Schon dass der erste Unterzeichner die DITIB und damit Erdogan ist, zeigt doch, welcher Geist dahintersteht. Die gespaltene Zunge. Ist denn jemand von der DITIB oder einer anderen islamischen Organisation in eine der antisemitischen Kundgebungen gegangen, um denen die Türkenfahne wegzunehmen oder ihnen den Mund zu verbieten? Müsste ich übersehen haben. Umso schlimmer, dass die jüdische Gemeinde da mitmacht.
Was Sie da schreiben, Frau Kronblum, hat eine offensichtliche Ursache: Die jüdische Gemeinde in Deutschland erhält zu wenig Unterstützung und dies führt erst zu Vorsicht und dann letztlich zum Stockholm-Syndrom. Wenn wir diese Ursache abstellen, wird sich alles andere in Luft auflösen. Es ist Zeit, den Juden ein wenig unter die Arme zu greifen. Und wenn es dafür die Keule braucht, dann lassen wir sie jetzt schwingen. Und zwar genau in die richtige Richtung.
Liebe Michal (als awM erlaube ich mir mal diese Anrede), vielen Dank für den Artikel und die vielen guten Gedanken, die Du hier zusammengetragen hast. Früher hatte ich eigentlich überhaupt keine Meinung zu Israel, vielleicht wusste ich zu wenig darüber. Eine sehr erhellende Wirkung hatte auf mich der Roman “Breaking News” von Frank Schätzing. Natürlich ein Roman mit einer erfundenen Story, aber bis in die letzten Nebensächlichkeiten unheimlich gut recherchiert. Klar besteht Israel mit Masse aus Juden, aber deutsche Juden, amerikanische Juden und vor allem ab 1990 eingewanderte russischen Juden ticken zum Teil völlig verschieden. Die haben vielleicht einen gemeinsamen Glauben und beten auch gemeinsam, aber ihre Vorstellungen von einer Gesellschaft und von Innen- und Außenpolitik sind völlig verschieden. Das hat man auch hier in Deutschland gemerkt: als 2006 Paul Spiegel verstarb, suchte man händeringend nach einem neuen Präsidenten, aber möglichst keinen zugereisten Russen. Da hatte man nämlich auch die Befürchtung, dass der Zentralrat der staatlichen Kontrolle entgleitet. Zum Glück hat man Charlotte Knobloch gefunden. Die war noch einigermaßen brav, ist sie ja heute noch.
1. Jede Kirche sollte die Israelfahne hissen. Als Zeichen gegen Antisemitismus. 2. Jede Synagoge kann dem dann etwas unbefangener folgen. 3. Wegen dem, was dann folgt, müsste die Politik Farbe bekennen.
Schöner Beitrag Frau Kornblum, gut geschrieben und klar den Knackpunkt herausgearbeitet. Ähnlich verhält sich ja auch ein grosser Teil der US Juden.
Egal welcher Staatsangehörigkeit man angehört, man bleibt immer Jude und potentieller Israeli? Diese Auffassung nennt man eigentlich und umstandslos völkisch. Und selbst wenn man diese teilt, bedeutet das doch nicht, dass man die Politik der israelischen Regierungen für richtig halten muss. Zum Beispiel die Annexion (nicht nur die Besetzung) der Golanhöhen. Ausserdem werden sich die sogenannten Palästinenser nicht als Terroristen sehen, genausowenig wie seinerzeit die Hagana, sondern als Befreiungskämpfer. Als Kämpfer für ihre Staatlichkeit, am liebsten auf dem ganzen Gebiet Israels. Und als solche erfahren sie überall vor allem von ihren islamischen Freunden Unterstützung z.B. in Form von Demonstrationen. Der Begriff des “Antisemitismus” ist hier in Bezug auf Araber auch mal wieder völllig unsinnig. Israel ist ein politischer Willensakt und als solcher legitimerweise umstritten. Es bleibt zu hoffen, dass die Araber die wohlbegründete Existenz Israels ihrer jüdischen Vettern selber doch noch endlich allgemein anerkennen, denn das wäre für sie ganz ehrenhaft möglich, ein Ausgleich gefunden und ein friedlicher Weg in die Zukunft eröffnet wird, welcher der ganzen Region zugute kommen würde.
warum sind die jüdischen Organisationen so regierungstreu ist die falsche Frage, weil es ja rund um die Welt unterschiedliche Regierungen gibt. Ich lebe in der jüdischsten Stadt außerhalb Israels und es gibt hier zwei jüdische Gemeinden: die orthodoxe und die weltliche. Erstere ist geeint, hat die Yeshivas, wählte fast geschlossen Trump und wird komplett von den Medien ignoriert. Die letztere wird in den Medien gefeiert, vergibt Preise an Jihadis (wir sind mal aus Neugier auf eine Festveranstaltung der Gülenistas gegangen) und ist eine linksextreme Vorfeldorganisation der Democrats. Es ist zu einfach zu sagen, die Schusters und Knoblochs verraten das Judentum und Israel für Geld/Ruhm. Was passiert, ist was mit der evangelischen Kirche vor 30 Jahren passiert ist und was man bei der Katholischen Kirche jetzt sieht: die Welt ist denen wichtiger als ihr Glaube. Es sind, um es mit MacIntyre zu sagen, Emotivisten.
Liebe Frau Kornblum, ein sehr guter Artikel! Aber er gibt wenig Hoffnung! 12.000 Juden sind im Ersten Weltkrieg für Kaiser und Vaterland gefallen. Der Rest der Frontkämpfer glaubte, man sei vor den Verfolgungen von Hitler in die Gaskammern ausgenommen. Das war nur eine fatale Hoffnung… Heute muss man zwei Dinge zu Ihrem Artikel anmerken: Die überwiegende Mehrzahl der heute in Deutschland lebenden Juden hat einen sowjetrussischen Hintergrund. Diese Menschen sind froh vor dem Antisemitismus der postsowjetischen Zeit hier aufgenommen geworden zu sein. Sie werden staatlich alimentiert. Nur ein geringer Prozentsatz von ihnen ist wirklich in der Bundesrepublik integriert. Natürlich gibt es Beispiele für gelungene Integration und auch für Personen, die heute im gesellschaftspolitischen und kulturellen Leben eine Rolle spielen. Das sind aber vergleichsweise wenig, wenn man an die Kaiserzeit oder an die Weimarer Zeit denkt. Und der Zentralrat ist auch nicht das, was er noch vor einigen Jahrzehnten gewesen ist. Mit Heinz Galinski beispielsweise hatte man eine hervorragende und ausgezeichnete Person, die Tacheles geredet hat. Und das heute auch tun würde. Die jetzige Führung des Zentralrats ist aber sehr stark an die Regierung gelehnt und wagt es nicht, der Regierung zu widersprechen. Man könnte das auch etwas zugespitzt die Lust am Untergang nennen. Man ist nämlich nur mit dem rechten Antisemitismus beschäftigt und wagt nicht, den muslimischen Antisemitismus, der sich in einer unglaublichen Hasstirade geballt hat, nicht nur in Deutschland, zu benennen. Damit ist man im gesellschaftspolitischen Mainstream. Das ist mehr als bedauerlich für die hier noch lebenden Juden. Meines Wissens gibt es neben der Achse, wo jüdische Journalisten sich äußern können, auch kritisch zum Zentralrat ,nur die jüdische Rundschau in Berlin, die klare Worte für das Verhalten der jüdischen Funktionäre anwendet. Übrigens hat es in Frankreich eine ähnliche Debatte gegeben.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.