Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit dem Autor Giuseppe Gracia und der Publizistin Birgit Kelle darüber, warum so viele Menschen sich ihr Leben lang wie Geiseln benehmen und nichts tun, wenn die Feinde kommen.
Im Roman „Auslöschung“ von Guiseppe Gracia platzt ein Haufen islamischer Terroristen in eine Veranstaltung der Bildungselite im Haus der Kulturen und gibt sich dort einer Hinrichtungsorgie hin, die von dem anwesenden Ersten Deutschen Fernsehen übertragen wird. Im Roman wird der Terrorist Hamed S. wie folgt beschrieben:
„Ich studiere das Gesicht von Hamed S., sein im Gürtel steckendes Schwert, die grauschwarz gemusterte Weste, auf der Knöpfe blinken, und die Hamed S. mit der linken Hand berührt, wie um sich zu vergewissern, dass alles noch da ist. Mit der rechten Hand bedient der Leiter der Operation sein Smartphone, um zuerst sich selbst und dann die Terrorkollegen zu filmen. Dann filmt er die Geiseln und wendet sich dem Team des Ersten Deutschen Fernsehens zu, das ihn ebenfalls bereits filmt, wobei Hamed S. nun seinerseits die Fernsehleute filmt, vielleicht für den Online-Videostream.
Das ist alles nur möglich mit der westlichen Technologie, denke ich. Natürlich, denn es kann kein Mensch mit Kamel und Steinschleuder gegen die westliche Kultur auch nur das Geringste ausrichten, nicht ohne diese Technologie, die es nur im verhassten Westen gibt, weil nur im verhassten Westen Männer und Frauen und Ungläubige frei arbeiten und forschen können, um dann Dinge wie den Computer zu erfinden, Flugzeuge und zuverlässige Sprengsätze. Typisch westliche Dinge, auf die heute jeder moderne Islamist angewiesen ist, weil die technisch-kulturelle Impotenz der arabischen Welt eine totale ist und nichts Vergleichbares bieten kann.“
Die Publizistin Birgit Kelle schreibt über den Roman:
„Die Auslöschung nach Gracia ist jedoch nicht einfach die Erzählung genau jenes islamistischen Terroranschlages, der heute jederzeit beliebig in Berlin, Paris, London oder Rom den roten Teppich einer Filmpremiere in ein Blutmeer verwandeln könnte, sondern das feine Verweben des Massakers mit dem tragischen Selbstmord einer Frau, die sich an genau dieser Gesellschaft zugrunde richtete. Ein Sittengemälde des Zerfalls christlicher Wertvorstellungen zugunsten der Ersatzreligion von sexueller Befreiung und Selbstoptimierung, gepaart mit der Todessehnsucht des depressiven Ich-Erzählers, der seine verstorbene Frau im Berliner Blutbad wiederzusehen glaubt, aber die Erkenntnis verweigert, gerade zu sterben. Ist er wirklich mutig aufgesprungen und hat sie alle angeschrien?“
Am kommenden Sonntag spricht Gerd Buurmann mit seinen zwei Gästen darüber, warum so viele Menschen sich ihr Leben lang wie Geiseln benehmen und nichts tun, wenn die Feinde kommen. Liegt es vielleicht daran, dass der Mensch von Natur aus ein Herdentier ist? Stimmt es, was der Protagonist sagt, dass der Herdentrieb der schlimmste Feind der Freiheit sei?
Darüber und über viele andere philosophischen Fragen spricht Gerd Buurmann am kommenden Sonntag mit dem Autor Giuseppe Gracia und der Publizistin Birgit Kelle.