Man könnte sich zu der Formulierung hinreißen lassen, dieser Ken, der sich auf RBB-Fritz zum Jebsen gemacht hat, sei der dümmste, mieseste und dreckigste irgendwas von irgendwas. Das wäre der satirische Standard. Doch leider ist es nicht so einfach. Ken hat soziale Ursachen. Die Schuld trägt die Gesellschaft, also wir alle.
Wir haben die Dummheit kultiviert.
Dieser Ken ist ein Symptom für die Infantilisierung. Einer von den ausgewachsenen Zwölfjährigen, die nie eine Chance hatten, eine Persönlichkeit zu entwickeln. Statt Selbstachtung suchen sie Präsenz.
Sie konnten sich nie an der vorherigen Generation abarbeiten, weil die auch schon nur aus Weicheierinnen und Weicheiern besteht. Sie haben nie eine eigene Leistung vollbracht, weil ihnen keine abverlangt wurde in dem Sinne, sich in der eigenen Individualität zu behaupten, haben mithin nie ein Erfolgserlebnis haben können, indem sie durch eigenes Handeln einen Erfolg bewirkt hätten. Sie hatten auch die die Gelegenheit zu beobachten, wie jemand damit ein Beispiel abgegeben hätte.
Pubertierendes Aufbegehren läuft ins Leere, weil ins Virtuelle. Vermeintliches Rebellieren gegen vorgespiegelte Feindbilder ergibt die Illusion von Kraft, in Wahrheit ein unstrukturiertes Gehirn. Gedacht wird, was am bequemsten ist; es gibt keine Überprüfung in der Realität. Feindbilder sind die, die am ungefährlichsten sind.
Da ist Ken ganz austauschbar, er könnte auch der Innenexperte der SPD sein, und Sebastian Edathy moderiert, beide könnten mit Hagen Kreuzrether tauschen. Ihre Ideologeme sind nach Bequemlichkeit ausgewählt.
Ken kann auch nach der besten Therapie nicht verstehen, was ihm widerfahren ist. Er ist Opfer, und das kann nicht richtig sein. Seine Fans sehen das auch so, denn sie sind auch so.
Denkfaulheit und Denkfäulnis sind kaum noch vorwerfbar. Von wem sollten es die jungen Menschen vorgemacht kriegen, dass etwas richtig sein kann, das nicht den geringsten Widerstand bedeutet?
Von den Mediendeppen nicht, von den Polittrotteln nicht, und von den eigenen Eltern erst recht nicht, die sind ausgepatchworkt. Bleibt nur zu rufen: O mein Gott, sie haben Kenny geboren!