Peter Grimm / 26.07.2016 / 20:39 / Foto: Parpan05 / 13 / Seite ausdrucken

Kirchen-Attentat von Rouen: Die Unterwerfung danach

Wieder gab es ein islamistisches Attentat, das so gleich und so anders ist, als all die anderen der letzten Tage und Wochen. Wieder sitzt man da und macht sich seine Gedanken, obwohl noch gar nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen. Und dennoch ist so vieles schon wieder so vorhersehbar.

„Ich schreie zu Gott mit allen Menschen guten Willens. Ich bitte alle Nicht-Gläubigen sich diesem Schrei anzuschließen!“ So reagierte der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, auf die Nachricht von Mord und Geiselnahme in der Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray durch Islamisten. Zwei Männer stürmten das Gotteshaus während einer Messe, um im Namen ihres Propheten mit Hieb- und Stichwaffen, wie die Polizei es vermeldete, den 84-jährigen Priester Jacques Hamel umzubringen und drei weitere Kirchenbesucher zu verletzten, einen davon schwer. Sie nahmen Geiseln, doch die Polizei zeigte sich wenig verhandlungsbereit. Die Attentäter wurden bei Verlassen der Kirche gezielt erschossen.

Erzbischof Lebrun, den die Nachricht bei einem Besuch in Krakau erreichte, machte klar, dass sein Schrei zu Gott kein Kampfruf sein sollte: „Die katholische Kirche kann nicht zu anderen Waffen als zum Gebet und zur Brüderlichkeit unter den Menschen greifen.“ Die Zeiten, da sie das noch konnte und auch Waffen, wie Bewaffneten ihren Segen gab, sind offenbar wirklich nachhaltig vergangen, wenn dies die Reaktion auf einen mörderischen Angriff auf die eigene Kirche ist.

Kirchen sollten auch nicht zur Unterwerfung aufrufen

Nun kann man einen Geistlichen beziehungsweise ein geistliches Oberhaupt für diese Haltung kaum kritisieren, solange er diese nicht auch allen anderen abverlangt, die sich einer steigenden islamistischen Gefahr gegenübergestellt sehen. Denn sehr viele Muslime – nicht nur die, die wir als Extremisten einordnen – befürworten es durchaus, wenn für die Verbreitung ihres Glaubens neben „Gebet und Brüderlichkeit“ auch andere Waffen eingesetzt werden. Das heißt nicht, dass sie mehrheitlich die Attacke auf eine Kirche gutheißen würden, doch eine Attacke auf eine Moschee würden sie beispielsweise anders, als nur mit Gebeten beantworten wollen. Auch wenn uns die zugewanderten islamischen Kulturen ja bereichern sollen, so ist dieser Hinweis nicht als Appell zu verstehen, die Kirchen müssten jetzt wieder ebenso Gewalt predigen. Aber sie sollen auch nicht zur Unterwerfung, zum Appeasement aufrufen.

Es ist allerdings zu erwarten, dass Vertreter der Kirchen nun als Reaktion auf den Mord der Islamisten in der Kirche zu noch intensiverem „interreligiösen Dialog“ aufrufen werden. Frankreichs Präsident Hollande lud sogleich zu einem Treffen mit den Vertretern der Glaubensgemeinschaften an: “Was diese Terroristen wollen, ist uns zu spalten.” Spalten kann man aber nur, was zusammen ist. Die beschworenen Gemeinsamkeiten existieren aber nicht in der beschworenen Form. Und die Treffen christlicher Gottesmänner und -frauen mit ihren islamischen Kollegen sind keine Begegnungen unter gleichen Voraussetzungen, denn ihr Verhältnis zu Staat, Gesellschaft und Andersgläubigen ist ein völlig anderes.

Allein das Verhältnis zur Gewalt ist ja ein Aspekt, an dem sich das gegenwärtige Glaubensleben der Religionen elementar unterscheidet. Hinzu kommt der gesellschaftliche und politische Gestaltungsanspruch des Islam. Es gibt gottgewollte Gebote und Verbote, die aus islamischer Sicht einfach durchgesetzt werden müssen. Dazu sehen sich auch viele im säkularen Westen lebende nicht-extreme Muslime aufgerufen und sie hören auch von den Imamen in ihren Moscheegemeinden, dass sie über Gottes Wort nicht verhandeln, es also auch nicht zeitgemäß interpretieren dürfen.

Den Platz den die Kirchen geräumt haben, möchten die Islamverbände übernehmen

In den säkularen Staatswesen des Westens sahen sich die Kirchen genötigt, sich immer mehr aus der Politik zurückzuziehen und nahmen ihre veränderte Rolle auch an. Zwar findet ihre Stimme noch gelegentlich Berücksichtigung, doch man kann heutzutage problemlos vollkommen gegen ein kirchliches Votum regieren. Diesen Platz, den die Kirchen da geräumt haben, möchten nun die Islamverbände gern besetzen. Sie sehen sich dazu berufen, haben die meisten doch neben der Verkündigung sowieso auch eine mehr oder minder klare politisch-ideologische Agenda. Und sie haben in Deutschland auch durchaus Erfolge damit.

In der Deutschen Islamkonferenz wird über Islam-Privilegien gesprochen, in den ersten Bundesländern werden dann anschließend mit zweifelhaften Vereinen, die ausdrücklich keine reinen Religionsgemeinschaften sind und oft auch finanziell am Tropf fremder Mächte hängen, Staatsverträge geschlossen. Die Signale an die Muslime sind eindeutig. Auch wenn sich die Mehrheit von ihnen durch die Verbände, die in der Deutschen Islamkonferenz sitzen, gar nicht vertreten fühlt, so gestattet der deutsche Staat diesen Gruppen dennoch privilegierten Zugang zur Politikgestaltung. Es ist eine Einladung an den politischen Islam, mit Forderungen und Ansprüchen aufzutrumpfen.

Die Extremisten wird das nicht besänftigen. Rouen ist ein Signal, dass nun auch Kirchen in Europa keine sicheren Orte mehr sind. Man kann jetzt spekulieren, ob und wann es Anschläge auf deutsche Kirchen geben wird. Manche haben wir ja vielleicht auch nur nicht wahrnehmen wollen. Als muslimische Jugendliche 2013 die evangelische Willehadi-Kirche in Garbsen bei Hannover niederbrannten, sprach man lieber vom Treiben krimineller Jugendbanden. Traf das zu oder wollte man es nur gern so sehen? Trotz komplett niedergebrannter Kirche machte der Brandanschlag damals kaum überregionale Schlagzeilen. Aber wer an multikulturellen Weltbildern hing, konnte sich daran erwärmen, dass seinerzeit auch Vertreter der islamischen Gemeinde zur Mahnwache kamen und bei Aufräumungsarbeiten halfen.

So leicht wird es in Rouen nicht und sicher auch nicht mehr nach den kommenden Ereignissen. Ein nettes unverbindliches interreligiöses Treffen, bei dem sich alle ihres gegenseitigen Respekts, ihrer Toleranz sowie ihrer guten und friedlichen Absichten versichern, wird nicht mehr reichen. Die potentiellen Opfer wird es nicht mehr beruhigen und die potentiellen Täter werden von solchem Theater sowieso längst nicht mehr erreicht. Man hätte jetzt wirklich allen Grund, zu Gott zu schreien.

Zum Brand der Willehadi-Kirche siehe hier.

Siehe zum gleichen Thema auch The Jerusalem Post: Analysis: Islamic State's first act of war on European Christianity

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Peter Grimms Blog Sichtplatz hier.

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Leserpost

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Franck Royale / 26.07.2016

Die FAZ hat heute ebenfalls wieder journalistische Tiefen ausgelotet. Da wird einem Priester von islamischen Gotteskriegern mitten in Europa die Kehle durchgeschnitten, und was titeln die geistigen Erben der 68er: “Polizei tötet Geiselnehmer in französischer Kirche”

Günter Lüdeking / 26.07.2016

Herr Grimm ,ein sehr guter Bericht. Europa hat auf fast allen Schauplätzen verloren,viele Hoffnungen verspielt, durch äußerst unfähige Politiker. In Front unsere hochbegabte Frau Merkel. Wann erhebt sich die angeblich friedliche Mehrheit der Muslime über so viel Blutvergießen? Wie kann man sich an schwachen Artgenossen vergreifen? Morden kann nicht im Sinne des Schöpfers sein! Wir müssen Stellung beziehen,!Anbiedern bringt nichts !

Monika Medel / 26.07.2016

Frau Merkel empfahl ja öfter mal in die Kirche zu gehen. Sicher ist man da jetzt aber auch nicht ...

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