Verehrter Herr Unkauf, zunächst meine Anerkennung für Ihr Engagement. Einige Anmerkungen zu Ihrem Bericht sollen dennoch für etwas Einordnung sorgen. Sie verwenden Begriffe wie im Einzelfall, punktuell, kaum etc. für Beobachtungen, die “flächendeckend” durch 73 Wahlbeobachter in insgesamt 23.001 Wahlbüros oder mobilen Stationen. Das stellt eine derart eklatante Fehlwahrnehmung hinsichtlich Ihrer (und der Ihrer Kollegen) Möglichkeiten, sich tatsächlich ein umfassendes Bild zu verschaffen, dass - mit Verlaub - die getroffenen Aussagen Ihres Berichtes Muster ohne Wert sind. Weiter zu zweien Ihrer Aussagen, Zitat: “Dies erklärt sich aus der politischen Sonderrolle Südafrikas, das oft als Gradmesser für die Entwicklung Afrikas insgesamt herangezogen wird” “Trotz aller vorhandenen Mängel steht Südafrika im Ruf eines Vorreiters in Bezug auf demokratische Standards auf dem afrikanischen Kontinent. “ Wenn es hier einen allgemein anerkannten Standard setzenden Staat in Afrika gibt, so ist das Mauritius. Weltbank, WTO, IMF, Mo-Ibrahim-Report und weitere internationale Benchmarkings mehr , sehen Mauritius weit vor Südafrika. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihren Anstrengungen, rege jedoch die Erweiterung Ihres Blickwinkels an. Freundliche Grüße sendet P.K.
Vielen Dank für Ihren sachlichen und unaufgeregten Bericht über die südafrikanischen Wahlen, werter Herr Unkauf. Eine Seltenheit in diesen Tagen. Für mich, die ich mit den Gegeben- und Gepflogenheiten dieses schönen Landes seit langem bestens vertraut bin, klingen Ihre Ausführungen absolut realistisch. Wir sollten uns tunlichst davor hüten, Südafrika, ja dem ganzen Kontinent, gegenüber als politische Moralapostel aufzutreten. Es gibt kein Recht, auf welches sich eine solch unerhörte Hybris gründen ließe. Schließlich finden sich auch hierzulande genügend Glashäuser, aus welchen man wohlweislich keine Steine werfen sollte.
Wahlbeobachtung in fremden Laendern. Wozu und wer finanziert die Aufenthalte fuer 73 Personen dort. Bin verwundert.
Die Briefwahl in Deutschland ist in hohem Maße anfällig für Wahlmanipulationen. Seit 1989 wurden alle Sicherungsmechanismen der Briefwahl bei der Bundestags- und Europawahl abgeschafft: Die Wahlscheine werden bei der Auszählung nicht mehr mit dem kompletten Wahlscheinverzeichnis abgeglichen, sondern nur noch mit der Liste der für ungültig erklärten Wahlscheinen. In dieser Liste sind gefälschte Wahlscheine natürlich nicht enthalten. (gestrichen 1989, § 68 Abs. 1 EuWO bzw. § 75 Abs. 1 BWO) Es reicht das Dienstsiegel nur noch aufzudrucken, anstatt es zu stempeln. (gestrichen 1989, § 27 Abs. 2 EuWO bzw. § 28 Abs. 2 BWO) Auch die Siegelmarken für die Stimmzettelumschläge wurden gestrichen. (gestrichen 1989, § 27 Abs. 3 bzw. § 28 Abs. 3 BWO) Es ist keine amtliche Unterschrift mehr auf dem Wahlschein nötig. (gestrichen 2002, § 27 Abs. 2 EuWO bzw. § 28 Abs. 2 BWO) Gefälschte Briefwahlunterlagen mit Phantasienamen fallen also weder dadurch auf, dass es die Namen gar nicht gibt, noch durch irgendwelche Sicherheitsmerkmale. Die Unterschriften der Eidesstattlichen Versicherungen unter den Wahlscheinen werden nur auf Vorhandensein überprüft, stellen also keinerlei Hürde für Fälscher dar. Es erfolgt nicht einmal ein Vergleich der Anzahl an ausgegebenen mit der an eingegangenen Briefwahlunterlagen.
Kein Wort zu den Morden an den weißen Farmern und den Überfällen.
“Südafrikanische Wahlbeobachtung” Ich bin für DEUTSCHE Wahlbeobachtung !! “Gerade in Bezug auf den letzteren Aspekt sollten sich die Länder Westeuropas mit einer herablassenden und moralisierenden Bewertung vor dem Hintergrund ihrer eigenen, zunehmenden innergesellschaftlichen Segregation zurückhalten. ” WEDER am deutschen noch am westeuropäischem Wesen muß die Welt genesen.
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