Peking 24.08.2008. Die Floskel, die ich in den letzten Tagen am häufigsten gehört habe, lautet: “Und das ist ja nur die Hälfe”. Gemeint sind die Autos, die die acht- und zehnspurigen Highways verstopfen und während der Olympiade abwechselnd nur mit geraden oder ungeraden Kennzeichen benutzt werden dürfen. In den letzten Tagen war die Luft erstaunlich sauber, der Himmel über Peking so blau wie der über der Ruhr. Dazu trug sicherlich auch eine insgesamt günstige Wetterlage bei. Dennoch: Die Menschen werden sich auch nach dem Abzug des Olympia-Trosses an diesen Zustand erinnern. Sollte mich nicht wundern, wenn die Bürger von Peking künftig mehr Umweltschutz fordern. So geht sowas los.
Und auch andere Dinge gehen mächtig los - respektive sind rasant unterwegs. Schwer beeindruckt hat mich beispielsweise die Kunstszene von Peking. Habe mir gestern einmal den Art District 798 angesehen. Das ist eine ehemalige, von der DDR erbaute Fabrik. In den Industrieruinen blühen zahlreich Galerien auf und hunderte Künstler haben sich eingemietet. Und das ist nur eine von mehreren solcher Künstler-Kolonien. Mein Freund Peter, der in Paris lebt, meint: “Da könnten sie sich bei uns mal eine Scheibe abschneiden”. Und, na ja, auch die Berliner sollten hier mal vorbeischauen, bevor sie sich für den Nabel der kreativen Welt halten.
Chinesische Kunst ist ja seit einigen Jahren international schwer im Kommen. Inzwischen kommen die meisten Käufer der mitunter schon sündhaft teuren Werke aber aus China selbst. Was in Peking an Originalität, Kreativität und künstlerischer Widerborstigkeit zu spüren ist, hat mich jedenfalls schwer beeindruckt. Und ist wohl auch nicht rückholbar. Auch sowas geht so los. Es fällt mir wirklich schwer, mir einen Reim auf diese Stadt zu machen. Deshalb beschränke ich mich vorläufig mal auf das neugierige Staunen.