Ein interessanter Artikel zu einem emotialisierten Thema, in dem alle klug reden, aber die meisten keine Ahnung haben. Auch wenn es für Vegetarier schrecklich klingen mag, der Mensch ist als Allesfresser konstruiert und dazu gehört eben auch fleischliche Ernährung. Fehlt sie, dürften Mangelerscheinungen die Folge sein. Viehtransporte über weite Strecken sind aber auch nach meiner Meinung eine unnötige Belastung für die Tiere. Die Kosten für Tiertransporte wären besser für die Förderung der regionalen Tierhaltung eingesetzt. Vor allem sollte den deutschen Tierhaltern nicht abverlangt werden, was in den Importländern nicht umgesetzt wird. So ist kein fairer Wettbewerb möglich. Die Tierschützer, die hierzulande gegen die Landwirtschaftsbetriebe so mutig vorgehen, sollten dort für bessere Bedingungen sorgen, wo es den Tieren am schlechtesten geht und das ist nicht in Deutschland. Dazu brauchten sie aber tatsächlich Mut.
Meine Jugend habe ich im Kölner Norden verbracht, nicht weit entfernt von der Liebig Straße, in der sich heute noch der Schlachthof Henseler befindet - im Übrigen in direkter Nachbarschaft zum Pascha. Die Meisten in dieser Ecke können sich sicher noch an den Gestank der Fettschmelze, der Fleischabfälle und des Geschreis der Tiere erinnern, entweder wenn der Wind in die falsche Richtung wehte oder man da vorbei gegangen ist. Diese Situation gibt es heute nicht mehr und würde auch in keinem Fall mehr akzeptiert werden. Wir produzieren in Deutschland und in Europa Fleisch (und andere Lebensmittel) auf höchsten hygienischen Standards. Wer sich das mal in Ländern Asiens, den arabischen Staaten und Afrika angesehen hat, wird sich fragen müssen, was diese Empörung soll. Man kann die Situation der Beschäftigten mit wenig Geld verbessern, sollte aber “nicht das Kind mit dem Bade ausschütten”. Die heutige Gesellschaft hat sich zu weit von der Lebensmittelproduktion entfernt. Wer auf dem Land schon mal nach einem Regenschauer einen freilaufenden Bullen gesehen hat, der sich in seiner eigenen Scheiße ausgeruht hat, weiß, der kommt in keine Waschanlage, es seid denn, es soll geschlachtet werden. Das Bild von der Alpia Kuh ist eine Schimäre der Werbung.
Unser Problem ist das Kinderbuch-Wissen der Ewigguten. In einem Bilderbuch meines dreijährigen Enkels gibt es auch einen Bauernhof mit Bauer, Bäuerin, 2 Kinder, 2 Kühe, 2 Schweine, 10 Hühner und für meinen Enkel besonders wichtig einen Traktor. Kurzum eine richtig schöne heile Klischeewelt. Besonders die ewigguten Stadtbewohner sind auf dem Kinderbuch-Niveau stehen geblieben. Werden sie mit der Realität konfrontiert sind sie schockiert, und fordern ihre heile Kinderbuchwelt. Sie müssen es wissen, sie haben Irgendwas-logie studiert und sind mit dieser Qualifikation auf allen Gebieten allwissend.
Während Marx und Konsorten planten die Welt anzuzünden, gab es im 19. Jahrhunderten aufrechte und ehrenhafte Männer und Frauen, welche sich für echten Fortschritt und Werte einsetzten. Zentralviehhöfe gehörten dazu. Ein wesentlicher Aspekt beim Verbot der wilden Hinterhofschlachterein war der Tierschutz. Schlachten wurde dadurch kontrollierbar, auch was da überhaupt geschlachtet wird. Solche Errungenschaften haben mehr für das Wohl der Menschen gleistet, als jede Weltrevolution. Etwa die Errichtung der Kanalisation, die Trinkwasserfiltration, die Erfindung der Kühltechnik. Der Kunstsdünger und die industriellen Verfahren der Lebensmittelindustrie, verhindern Hungersnöte usw. Von den Einrichtung der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, der Rente, der Krankenversicherung, der Wohnvereine, dem Wahlrecht, der Sportvereine, dem Krankenhäusern, der Wohlfahrt, des Kleingartenwesens ganz zu schweigen. Das ist alles heute so verdammt überkommen, dass darauf rumgetrampelt wird.
Unser Metzger im Dorf hatte noch bis in die 80er Jahre selbst geschlachtet. Montags standen meist zwei Rinder angebunden vor der Tür mit verbundenen Augen. Ich kann nicht erkennen, welche Nachteile für Tier und Verbraucher mit dieser Hausschlachtung einhergingen. Im Gegenteil: Als Kunde konnte man stets auf die Qualität und die Herkunft vertrauen. Das ist beim Bezug von anonymer Massenware nicht selbstverständlich der Fall. Tatsache ist: durch eine Vielzahl von Auflagen, Bürokratie und “Zertifizierungen” wurde die Hausschlachtung unmöglich gemacht. Cui bono?
Es geht doch gar nicht um das Wohl der Tiere. Einzelnen Vegetariern vielleicht, den Grünen aber ganz sicher nicht. Sonst würden sie den Fleischverzehr nicht ganz verteufeln, sonst wüssten sie, dass höhere Fleischpreise keinem Schwein helfen, sonst würden sie Halal-Schlachtungen schon längst verboten haben. Apropos verboten: Warum soll der Verbraucher eine ausgedachte Summe X mehr für sein Schnitzel zahlen, warum wird es nicht einfach verboten, mehr als 50 Kühe zu halten und die Auflage erteilt, dass diese 5 Stunden täglich auf der Weide stehen müssen und eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen bekommen? Der Preis würde sich allein regulieren. Es würde zwar auch teurer, aber eben als Folge der besseren Behandlung, nicht im Voraus im Vertrauen darauf, dass das Geld schon bei den richitgen (den Kühen) ankommen wird. Das klappt ja mit der Entwicklungshilfe auch schon nicht. Eines noch… Man hört immer, wie die Bauern über die Billig-Preise jammern. Wo, bitteschön, steht denn geschrieben, dass Bauern sich eine goldene Nase verdienen sollen? Es soll ja jeder sein Auskommen haben, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Nie gab es eine Zeit, in der Bauern nicht zu den Ärmsten gehörten. Heute bekommen sie Subventionen, vermieten “Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Zimmer”, bieten Reitunterricht und Unterstände für Pferde, stellen Windräder oder Solaranlagen auf, fahren drei Autos (den Traktor nicht eingerechnet) und leben in schicken, großzügigen Häusern.
Endlich einmal Klartext. Danke. Ich hatte vor Jahren eine Dokumentation über einen Schlachthof in Irland produziert und erleben können, wie professionell dort gearbeitet wurde. Kein Vergleich zu den Schlachtungen auf den Bauernhöfen in der Umgebung, wo die Hygiene — in meinen Augen — nicht sonderlich ernst genommen wurde, weil die Trennung zwischen Anlieferung, Tötung und Zerlegung kaum gegeben war.
Nicht früher war alles besser, sondern früher war sogar die Zukunft besser, muß es heißen!
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