Vera Lengsfeld / 30.07.2009 / 23:35 / 0 / Seite ausdrucken

Doppeltagebuch 1989/2009- 30. Juli

Wäre die Sowjetunion noch die alte, gehörte Boris Jelzin längst zu den politischen Leichen. Der Mann wurde schon mehrmals kaltgestellt. er lässt sich aber nicht beiseite schieben und wird immer wieder aktiv. Seine neueste Aktion sorgt für Furore: mit seinen Anhängern formiert er eine Fraktion im sowjetischen Volksdeputierten-Kongress und fordert eine grundlegende Umbesetzung des Zentralkomitees. Bisher war Fraktionsbildung undenkbar in einem sowjetischen Gremium undenkbar. Sie war auch in Gorbatschows Reformen nicht vorgesehen. Jelzin treibt mit seinen Aktivitäten den Umbau der Gesellschaft weit über die von Gorbatschow gesteckten Ziele hinaus.


Ich bin in Caddenabbia: Hier machte der erste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland 15 mal Urlaub. Im Ort ist man heute noch stolz darauf. Vor wenigen Jahren hat man adenauer an der Uferpromenade des Comer Sees ein Denkmal gesetzt. Der Kanzler, wie er Schwung nimmt, um eine Boccia-Kugel zu werfen Adenauer hat das spiel erst in Caddenabbia kennen gelernt und eine Leidenschaft dafür entwickelt. In der Villa mit dem wunderschönen Blick über den See nach Bellagio mit dem schönsten Garten Italiens hat Adenauer auch im Urlaub seine Amtsgeschäfte weiter geführt. Erst am Nachmittag erlaubte er sich private Ausflüge und eben Spiele. Er ist noch heute im Ort lebendig, weil er mit der Bevölkerung richtigen Kontakt hatte. Er ließ sich beim hiesigen Friseur die Haare schneiden, besuchte den Gottesdienst der in der Kirche. Der Bürgermeister lieh ihm seinen Schreibtisch und das Hotel borgte Betten und Schränke für den Kanzler und seine Entourage. Neben der Villa steht ein Feigenbaum, dessen dichtes, bis zum Boden reichendes Blätterdach eine natürliche Höhle bildet. Hier saßen vor aller Augen verborgen die Bewacher des Kanzlers, im wohltuenden Schatten . Auch mit über 80 Jahren stieg Adenauer die 120 Stufen zur Villa hinauf.Seine Energie war ungebrochen, als er das Kanzleramt widerwillig Ludwig Ehrhard überlassen musste. Er hat in den Jahren seiner Kanzlerschaft alle wichtigen weichen für einen Demokratischen Neuanfang der Bundesrepublik gestellt, einschließlich der sozialen Marktwirtschaft. Vielleicht ist seine tätige Abneigung gegen seinen Nachfolger Ehrhard einer der Gründe, warum Deutschland zwar heute noch vom Erfolg seiner und Ehrhards Ära profitiert, aber nicht daran anknüpft, sondern sich am historischen Loser- Modell des Sozialismus orientiert und von Tag zu Tag sozialistischer wird.

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