Claudio Casula / 02.07.2022 / 10:30 / 14 / Seite ausdrucken

In memoriam Paul Nellen

Am vergangenen Mittwoch ist unser Autor Paul Nellen verstorben.

Vor einiger Zeit hatte uns Paul mitgeteilt, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, die im vergangenen Sommer diagnostiziert wurde, sodass mit der traurigen Nachricht leider früher oder später zu rechnen war.

Paul war ein kerniger Typ, streitbar, aber dabei immer fair. Seit langem trieb ihn die Gefahr des politischen Islam um, der nach seiner Überzeugung unsere freie Gesellschaft, aber auch säkulare Muslime gefährdet. Wie er in seinem letzten Artikel für Achgut schrieb:

„Freie Gesellschaften werden stets durch Extremisten aller Couleur bedroht, seien es nun rechte, linke oder religiöse Fanatiker. Der Punkt aber ist: Sie werden jeweils danach, wie die eigene Nase gepudert ist, unterschiedlich bewertet und behandelt, und selten kommt es vor, dass ein Extremismus gemeinsam richtungsübergreifend verurteilt wird.“

Er bedauerte sehr, dass gerade „sein“ politisches Lager so naiv mit dem politischen, frauen- und menschenrechtsfeindlichen Islam umgeht und die integrationswilligen Muslime, die keine Vertretung haben, dabei allein lässt. Er trat für linke Islamkritik ein. Dafür scheute er auch vor keinem Konflikt mit seiner Partei, den Grünen, zurück. Etliche seiner Beiträge drehten sich um die Gefahr des Islamismus, ob in den muslimischen Ländern oder in Europa, etwa hierhier oder hier.

Im Januar 2020 gründete Paul mit Necla Kelek und Hamideh Kazemi den Hamburger Landesverband „Verein Säkularer Islam e.V.“, denn den gefährlichen Islamisten wollte er nicht das Feld überlassen. Entschlossen kämpfte er gegen den umstrittenen Staatsvertrag der Freien und Hansestadt Hamburg mit dem Islamverband Schura.

Auch als Administrator bei Wikipedia ließ er sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Dem tendenziösen, ja feindseligen Lemma (wie ein Artikel bei Wikipedia heißt) zur Achse des Guten versuchte er zu Recht eine neutralere Tonalität zu verpassen, scheiterte aber nach fruchtlosen Diskussionen an der Sturköpfigkeit anderer Admins, die sich nicht über ihre eigenen Ressentiments hinwegzusetzen vermochten. Das wäre Paul, dem stets kritischen Denker, nie passiert.

Da Paul auch in Hamburg lebte, überlegten wir mal, gemeinsam mit der Bahn zum Autorentreffen nach Berlin zu fahren; irgendwas kam dazwischen, und er entschied sich, obschon jenseits der 70 Lenze, doch für die Tour mit seinem geliebten Motorrad. Und so sehe ich ihn, den drahtigen Charakterkopf, eigentlich auch immer noch vor mir: in seiner Biker-Kluft.

„Ansonsten sehen wir uns dort wieder, wo wir alle am Ende hin entschwinden müssen“, hatte Paul in seiner letzten Nachricht an uns geschrieben. Das werden wir, Paul. Mach’s gut, da oben.

Foto: Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Hans-Peter Dollhopf / 02.07.2022

Ilona Grimm / 02.07.2022 : “@Dr. Stefan Lehnhoff: Tja, was soll man dazu sagen bzw. ‘was sagt uns das’?  – ‘Immer noch kein Artikel zu ...” Leute, die vorgaben, Achgut eigentlich nur noch wegen der Leserkommentare aufzusuchen! tz tz tz ...

D.Hüttig / 02.07.2022

Um Paul Nellen näher zu kommen, versuchte ich auf Wikipedia seinen Lebensweg nach zu verfolgen. Ich finde nichts. Gibt es über Wikipedia-Administratoren ein Schweigegebot? Was sagt das über diese Plattform? Meinen Dank an die Achse, daß ich mich Paul Nellen, posthum, nähern kann. Meine Anteilnahme.

R. Bunkus / 02.07.2022

Sehr schade. Leben Sie wohl Herr Nellen!

Thomas Schmied / 02.07.2022

“Mach’s gut, da oben.” Keine Ahnung, wie Herr Nellen zum lieben Gott stand, glaube aber auch, dass Seelen wie er “da oben” landen. Da kommt´s doch letztlich drauf an, oder?

Sirius Bellt / 02.07.2022

Ein Charakterkopf mit intensivem Augenausdruck und einem kritischen Geist hat dieser Welt für immer Adieu gesagt. Ruhe in Liebe.

Ludwig Luhmann / 02.07.2022

“Seit langem trieb ihn die Gefahr des politischen Islam um, der nach seiner Überzeugung unsere freie Gesellschaft, aber auch säkulare Muslime gefährdet.”—- “Säkulare Muslime” ist eine contradictio in adiecto ... ...  mehr möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben.

P. Wedder / 02.07.2022

Familie und Freunden des Verstorbenen wünsche ich viel Kraft und alles Gute. R.I.P.

Archi W Bechlenberg / 02.07.2022

“Wir nähern uns nicht dem Tod. Wir fliehen vor unserer Geburt.” (Emile Cioran) Eine traurige Nachricht.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Claudio Casula / 28.02.2024 / 13:30 / 20

Nach Broder-Sieg vor Gericht: Faeser lässt einstampfen

Mit reichlich Verspätung und ohne ein Wort des Bedauerns hat das Innenministerium nach einem Gerichtsurteil den fragwürdigen Bericht zur „Muslimfeindlichkeit“ offline genommen. Das Bundesinnenministerium muss…/ mehr

Claudio Casula / 19.10.2023 / 11:50 / 0

Gunter Frank heute in Frankfurt / Main

Bekanntlich wurde Dr. Gunter Franks Buch „Das Staatsverbrechen“ von der Buchmesse in Frankfurt – wie schon zuvor in Leipzig – ferngehalten, ebenso wie Prof. Michael Esfelds…/ mehr

Claudio Casula / 11.02.2021 / 14:30 / 27

Bundestag gibt Achgut wieder frei

Auch Abgeordnete des Deutschen Bundestages informieren sich über achgut.com. Am vergangenen Wochenende und am Montagmorgen lasen sie allerdings an ihren Dienst-Computern und -Laptops Ungewohntes, nämlich:…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com