Redaktion / 11.01.2024 / 16:00 / Foto: Seitz / 6 / Seite ausdrucken

Serie „Wir haben es gesagt“. Heute: Volker Seitz

Achgut.com veröffentlicht in dieser Reihe regelmäßig Texte aus den vergangenen Jahren, deren Mahnungen, Warnungen, Voraussagen sich jetzt bewahrheiten. Man konnte alles wissen, wenn man nur wollte.

Das betrifft alle Gebiete. Beispielsweise bei Themen wie Migration, Energiewende, Covid und Antisemitismus, um nur einige Stichworte zu nennen. Beim Thema Antisemitismus sagen wir seit langem voraus, was jetzt die sogenannten Mainstream-Medien schreiben. Diese Beitragsfolge soll auch eine Vergewisserung für Sie, liebe Leser, sein, dass Sie das richtige Medium lesen. Es gab und gibt immer wieder Versuche, uns zu diskreditieren und politisch zu stigmatisieren. Die Zeit und die Tatsachen arbeiten aber für uns. 

Heute veröffentlichen wir einen Beitrag vom 27.06.2020 von Achgut.com-Autor Volker Seitz unter dem Titel „Entwicklungshilfe: Berichte über Korruption für jedermann zugänglich“. Darin erklärt er, wie die Korruption in afrikanischen Ländern verhindert, dass Entwicklungshilfe sinnvoll eingesetzt wrd. Im Dezember letzten Jahres veröffentlichte die Bundesregierung auf Anfrage von CDU/CSU eine Liste mit rund 450 „Entwicklungsprojekten“, die von Deutschland weltweit finanziert werden – und größtenteils einen fragwürdigen Eindruck hinterlassen. Zitat: „Die meisten Entwicklungsländer erkennen die wirklichen Kosten der Korruption nicht. Das hohe Maß an Bestechlichkeit ist ein Grund für den mageren Zustrom ausländischer Direktinvestitionen, die Afrika dringend für den Bau neuer Straßen, Fabriken und für die Verbesserung der Elektrizitäts- und Wasserversorgung braucht. Der Zustrom von Direktinvestitionen wird nicht nur für jede Form von Infrastruktur und Industrialisierung gebraucht, sondern ist auch entscheidend für Bildung und Ausbildung der Bevölkerung – langfristig die wohl entscheidenden Faktoren für Entwicklung. Tatsächlich wäre die Bekämpfung der Korruption für afrikanische Regierungen die beste Selbsthilfe.“

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten). Hier ist sein Text:

Entwicklungshilfe: Berichte über Korruption für jedermann zugänglich

Den Bonner Aufruf (BA) für eine Reform der Entwicklungspolitik erreichen immer wieder Anfragen von Journalisten und Privatpersonen, die konkrete Beispiele von Unterschleif in Afrika bekommen möchten. Der Koordinator des BA, Kurt Gerhardt, hat solche Berichte seit vielen Jahren gesammelt. Er macht sie seit ein paar Wochen auf der Homepage www.bonner-aufruf.eu in der Rubrik „Korruption & Misswirtschaft“ jedem Interessierten zugänglich.

Diese Medienberichte sollen deutlich machen, wie hemmungslos Herrschaftscliquen afrikanischer Länder sich am Vermögen ihrer Völker bereichern, und zugleich sollen sie auf das Versagen unserer Politiker hinweisen, auf diesen Skandal angemessen zu reagieren. OXFAM hat ausgerechnet, dass jährlich etwa 200 Milliarden Dollar Afrika illegal verlassen und damit der Entwicklung fehlen. Die Korruption und der Missbrauch von öffentlichen Geldern stellt eines der größten Hindernisse für die Entwicklung afrikanischer Staaten dar.

Die meisten Entwicklungsländer erkennen die wirklichen Kosten der Korruption nicht. Das hohe Maß an Bestechlichkeit ist ein Grund für den mageren Zustrom ausländischer Direktinvestitionen, die Afrika dringend für den Bau neuer Straßen, Fabriken und für die Verbesserung der Elektrizitäts- und Wasserversorgung braucht. Der Zustrom von Direktinvestitionen wird nicht nur für jede Form von Infrastruktur und Industrialisierung gebraucht, sondern ist auch entscheidend für Bildung und Ausbildung der Bevölkerung – langfristig die wohl entscheidenden Faktoren für Entwicklung. Tatsächlich wäre die Bekämpfung der Korruption für afrikanische Regierungen die beste Selbsthilfe.

Mehltau über jede Kritik

David Signer schreibt in seinem Beitrag für das Buch „Das Ende der Armut: Chancen einer globalen Marktwirtschaft“, Seite 88: „Jörn Sommer, ein deutscher Soziologe, der jahrelang über Korruption in Benin geforscht hat, spricht von einer ‚repressiven Verständigungsgemeinschaft‘.“ Schon die normale Überprüfung der Geschäftsführung werde als „Unruhestiftung“ gedeutet. Man scheue Dissens, weil oft nicht der Ertappte, sondern der Kontrolleur vom Kollektiv geächtet werde. Der Appell an Harmonie und „einvernehmliche Lösungen“ lege sich wie Mehltau über jede Kritik. Im schlimmsten Fall, so Sommer, genüge das „Verteilen“ von unterschlagenem Geld, um den Frieden wieder herzustellen, mit anderen Worten: eine weitere Bestechung.  
 
Bereits 2016 kamen eine Gruppe von Wissenschaftlern und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die für das Ministerium die staatliche Entwicklungshilfe durchleuchtet haben, zu dem Schluss, dass gerade im BMZ die Korruptionsbekämpfung sehr vernachlässigt wird. Die Prüfer konstatieren „diverse Lücken in der Einbindung von Antikorruption in Dokumente und Prozesse“ des Ministeriums. Es herrsche „teilweise Unklarheit über Regeln und Berichtswege sowie das konkrete Vorgehen bei Korruptionsfällen“. Der Bundestagsabgeordnete Niema Movassat (Linke), Mitglied des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kritisiert, „dass ausgerechnet dem BMZ unter Minister Gerd Müller, der von den Partnerländern regelmäßig Good Governance einfordert und Korruption geißelt, eine sehr mangelhafte Korruptionsbekämpfung bescheinigt wird“.

Foto: Seitz

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Hans-Peter Dollhopf / 11.01.2024

Herr Seitz, in seinem Gastartikel “FDP-MdB Hoffmann antwortet Kubicki: Rettet die Entwicklungshilfe” in der WELT vom 8.1.24 schreibt dieser Entwicklungshilfelobbyist: “Darin [Anm.: deutsche Entwicklungshilfe] enthalten sind auch die Kosten der Studienplätze für Ausländer, zum Beispiel aus Kamerun. Rund 7000 Studierende, die vor allem MINT-Fächer studieren, die bei deutschen Kommilitonen nicht sehr beliebt sind. Aus ihnen werden gut ausgebildete Ingenieure, die in den meisten Fällen in Deutschland bleiben, weil sie hier gefragt sind – und weil es in ihrer Heimat keine Arbeit für sie gibt. Sollte man hier kürzen?” Was ist das denn mal für eine Entwicklungshilfe? Die dem Entwicklungshilfeland einfach seine Talente klaut?

Hermine Mut / 11.01.2024

Das Elend der sogenannten 3.Welt - wie z.B. vorige Woche in der JF am Beispiel Madagaskar beschrieben (JF 2/24, M. Zoellner :“Geschundenes Paradies”) - ist unerträglich :  militärgestützte ReGIERung seit 2009 (kein Ende absehbar) / Monatseinkommen der Bevölkerung 70 EUR / “dabei ist Madagaskar reich an Erzen wie Kobalt, Nickel und Gold etc., doch die Prospektion und Förderung befindet sich ausschließlich in Händen ausländischer Konsortien, zumeist aus China und Europa…,/ fast alle Plantagen der Insel gehören jetzt Indern und Pakistanern…./ Madegassen, die sich keinen Boden zur Pacht leisten können, betreiben nun Brandrodung im Dschungel…” Entwicklungshilfe, die diese Verhältnisse am Laufen hält, ist das krasse Gegenteil dessen, was sie zu sein behauptet.  Lügen und Raub. Für “unsere”(?) Bedarfe.      “s ist leider Krieg /und ich begehre / nicht Schuld daran zu sein “.

Volker Seitz / 11.01.2024

@Thomas Szabo Danke, dass Sie an die Nooke Kontroverse erinnern. Vgl. Achse vom 19.02.2019 „Günter Nooke: Ein neuer Fall Maaßen?“

Wolfgang Kolb / 11.01.2024

Lieber Herr Seitz, Wahre Worte, leider hoert niemand in Berlin, bei den NGO’s oder bei der UN! Und niemand scheint aus der Geschichte zu lernen, jeder weiss es besser. Ich vergleiche oft die Entwicklung in Westafrika mit Singapur. Ghana wurde 1957 in die Unabhaengigkeit entlassen, Nigeria in 1960. Singapur wurde erst 1963 in die Unabhaengigkeit entlassen. Waehrend Singapur ein armer Agrarstaat war, hatten Nigeria und Ghana Rohstoffe als auch eine florierende verarbeitende Industrie und bestehende Exportvertraege nach Europa. Durch die Naehe zu Europa konnten Produkte, anders als Singapur, einfach, schnell und kostenguenstig exportiert werden, die Nachfrage nach Bauholz, Erdoel, Erzen wurde gerne bedient. Waehrend Lee Kuan Yew auf den Aufbau von staatlichen Strukturen und die Bekaempfung von Korruption Wert legte, und somit den Grundstein fuer Singapurs Aufstieg legte, bedienten sich Afrkas Potentaten aus vollen Futtertroegen, was letzlich den Niedergang beschleunigte. Ein gutes Beispiel, wie ausufernde Korruption das Leben und die Wirtschaftskraft eines Landes zugrunde richtet, ist Suedafrika. Einstmals wichtigste und groesste Wirtschaftsmacht in Afrika mit produzierender Industrie in allen Bereichen gibt es heute Armut, Stromausfaelle, marode Infrastruktur, abwandernde Industriebetriebe und ein zerfallendes oeffentliches Gesundheitswesen. Entwicklungshilfe ist, wenn man in den reichen Laendern den Armen das Geld nimmt um es in den armen Laendern den Reichen zu geben.

Thomas Szabó / 11.01.2024

Lieber Herr Seitz. Die Achse möge dem Bonner Memorandum einen Artikel widmen. Hier sieht der deutsche Steuerzahler, dass seine Steuern zur Finanzierung inkompetenter, ineffizienter, parasitärer, korrupter, krimineller, mörderischer Regime beitragen, welche die Armut produzieren, die ihre Bevölkerungen zu uns treibt. Ebenso dienen unsere Steuern der Terrorfinanzierung, der Zucht des islamischen Faschismus, sowie der Politur des Scheinheiligenscheins geltungssüchtiger Politiker, die unser Geld verschenken, um sich als Wohltäter aufzuspielen, wohl wissend, dass das Geld vergeudet ist. Sie handeln nicht aus Herzensgüte, sie sind nicht naiv. Die Entwicklungshilfe aus der Gießkanne verhindert jede sinnvolle Entwicklung.

Thomas Szabó / 11.01.2024

bonner-aufruf eu / Forum / Die Nooke Kontroverse: Ich erinnere mich noch heute an die Aussagen von Herrn Nooke aus 2018, weil die Kritik daran so idiotisch war. Nooke beschrieb nur nüchtern die Fakten, warum die Staaten Afrikas nicht funktionieren. Professoren & Afrikanisten fielen über ihn her und bezichtigten ihn des Rassismus. Ich hatte mich damals gefragt, was für inkompetente, ideologisch verblendete Idioten heute Professuren erhalten. Ich halte eine höflichere Formulierung für nicht angebracht. Beispielsweise kann man mit einer archaischen Stammesmentalität keinen modernen Staat führen. Dieses Problem ist kulturell bedingt. Manche Afrikanisten haben anscheinend noch nie etwas von fremden Kulturen gehört! Wenn es nach den “Kritikern” gehen würde, dann würde man alle Probleme Afrikas ignorieren und dabei zusehen, wie sie sich summieren, potenzieren, eskalieren. Genannte Professoren, Afrikanisten sowie die Mitglieder des Fachverbandes der deutschen Afrikanisten gehörten allesamt fristlos entlassen, wegen Inkompetenz & ideologischer Idiotie.

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