Auf zeit.de sind zwei Artikel zum Thema Linkspolitikerverfassungsschutzbeobachtung zu lesen, wobei die zwei konträren Positionen eingenommen und vertreten werden. Man kann an diesen beiden Texten exemplarisch beobachten, wie in reiner Form zwei verschiedene Arten der Meinungsbildung durchgeführt werden.
Der eine Beitrag vollzieht eine Schlussfolgerung aus den vorgebrachten Tatsachen. Dabei sind die Tatsachen als veränderbar und deutbar dargestellt, und es wird gezeigt, wie und warum so geschlussfolgert wird.
Diese Methode ist klassisch wissenschaftlich. Man geht davon aus und ist sich im Klaren, dass man einen Kenntnisstand hat, welcher nicht unumstößlich ist, sondern von den Tatsachen abhängig, sie sich ändern können, ebenso kann die Art des Schlussfolgerns sich wandeln.
Der andere Text geht vom gewünschten Ergebnis aus und füttert die Meinung mit Thesen. Das ist ideologisch, jedoch nach heutiger Auffassung auch schon wissenschaftlicher Standard. Ein paar im Konsens gefundene, also machtpolitisch erzeugte, Formulierungen werden als unumstößlich hingestellt. Wer was anderes sagt, hat was nicht verstanden.
Diese Methode hat einen großen Vorteil: Sie bietet eine Emotion. Denn ihre Basis ist das Gewünschte. Vielleicht sogar das Wünschenswerte. In jedem Fall aber eine Vereinfachung hin zum Ungefährlichen.
Das macht diese Methode so gefährlich. Solange wir noch imstande sind, beide auseinanderzuhalten, sollten wir keinem trauen, der uns mit ihr seine Meinung verkaufen will.