Ein rotes Kreuz auf weißem Grund. Das Kreuz steht für das Christentum, Rot für den Adel, Weiß für den Bauernstand. So sieht das Mailänder Stadtwappen aus. Und da einer der beiden örtlichen Spitzenfußballklubs, Inter, sich für die Champions-League etwas Besonderes ausdenken wollte, haben die Designer des Ausrüsters Nike ihm ein neues Trikot angefertigt: Weiß, mit einem roten Kreuz. Schön? Schockierend!
Findet zumindest die türkische Zeitung »Hürriyet«, die zwei Tage nach dem Spiel zwischen Inter und Fenerbahce Istanbul entsetzt und empört ist. »Die Trikots glichen den Uniformen der Kreuzfahrer, die diese Region mit Blut und Feuer überzogen haben«, heißt es da laut Agenturberichten. Und es wird gefragt, wie der europäische Fußballverband Uefa das erlauben konnte. Schließlich seien die Trikots eine »versteckte Botschaft« an die türkischen Spieler gewesen. Man sieht es vor sich, wie den Fenerbahce-Kickern das Blut in den Adern gefror angesichts dieser Provokation – vor allem den Fenerbahce-Kickern aus Brasilien (drei) und Uruguay (einer).
Aber das Thema ist nicht so witzig wie es klingt. Ein Anwalt aus Izmir hat offiziell Beschwerde eingereicht, denn Mailand habe mit den Trikots gegen die Anti-Diskrimnierungsbestimmungen des Fußballweltverbandes verstoßen. Zur Strafe müssten dem Team drei Punkte abgezogen werden. »Sonst bürgert sich das noch ein.«
A popos einbürgern: Was ist mit dem Wappen auf den Brüsten englischer Nationalspieler (rotes Kreuz auf weißem Grund). Malta (rotes Kreuz auf ...)? Rot-Kreuz-Helfern am Spielfeldrand? Und Nike? Ausgerechnet Nike, der Ausrüster der türkischen Nationalelf, auf deren Trikots eine weiße Mondsichel auf rotem Grund ... Moment mal.
Österreichs Team kann nicht zugemutet werden, bei der kommenden EM gegen Türken anzutreten, die solche Hemden tragen. Nicht nach den türkischen Belagerungen Wiens 1529 und 1683. Viel Arbeit für die Uefa. Aber ein diskriminierungsfreier Sport sollte ihr das wert sein.
Sonst noch was? Ach so: Fenerbahce hat das Spiel am Dienstag 3:0 verloren.
Kulturschock der Woche im Kölner Stadt-Anzeiger, 1.12.07