Sehr geehrter, hochgeschätzter Herr Prof. Krämer. Ich schätze Ihre Beiträge sehr und vertraue absolut auf Ihre Kenntnis statistischer Methoden. Aber, bitte, schreiben Sie nicht so einen Unsinn: “Bildung ist die beste Vorsorge. Aber dafür wird kaum Geld bereitgestellt.” Kann man dem ersten Satz noch mit einigen Bedenken zustimmen, so muss dem zweiten absolut widersprochen werden. Der Staat schüttet Unmengen von Geld in die Bildung, laut statista ca. 140 Mrd. Euro pro Jahr. Diese Summe als “kaum Geld” zu bezeichnen, ist schon frivol.
Ich halte Statistik für die einzige Möglichkeit manche Dinge zu bewerten. Z.b. Dosis Wirksamkeit Risiko usw. Ich kann diese Studie nicht bewerten, weil ich nur den Abstract gelesen habe. Mir drängt sich aber ein Verdacht auf: Auch wenn eine Studie qualitativ hochwertig ist, kann sie falsch interpretiert werden. Von den Medien (versteht der durchschnittliche Journalist was es mit einem statistische Tests auf sich hat?) oder von Menschen mit Interessen(Lobby) oder Leuten die es nicht besser wissen. Beispiele für fehlinterpretiert Statistik gibt es reichlich.
Achja, es stirbt nicht aus, das Problem mit der relativen und der absoluten Risikoreduktion. Man sollte meinen, daß dieses Pferd schon x-mal zu Tode geritten wurde. Aber für die Medien reicht´s immer noch…
Selbst ohne den ausgleichende Effekt der anderen Krebsarten (was ist da eigentlich der Mechanismus? ) krankt (sic) die Studie, zumindest so, wie sie hier dargestellt wurde, an Signifikanz. Insgesamt wurden etwas mehr als 16000 Personen beobachtet, also 8000 für die CT und 8000 in der Kontrollgruppe. Also sind nach den Angaben hier in der CT Gruppe insgesamt etwa (32-24)*8=64 weniger Personen an Lungenkrebs gestorben als in der Kontrollgruppe. Ein Zweistichproben-Differenztest unverbundener Stichproben (hier das geeignete Wekzeug) würde bei dieswe Datenlage keine Signifikanz liefern. Eine Entzerrung, z.B mit Hilfe der bekannten Frauenanreile, bringt auch nicht wirklich viel. Was fehlt hier? Ich kann nicht glauben, dass es so ein Paper durch den Peer Review Prozess geschafft hat! Ist die Studie überhaupt doppelblind? Andernfalls wäre ein CT Verfechter versucht, bei multiplen Krebs ( solls geben) auf Lungen- statt auf anderen Krebs zu diagnostizieren oder allgemein bei Todesfällen nochmal genauer nachzuschauen, ob nicht doch ein klitzekleiner Lungenkrebs im Anfangsstadium zu finden wäre…
Danke für die Information! Hochinteressant! Man kann von Prof. Lauterbach (SPD) halten, was man will, aber vom Mammografie-Screening hat er sich 2014 distanziert, indem er sagte, dass nach aktuellem wissenschaftlich Kenntnisstand das Screening mehr schade, denn es nutzt. Er hat sich damit korrigiert. Er sagt die Wahrheit. Die Fähigkeit zur Korrektur, das können nicht viele Politiker. Hut ab vor dieser Positionierung zum Mammografie Screening! Es ist nie gelungen eine Senkung der Brustkrebssterblichkeit durch das Mammografie-Screening nachzuweisen. Wenn man den aktuellen Kenntnisstand der Molekulargenetik zu Grunde legt, dann ist nicht nur das Ziel verfehlt, sondern kehrt sich ins Gegenteil; der worst-case kann formuliert werden: Das Screening könnte die Brustkrebssterblichkeit nicht senken, sondern erhöhen. Das hat Lauterbach, der diese Materie sehr gut kennt, erkannt. Er handelt hier ausgesprochen verantwortungsbewusst. Es hat Lauterbach allerdings die Karriere gekostet, denn das Aussprechen der Wahrheit hat seiner Fraktion sicherlich missfallen. Er wurde sofort als gesundheitspolitischer Sprecher durch Hilde Mattheis ersetzt. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Wenn man seine weitere Entwicklung verfolgt, so beugt er sich nunmehr der Fraktion, trifft die falschen Entscheidungen wie beispielsweise zum Juso-Beschluss Abtreibung bis zum 9. Monat. Und er weiß es. Genau das ist das Problem. Journalisten und Politiker der Altparteien haben einfach kein Rückgrat mehr und handeln verantwortungslos.
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