Von Peter Grimm. In Cicero schreibt Alexander Grau:
Der jüdische Staat – wirtschaftlich potent, wissenschaftlich erfolgreich, demokratisch und westlichen Idealen verpflichtet – ist für die romantische deutsche Seele der Pfahl der Moderne im Fleische des arabischen Idylls: ein modernistischer Fremdkörper in der exotischen Beschaulichkeit von Tausend und einer Nacht.
Vor allem aber erkennt man in Deutschland instinktiv, dass Israel ein Spiegel ist, der einem tagein tagaus die eigene Schwächlichkeit vor Augen hält: Für den postheroischen, auf Ausgleich, Beschwichtigung und vorauseilendem Gehorsam gepolten Schmusedeutschen ist Israel, sein Selbstverständnis, seine Staatsräson, sein Wille zu Selbstbehauptung eine einzige, große Zumutung.
Denn dass es da tatsächlich ein modernes und liberales Land gibt, das auf seine kulturelle Identität pocht, das willens ist, diese auch mit Waffengewalt zu verteidigen, das nicht bereit ist, sich selbst aufzugeben, sondern tatsächlich um die eigene Existenz kämpft – das übersteigt das durchschnittliche deutsche Vorstellungsvermögen bei weitem.
Für den Appeasement-Deutschen, der in seiner verquasten Logik die Verteidigung des Eigenen als Diskriminierung der Anderen empfindet, ist Israel daher die Staat gewordene Provokation. Schließlich muss Israel Kampfbereitschaft kultivieren, Entschlossenheit und Standhaftigkeit. Das ist für den bundesdeutschen Wellness-Bürger eine emotionale Überforderung, die ihn erheblich verstört.
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