Die neu gegründete Ost-Berliner Arbeitsgemeinschaft „Courage“ setzt sich für die Integration von Homosexuellen in die DDR-Gesellschaft ein. Diese Gruppe war nur eine von zahlreichen Initiativen, die seit Beginn der 80er Jahre in der DDR entstanden waren. Die meisten frühen Homosexuellen-Gruppen engagierten sich in der kirchlichen Opposition. Sie nahmen an den Veranstaltungen der Bürgerrechtsbewegung teil und traten auch auf Kirchentagen in Erscheinung.
Obwohl sich die rechtliche Stellung der Homosexuellen in der DDR seit Anfang der 70er Jahre kontinuierlich verbessert hatte, gab es eine anhaltende gesellschaftliche und politische Diskriminierung. Wie in allen anderen Fällen, sah die SED auch in der homosexuellen Selbstorganisation eine Gefahr. Mit Recht. Es wurden Dinge thematisiert, die in der DDR bislang verschwiegen worden waren. Dazu gehörte die verdrängte Tatsache, dass in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten viele Homosexuelle inhaftiert und umgekommen waren. Diese Menschen gehörten nicht zu den anerkannten Verfolgten des Naziregimes. Es dufte in der DDR nicht der verfolgter Homosexuellen gedacht werden. Als am 11. April 1985 elf Frauen versuchten, am Rande einer Gedenkfeier im ehemaligen Frauen- KZ Ravensbrück an die verfolgten Lesben zu erinnern, wurden sie festgenommen.
Trotz dieser Schikanen entstanden ab Mitte der 80er Jahre immer mehr Gruppen, auch nichtkirchliche. Ende der80er Jahre reagierte die SED darauf mit dem Versuch, staatskonforme Homosexuellengruppen zu gründen und über den Kulturbund in die sozialistische Gesellschaft zu integrieren. Der Erfolg war eher mäßig. Es gelang der SED bis zum Ende nicht, die von ihr bisher unterdrückten Interessen zu kanalisieren.