Eher unterdrückte Frauen. (etliche)
Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber dieser Text ist absolut dümmlich. Und ebenso die Kommentare, die ich bisher lesen musste. Was Sarrazin in seinem Buch (D.schafft sich ab) aussagt, sind statistische Ergebnisse, er betont aber immer wieder, dass es nur rein statistisch eine kleine Mehrheit/Minderheit ist und dass es nur langfristig Folgen haben wird. Und selbstverständlich kennt Sarrazin auch Mitglieder anderer Religionen, auch des Islams, und weiß, dass sehr viele dort Intelligenz hoch schätzen. (Aber es gibt eben unterschiedliche Intelligenzformen, und die sind teilweise sehr kompatibel mit Buchreligionen) In diesem Text werden Stammtischweisheiten wie absolute Wahrheiten verkündet.
Vor langer Zeit erzählte mir meine Damalige, dass sich eine Kollegin bei ihr beklagt habe, sie fände keinen Mann. Wohl auch um mir ein Kompliment zu machen, sagte sie, was sie ihr erzählt hatte: “Du hast zu hohe Ansprüche. Angel dir einen mit Perspektive. Als ich den Volker kennenlernte, war der nur Volontär. Heute ist er Ressortleiter.” Ich habe mich nie mehr geliebt gefühlt, als in diesem Moment. ;) “Ein Mann sieht, was vor den Augen ist. Die Frau denkt an die Zukunft.” (Dushan Wegner, “Warteraum 254”, übrigens ein ganz hervorragende Buch, des ja auch hier häufiger erscheinenden Autors.)
Hypergamie ist m.E. nur eine von mehreren Aspekten der Evolution menschlichen Bewußtseins. Ich denke, dass auch der Aspekt des schieren Überlebens unter ungünstigen Lebensbedingungen, die Organisation in vielen verschiedenen Kleinpopulationen sowie die Ritualisierung (und damit einhergehend Zeitersparnis) bei der Partnerwahl, zur Entwicklung der Individualintelligenz in der Spezies Mensch beigetragen hat. Um nur die zu nennen, die mir so schnell in den Sinn kommen. Für mich erstaunlich - zunächst - ist es, dass Hypergamie in unserer Zeit immer noch wirksam ist. Dennoch traue ich Menschen auch andere “Strategien” bei der Partnerwahl zu und das ist auch gut so. Denn Produktivität und die Fähigkeit zu teilen sind alleine zu wenig.
Erst heutzutage ist es die Frau, die die Entscheidung der Partnerwahl trifft. In früheren Gesellschaften war es die Familie der (jungen) Frau, allerdings mit dem gleichen hypergamen Ergebnis. Und bei der gesellschaftlichen Elite spielte der Reichtum der Schwiegertochter eine enorme Rolle, da wurde nicht nach unten geheiratet, wenn es sich vermeiden ließ. Das mag in der evolutionär prägenden Urhorde anders gewesen sein, da es dort noch keinen akkumulierten Reichtum gab.
Wolf Biermann sagte an dieser Stelle immer: “Wir ahnten es schon!”
In weiten Teilen der Welt haben Frauen keine Chance zur Hypergamie: sie werden so jung wie möglich gewinnbringend verheiratet, um den Familienbesitz zu sichern. Heißt das im Umkehrschluss, dass es in diesen Gesellschaften weniger Männer gibt, die über die Fähigkeit “etwas zu schaffen, produktiv zu sein und mit anderen zu teilen” gibt?
Und was passiert mit Bevölkerungsgruppen, in denen es üblich ist, den Töchtern den hummelbrunzdummen Cousin als Ehemann zu verordnen? Klar, in diesen Gesellschaften leiden Männer immerhin nicht an Verunsicherung durch Frauen, dieses Problem ist schon mal durch die Zwangsehe hervorragend gelöst: egal, ob Messer im Sack oder Plattfüße, der Mann kriegt immer was ab. Ob die Gesamtgesellschaft sich dadurch intellektuell weiterentwickelt, ist eine typisch bösartige Fragestellung, auf die nur ein Herr Sarrazin kommen kann. Denn krumme Beine oder grüne Augen vererben sich selbstverständlich, nur Intelligenz nicht, die wird von der Fee an der Wiege äußerst gerecht verteilt. Wer Pech mit dem Denken hat, wurde nicht genügend gefördert. Am hummelbrunzdummen Cousin kann’s bestimmt nicht liegen.
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