Giuseppe Gracia, Gastautor / 02.02.2017 / 06:12 / Foto: Tim Maxeiner / 13 / Seite ausdrucken

Modell Schulz, Navi und Alcantara inklusive

Von Giuseppe Gracia.

Will ein Autohersteller verhindern, dass eine neue alternative Marke sich auf dem Markt etabliert, bringt er so schnell wie möglich ein neues Modell heraus. Da man keine echte Neuerung hat, stellt man ein Modell mit neuer Karosserie und Ausstattung vor,  das im Kern aber identisch mit den anderen Modellen ist. Mit ordentlich Marketing-Tamtam, merkt aber keiner und es wird ordentlich Aufmerksamkeit von der Konkurrenz abgezogen.

Diese Strategie funktioniert auch in der Politik, etwa im Wahlkampf. Das demonstrieren gerade die Regierungsparteien SPD, CDU und CSU. Sie sind der etablierte Hersteller des Modells „Merkel“ und werden von einem Konkurrenzhersteller namens „AfD“ bedrängt.  Im Kampf um die Regierungsmacht haben sie deswegen das Modell „Schulz“ auf den Markt gebracht, um die echte Konkurrenz möglichst aus dem Sicht- und Denkfeld der Wählerinnen und Wähler zu verdrängen. Wie das Medienecho seit der Lancierung des Modells „Schulz“ zeigt, ein cleverer Schachzug, denn es dreht sich im Moment tatsächlich vieles um die Frage, ob das Modell „Schulz“ besser für Deutschland sei als das Modell „Merkel“.

Dass aber beide Produkte im Kern austauschbar sind, zeigt sich darin, dass beide das gleiche Reiseziel in ihr GPS-System programmiert haben. Sowohl das Modell „Schulz“ wie das Modell „Merkel“ fahren in die gleiche Richtung, wenn es um EU, Euro oder Migrationspolitik geht. Wesentliche Kurskorrekturen, Umkehr oder neue Ziele sind unerwünscht. Diese Alternativlosigkeit macht das gute Marketing aber problemslos vergessen.

Man betont allenfalls geringfügige Differenzen zwischen den Modellen „Schulz“ und „Merkel“, etwa in Bezug auf Innenausstattung (Leder oder Alcantara), in Bezug auf die Motorisierung (etwas mehr oder weniger PS für Staat und Wirtschaft) oder in Bezug auf das Design (feminin oder rustikal im Auftritt). Spielt am Ende keine Rolle, denn die Absicht besteht ja darin, das echte Konkurrenzmodell „AfD“ aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verdrängen, so dass die Wählerinnen und Wähler möglichst nur noch darüber nachdenken, welches Modell des etablierten Herstellers das Bessere sei. Ja, das könnte funktionieren.

Giuseppe Gracia ist freier Autor und Infobeauftrager des Bistums Chur

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Matthias Haus / 02.02.2017

Um bei Fahrzeugen zu bleiben, würde ich Schultz höchstens als Trabant Typ 500 einordnen und Merkel allerhöchstens als F8 -Auslaufmodell ,die Ossis wissen was ich meine! Und was die zukünftigen Wahlen angeht sollten alle gut überlegen, ob wir nicht bald wieder auf Pferdefuhrwerke umsteigen müssen wenn alles so weiter geht. Glück auf

Joschua Engelmann / 02.02.2017

Und man kann sicher sein, dass das Modell “AfD”, sollte es doch einmal sehr attraktiv für die Mehrheit der Käufer sein, einen Schulz/Merkel-Motor hat. Fazit: Auch dann hat man keine Wahl mehr.

Ernst-Fr. Siebert / 02.02.2017

“...(feminin oder rustikal im Auftritt).” Geht´s denn schon um Petry gegen Schulz? ;-)

Heiko Stadler / 02.02.2017

Der Autofahrer hat die Auswahl zwischen einem schwarzen Trabant (mit grüner Innenausstattung) und einem roten Trabant. Vor dem Kauf des blauen Mercedes wahrnt der Trabant-Hersteller eindringlich

Thomas Koch / 02.02.2017

Ein Alleinstellungsmerkmal von “Modell Schulz” ist, dass er mit jedem Sprit läuft, wahrscheinlich auch mit Primasprit, zumindest in der Vergangenheit.

Wolfgang Lang / 02.02.2017

Solange der Michel dumm und bequem ist funktionieren solche Taschenspielertricks. Aber wehe der Michel erwacht aus seinem Traum! Dann Gnade Gott den Täuschern.

Robert Orosz / 02.02.2017

Eine anschauliche und gelungene Analogie der politischen Strategien unserer “Volksparteien” zu den Modellstrategien der Automobilisten. Ich fürchte nur, daß wir nicht die Wahl zwischen Leder und Alcantara, sondern nur zwischen Cord-Stoff und Vertreter-Verlours haben.

Wilfried Cremer / 02.02.2017

Das Pseudo-Novum hat bis jetzt gerade einmal 2 % gebracht, aus einem Allzeittief heraus. Das eigentliche Problem der Politik ist, dass der Sockel bröckelt, d.h. das Medienfundament zerbröselt, so dass sich alles über einem scheinbar noch stabilen Kern versammelt.

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