Henryk M. Broder / 10.04.2009 / 12:38 / 0 / Seite ausdrucken

In der Boykott-Falle 1

muslim-markt, ein Hort des Glaubens, der Liberalität und der Toleranz, ruft zu einem Boykott des Piper-Verlages auf. Als ich das hörte, dachte ich: Nanu, kommt der Aufruf nicht etwas spät? Piper hat doch schon vor acht Jahren “Die Holocaust-Industrie” von Norman Finkelstein veröffentlicht, das Handbuch eines jüdischen Selbsthassers für Antisemiten, die sich gerne hinter einem Juden verstecken. Ich muss zugeben, ich konnte mir ein Gefühl der klammheimlichen Schadenfreude nicht verkneifen. Bis ich erfuhr, dass muslim-markt nicht wegen Norman sondern wegen Maria zu einem Boykott von Piper aufruft. Genauer: wegen eines Buches mit dem Titel “Als Maria Gott erfand”, in dem u.a. “wird die Frage aufgeworfen (wird), ob Josef homosexuell und Maria eine Ehebrecherin gewesen sei”. Das, erklären die Macher von muslim-markt, könne nicht hingenommen werden: “Es stellt sich bereits hier die Frage, wie man solche Vorwürfe gegen einen Menschen erheben kann und darf, der sich einerseits nicht mehr wehren kann und andererseits von so vielen Menschen verehrt wird? Haben Maria und Josef keine unantastbare Würde? Erlischt die Würde des Menschen mit seinem Ableben? Besteht in einer rein materialistischen Welt die Würde des Menschen nur noch aus seinem körperlichen Dasein?”

Und weil die Katholiken nix unternehmen, muss muslim-markt die Würde von Maria und Josef verteidigen: “Jede derartige Buchveröffentlichung und der ausbleibende Protest der katholischen Geistlichen, die mit ihrem Kulturkampf gegen den Islam und Muslime derart überfordert sind, dass sie ihre eigenen Heiligkeiten nicht mehr schützen können, zeigt auch sehr deutlich den Verfall der Werte jener Kultur, die vorgibt, Jesus vertreten zu wollen… Daher ruft der Muslim-Markt ab sofort zum Boykott des Piper-Verlages auf und wird den Verlag in seine Boykott-Liste mit aufnehmen.” http://www.muslim-markt.de/forum/messages/622.htm

Auf der Boykottliste von m&m stehen bereits: die taz, die titanic und das Telekommunikationsunternehmen tele 2. Wenn Sie sich ein wenig amüsieren wollen, schauen Sie sich die Begründungen für die Boykottaufrufe mal an: http://www.muslim-markt.de/boykott/feindseligkeit_gegen_islam.htm Köstlich, nicht wahr? So viel Sinn für Humor und Selbstironie hätten wir den Söhnen Mohammeds gar nicht zugetraut. Aber auch authentische Christen, die mit Maria und Josef in dieselbe Dorfschule gegangen sind, können sehr witzig sein. Hier: http://www.kreuz.net/article.8961.html

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