Walter Krämer / 27.05.2020 / 09:52 / Foto: Achgut.com / 87 / Seite ausdrucken

Die sogenannte Übersterblichkeit – was bleibt davon?

Die Corona-Panik lebt von Schreckenszahlen. Aber besser nicht mehr als eine zur gleichen Zeit, sonst reduziert sich der Effekt. Am Anfang war es die Verdopplungszeit: Wie lange braucht das Virus, um die Zahl seiner Opfer zu verdoppeln? Und um schließlich die gesamte Weltbevölkerung zu infizieren? Dann folgte das berühmte „r“, die Reproduktionszahl: Wie viele Menschen infiziert ein Corona-Kranker im Durchschnitt wieder selbst? Diese Zahl fiel zur Enttäuschung vieler Medien und Menschheitsretter schnell unter eins und damit in die Bedeutungslosigkeit. Deshalb hat die Panikmacher-Mafia jetzt die Übersterblichkeit entdeckt: "Die Eigenverantwortung ist ja so das schwedische Modell,“ kritisiert Corona-Guru Drosten die Lockerungen in Thüringen, „und wir sehen in diesen Tagen und werden es in den nächsten Monaten noch stärker sehen, dass dort eine sehr hohe Übersterblichkeit entstanden ist." Für Deutschland meldet das Statistische Bundesamt eine Übersterblichkeit von 3 Prozentfür die Kalenderwoche 17 (die aktuellste, für die es Zahlen gibt) , aber auch größere Werte kommen vor: „In der 15. Kalenderwoche war die Abweichung mit 2 251 Fällen beziehungsweise 13 Prozent über dem vierjährigen Durchschnitt am größten.“

Zur Ehrenrettung der Medien sei festgehalten, dass viele durchaus den geringen Umfang dieser Abweichungen festgehalten und auch auf die zweifelhafte Rolle von Corona bei deren Erklärung hingewiesen haben. Denn wenn man genauer hinsieht, verschwindet die Übersterblichkeit nahezu komplett. Nehmen wir etwa die Kalenderwochen 13 bis 17, also vom Beginn der Pandemie bis zum aktuellen Datenrand. Im Jahr 2020 haben in diesen fünf Wochen insgesamt 96.836 Bundesbürger diese schöne Welt verlassen. Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 waren es nur 90.076, fast 7000 weniger.

Also doch Corona? Zunächst leben heute in Deutschland rund eine Million Menschen mehr als 2016. Und wo mehr Menschen leben, werden auch mehr Menschen sterben. Und ganz besonders zugenommen hat die Zahl der über 80-jährigen: Aktuell rund 5,4 Millionen und damit eine halbe Million mehr als im Durchschnitt der Jahre 2016-2019 leben heute in der Bundesrepublik. Und hier erntet der Sensenmann seit jeher besonders intensiv, Corona hin oder her. In der darunter liegenden Altersgruppe 65-80 sind die Todeszahlen in den besagten fünf Wochen im März/April verglichen mit den Jahren zuvor sogar gesunken!

Aber es kommt noch besser: Betrachtet man alle 17 Wochen seit dem 1. Januar, so sind im Jahr 2020 – verglichen mit dem Durchschnitt der letzten 4 Jahre – in der Altersgruppe 65-80 Jahre 7 Prozent weniger Menschen gestorben und in der Altersgruppe über 80, wenn man die Zunahme in der Größe der Gruppe herausrechnet, sogar 8,5 Prozent weniger, d.h. in den ersten 4 Monaten des Jahres gab es eine ausgeprägte Untersterblichkeit.

Die Pandemie, oder besser gesagt:  die unverhältnismäßige Reaktion auf die Pandemie hat vor allem eine Umverteilung, aber keine Netto-Erhöhung der Todeszahlen induziert: mehr Selbstmorde und tödliche Unfälle im Haushalt, weniger Tote am Arbeitsplatz und im Straßenverkehr, und was sonst noch alles in den nächsten Monaten zutage treten wird. Mit dem Sterblichkeitsgeschehen in Summe und insgesamt hat sie, zumindest in Deutschland, kaum etwas zu tun.

 

Ich danke Prof. Friedrich Breyer von der Universität Konstanz für den fachlichen Rat bei der Entstehung dieses Beitrages.

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Johannes Schuster / 27.05.2020

@B. Ollo: Es ist überhaupt nicht schwer, aus einer Hysterie einen Dummy overload zu fahren, man muß nur ein Systemende in einer Sättigung unkontrolliert fluten. Das habe ich auf meinem Blog genauer beschrieben (URL steht hier irgendwo weiter vorne). Über die zwei Graphiken vor und nach der Umgestaltung von MOMO habe ich schon geschrieben, daß es eine parallel verzogene Kurve ist, was nicht sein kann, da ein Nachtrag immer morphologisch anders baut.  Wenn man in dem Land der Dichter und Denker weniger an Studentenparties herumhängt um sich den nächsten verschwitzen Sex zu angeln und statt dessen sich mit sattelfester Methodik beschäftigen würde, wären die Effekte längst in einem systemanalytischen Rahmen beschrieben. Das ist ganz ganz billige Simulation. Aber wenn man beim BER schon keine intuitiven Fluchtwege hinkriegt, dann glaub ich auch, daß man einen dampfenden Elephantenbollen auch noch übersieht.

RMPetersen / 27.05.2020

Belgien meldet doppelt soviele (Corona-)Tote je 1 Mio. Ew als Schweden, Frankreich hat etwa genauso viel wie Schweden. So schlecht kann deren Vorgehen also nicht sein. Aber wer das diskutieren möchte und dabei die Notwendigkeit von flächendeckenden Verboten von Biergartenbetrieb oder Gottediensten bezweifelte, ist schlimmer als Klimaleugner. (Ok, einiges wird jetzt regional differenziert. Aber AM tut so, als ob wir ihr die einmal zugefallene totale Macht unberechtigterweise wieder wegnehmen. Ob ihr mal jemand sagt, dass sie nicht mehr ist als eine Angetellte des Deutschen Volkes?

B. Ollo / 27.05.2020

Wer behauptet denn, dass es in Deutschland eine Übersterblichkeit gibt? Die gibt es in anderen europäischen Ländern, siehe Euromomo, aber ganz eindeutig. In Deutschland ist das ja bisher erspart geblieben. Was aber auch in Deutschland vermutlich noch in Statistiken auftauchen wird, ist die Zahl der gesundeten Patienten mit Langzeitschäden jeglichen Alters. Mit einer ggf. stark geschädigten Lunge beispielsweise eine neue andere Lungenentzündung, z.B. bei Influenza und Superinfektion, zu bekommen, beschert bis neulich völlig gesunden Menschen ein Gesundheitsrisikos eines jahrzehntelangen Rauchers in dem Fall. Wo es auf Herz, Nieren und andere Organe ging, Langzeitschäden bleiben, kann man auch nur hoffen, dass man durch irgendein Pech nicht eine Schädigung erhält, die man ohne Corona locker weggesteckt hätte. Ein passender Vergleich dazu wäre: Nur weil die Zahl der Todesfälle durch Alkohol zurückginge, sei es im Straßenverkehr oder dank besserer Krankenhausversorgung, heißt das noch lange nicht, dass Alkoholiker keine dauerhaften Hirnschäden und Schäden anderer Organe davontragen.

Guido Wekemann / 27.05.2020

Werter Herr Krämer, werte Kommentarschreiber, kann mir da jemand weiterhelfen? Vor wenigen Tagen listete die Schwäbische Post zu einem Beitrag mit dem Titel „Gefährliche Angst vor dem Virus“ eine Tabelle mit Daten aus dem Jahr 2018. Unter „Die größten Risiken“ werden zehn der häufigsten Todesursachen für Deutschland benannt. Den größten Anteil auf dieser Liste sind chronische Herzkrankheiten mit 76.013 Verstorbenen, die 8,2 Prozent aller Todesfälle ausmachen. Betrachtet man alle ausgewiesenen Krankheitsfälle und ihre prozentualen Anteile unter Anwendung der Grundrechenarten, verstarben 2018 in Deutschland insgesamt rund 924.000 Menschen. Und jetzt meine Frage: Wie wird das statistisch ausgewertet, wenn man bei einer Person, die an ‘Lungen- und Bronchialkrebs’ (2018 waren es 45.224 Menschen) verstarb, post mortem noch einen Virus nachweist; ist diese Person dann an dem Virus oder an der Krebserkrankung gestorben?

Renate Bahl / 27.05.2020

Werter Herr Rochow, ich stimme Ihrem Kommentar zu. Allerdings amüsiere ich mich über Ihre Hoffnung, dass jemand zur Rechenschaft gezogen wird. Welcher weisungsgebundene Staatsanwalt/Richter hätte wohl den Mut dazu? Solange auch Justizia rot2rotgrüngelbschwarz versifft ist, sehe ich keine Chance, leider. Ich streite nicht ab, dass es Covid19 gibt. Aber an einen Killervirus glaube ich nicht, das belegen alle Zahlen. Verwundert war ich, dass nur der Pferdearzt Wieler und Drosten ihren Senf abgeben konnten. MMn. hätte es von vornherein einen Meinungsaustausch verschiedener Experten geben müssen. Oder ist Drosten der Einzige in DE oder dem Rest der Welt??!! Für mich ist das Ganze einfach nur Verarsche (Entschuldigung). In Hannover und gesamt Niedersachsen hatten wir Stand gestern 0,01% Infizierte, und dennoch werden die Maßnahmen verlängert. Unglaublich, und die Schlafschafe machen mit. Reine Willkür…

Gudrun Dietzel / 27.05.2020

Liebe Frau Schönfelder, mittlerweile lese ich immer zuerst zur aufbauenden Erheiterung Ihre Kommentare, weil mir der Geduldsfaden reißt, mich mit den immer wieder gleichen „Argumenten“ auseinandersetzen zu müssen, mit denen die Leute seit Wochen kommen. Ich bin in Mecklenburg, die urlaubenden Rentner fahren Fahrrad, sehr viele mit dem Mundschutz auf der Gusche. Gestern kam ich ins Gespräch mit einem älteren Herrn, der mir sagte, daß das alles sehr ernst zu nehmen sei, es sei schließlich eine Pandemie. Ich hatte ihm zuvor signalisiert, für mich ist das bestenfalls eine schwere Grippe. Natürlich fuhr er sofort die Toten aus Italien auf und die schlimmen Erfahrungen beim Sterben am Coronavirus. Es ist wie Ertrinken, wurde er panisch. Und, er möchte so nicht sterben. Sie vielleicht, fragte er mich. Ich habe in meinem Leben verinnerlicht, daß es keine dummen Fragen, nur dumme Antworten gibt, aber auf diese dämliche Frage konterte ich: Mit dem Ertrunkenen, der das so genau beschreiben kann, würde ich mich gern mal unterhalten. Da verschwand er und sprühte seine Frau mit Desinfektionsmittel ein. Mein ganzes Leben, das gebe ich zu, hatte ich den großen Verdacht, vom Wahnsinn und zu viel dummen Menschen umgeben zu sein. Leider, stelle ich heute fest, war der angenommene Prozentsatz noch viel zu gering.

Timm Koppentrath / 27.05.2020

Daumen Hoch für Gerhard Amrhein! Es muss nicht wundern, dass Leute so selbstverliebt sind und so gerne in ihrem eigenen Saft kochen, dass selbst hochintelligente Menschen nicht willens oder in der Lage sind, Argumente außerhalb der jeweiligen Blase zuzulassen. Rechts wie links alle in einen Sack und man trifft immer die richtigen. Eine kaum messbare Übersterblichkeit besagt nicht im geringsten, dass alles nur ein Hype war. Denn, wo ist die Betrachtung in dem Artikel und der Beweis, dass es auch so gelaufen wäre, wenn keine Maßnahmen ergriffen worden wären? Nirgends…. Wie wäre es einfach mal mit der Haltung “Nicht genaues weiß man nicht” über etwas recht unbekanntes, zumindest aktuell.

Frank Pressler / 27.05.2020

Ärzteblatt 19.5.: >Schweden verzeichnet im April höchste Todesrate der vergangenen Jahre … „Wir müssen bis zum Dezember 1993 zurückgehen, um mehr Tote in nur einem Monat zu haben“, erklärte Tomas Johansson von der Statistikbehörde. Im gesamten Jahr 1993 verzeichnete Schweden mehr als 97.000 Todesfälle − die höchste Rate seit 1918, als auch in Schweden die Spanische Grippe grassierte.< - Wir sind mit dem Corona-Virus seit knapp einem halben Jahr konfrontiert. Wir haben bisher nicht genügend Daten und Informationen für eine halbwegs tragfähige empirische Grundlage, mit deren Hilfe das tatsächliche Verhalten des Virus beschrieben werden könnte. Das geht halt nicht so schnell, aber Herr Krämer und viele andere hier haben jetzt schon wissenschaftlich den vollen Durchblick. Ich bin beeindruckt!

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