Von Ben Krischke.
Die Redaktion von „BR PULS“, das selbsternannte „junge Programm“ des öffentlich-rechtlichen und somit steuerfinanzierten Bayerischen Rundfunks (BR), hat genug von Hass und Hetze und sammelt mit einer Hashtag-Aktion „Geschichten gegen Hass“, also „Portraits, Reportagen und Beispiele von Leuten, die für eine offene Gesellschaft aufgestanden sind“ und „die dafür waren, statt immer nur dagegen.“ So weit, so ehrenwert.
Wer nun aber hofft, es ginge um „positive Vibes“, wie es wohl im PULS-Duktus heißen würde, oder gar um die konsequente Umsetzung der Idee des „Constructive Journalism“, wonach sich Medien auf eine Berichterstattung über die Lösungen und nicht auf die Probleme konzentrieren sollten, der wird enttäuscht. Dazu gleich mehr. Da ich, Jahrgang 1986, nur wenig älter oder etwa im gleichen Alter wie die die meisten PULS-Mitarbeiter sein dürfte, möchte ich kurz erläutern, über welche „Geschichten gegen Hass“ ich mich gefreut hätte.
Über ein Portrait über eine Reihe von Professoren zum Beispiel, die an Hochschulen und Universitäten wieder für einen offenen, kritischen Dialog auch zu Themen wie Zuwanderung oder Gender Mainstreaming eintreten. Über junge Nachwuchspolitiker, die parteiübergreifend gegen offenen Antisemitismus Stellung beziehen, wenn weit mehr als nur eine handvoll Facebook-User und die taz meinen, Anschläge auf Israel seien reine Notwehr. Über junge Muslime, die eine islamische Reformation, inklusive eines modernen Frauenbildes erreichen wollen. Oder ein Interview mit jungen Demonstranten, die einerseits gegen Pegida und die AfD auf die Straße gehen, sich andererseits aber auch gegen die Antifa stellen, weil sie Gewalt nie gutheißen, ganz egal, auf wen es die Täter abgesehen haben. Kurzum: Geschichten über Menschen, die dem Hass wirklich Einhalt gebieten wollen, damit der öffentliche Diskurs nicht weiter daran krankt.
Haltung im linksgrünen Sinne
Doch leider geht es bei den „Geschichten gegen Hass“ mal wieder nicht um einen friedlichen Dialog, echte Demokratie und eine offene Gesellschaft, auch, wenn die PULS-Redaktion mit Sätzen wie „Wir von PULS haben keine Lust mehr auf Schlechtmacherei“ den Eindruck vermitteln will, es handle sich hier um ein aufklärendes, versöhnliches und innovatives Format. Denn in der Praxis geht es – neuer Hashtag, alte Feindbilder – mal wieder nur darum, Haltung im linksgrünen Sinne zu zeigen.
In einem entsprechenden PULS-Beitrag hieß es zur Hashtag-Aktion schon Ende November: „PULS startet heute eine Offensive gegen Populismus. Dagegen immer nur das Negative zu sehen. Gegen rechte Hetze und Hass.“ Folgerichtig sucht PULS unter dem Hashtag „Geschichten gegen Hass“ ganz aktuell vor allem „Geschichten gegen rechte Hetzer“, wie die Redaktion auf Twitter mitteilt. Und auch dieses Mal bleibt – wie langweilig – eine Erläuterung, was „rechte Hetzer“ eigentlich sein sollen, konsequent aus.
Schade drum, denn ein Befürfnis nach positiven Vibes gebe es aktuell genug, vor allem nach dem vergangenen Jahr, den Anschlägen in Würzburg, in Ansbach und zuletzt auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Aber vielleicht sollte ich, ganz im Sinne von PULS, auch endlich damit aufhören, „immer nur das Negative“ zu sehen. Fehlen mir nur ein passender Hashtag – und vielleicht noch ein paar Millionen Euro Zwangsgebühren vom Steuerzahler.
Ben Krischke, Jahrgang 1986, lebt und arbeitet als Journalist und freier Autor in seiner Wahlheimat München. Er schreibt über Politik, Medien und die Schattenseiten der Political Correctness. Dieser Beitrag erschien zuerst auf seinem Blog hier.