Die Staatssicherheit der DDR arbeitet auf Hochtouren: sie erstellt einen umfangreichen Bericht über die von der Opposition geplanten Aktivitäten zu den Kommunalwahlen. Die Bandbreite reicht von Aufrufen zum Boykott der Wahlen, bis hin zu Aufrufen gegen die Einheitsliste zu stimmen. Ein solches Ausmaß an Aktivitäten, einen solchen Willen zum Widerspruch hat die Staatssicherheit nie zuvor festgestellt.
Sie kann nicht ahnen, dass sie bis zum Herbst nicht mehr zum Ausruhen kommt und ständig Sonderschichten fahren muss.
Während Schild und Schwert der Partei langsam atemlos werden, tut die Parteiführung immer noch so, als wäre alles wie immer. Staatschef Honecker empfängt zur Abwechslung eine Militärdelegation aus der UdSSR.
Zwanzig Jahre später will sich Normalität nicht einstellen. Pfarrer Christian Führer, der als verantwortlicher Organisator der Leipziger Montagsgebete unschätzbare Verdienste erworben hat, kann offensichtlich ohne Publicity nicht mehr leben. Deshalb muss er Montagsgebete gegen Hartz IV organisieren, oder immer mal wieder am vereinten Deutschland herummäckeln. Jetzt will er einen neuen Namen für das Land. BRD soll es nicht mehr heißen, denn die ist 1989 ebenso untergegangen, wie die DDR. Deutschland aber auch nicht, das klingt angeblich zu nationalistisch. Also wie? Ja! Vereinigte Deutsche Demokratische Republik! Diese Bezeichnung käme dem gegenwärtigen Zustand am nächsten. Er macht klar, dass nicht der Westen den Osten übernommen hat, wie von der Linken mit großem propagandistischem Gedöns behauptet wird, sondern der Osten sich erfolgreich im Westen breit macht. Suchen die Grauen nicht händeringend nach einem Bundespräsidenten-Kandidaten? Christian Führer, übernehmen Sie! Spätestens im zweiten Wahlgang sind Ihnen die Stimmen der Linken sicher!