Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Wie man sich täuschen kann, zeigt ein Blick auf die Spiegel-Ausgabe, die vor 25 Jahren erschienen ist. Vermutlich erscheinen uns unsere heutigen Schlagzeilen in 25 Jahren genauso wunderlich. Schön jedenfalls, dass der Schwarzwald nicht gestorben ist. Beim Waldsterben liefen damals die Feuilletonisten und Philosophen zu großer Form auf, überschlugen sich mit altbackener Kapitalismus- und Wachstumskritik. Der Systemwechsel konnte gar nicht bomastisch und radikal genug gefordert werden. Seitdem haben Sie nix dazu gelernt, außer dass man den Begriff “Waldsterben” gegen “Klima” austauschen muss. Sehr gut zu beobachten bei unser aller Designer-Philosoph Peter Sloterdijk, der mit einem bombastischen Wortgedrechsel auf der Schleimspur des Zeitgeistes gleitet und sich dabei nach allen Seiten offen hält. Sloterdijk schreibt gewissermaßen mit dem ausgestreckten Obamafinger. Obama zeigt ins Publikum, um jeden das Gefühl zu geben, erkannt und geschätzt zu werden. Sloterdijk hat für jeden einen hübschen Satz bereit, den er irgendwie gut finden kann. Einen neuen Gedanken konnte ich gegenüber den enstprechenden Elaboraten vor 25 Jahren nicht erkennen, dafür aber dutzende großartige Begriffe wie “meteortologische Reformation”, “kinetischer Expressionsimus”, “ökologisches Kriegsrecht”,“klimatischer Sozialismus” oder “künftiger Gigantenkampf”, die mit einer Prise Goethe, Jules Verne, Nietzsche, Buckminster-Fuller und so weiter angerührt werden. In DIE WELT ist das Essay überschrieben: Wie groß ist “groß”? Eine Nummer kleiner gehts nicht bei Sloterdijk.