News-Redaktion / 11.10.2022 / 08:31 / Foto: cartese / 0 / Seite ausdrucken

Die Morgenlage am Dienstag

Russland feuert Raketen in Serie auf ukrainische Städte, obwohl der russischen Armee bald die Raketen fehlen könnten, Putin empfängt IAEA-Chef Grossi, dessen Behörde beobachtet, dass der Iran einen Ausbau der Uran-Anreicherung plant, die Bundesregierung streitet um Weiterbetrieb der letzten Atomkraftwerke und in vielen Städten, vor allem im Osten, wurde gegen die Energiepolitik demonstriert.

Serie russischer Raketenangriffe auf ukrainische Städte

In der Hauptstadt Kiew und im westukrainischen Lwiw schlugen zum ersten Mal seit Monaten wieder Raketen ein, auch viele andere Städte wurden beschossen, meldet orf.at. Nach Angaben der ukrainischen Polizei seien bei den Angriffen mindestens elf Menschen getötet und 89 weitere verletzt worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe in einer Videobotschaft gesagt, dass sich die Angriffe vor allem gegen die Energieinfrastruktur gerichtet hätten.

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums soll Russland insgesamt 83 Raketen abgefeuert haben. 52 dieser Raketen wären von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen worden. Laut Selenskyj habe Russland bei den Angriffen auch vom Iran hergestellte Drohnen eingesetzt. Nach Angaben der ukrainischen Armee seien einige dieser Drohnen in Weißrussland und auf der Krim gestartet worden. Moldawien habe Russland die Verletzung seines Luftraums vorgeworfen.

Russlands Präsident Wladimir Putin habe den Angriff eine Reaktion auf die „Terroranschläge“ gegen russisches Gebiet genannt. Am Samstag hatte eine Explosion bekanntlich die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Krim verbinde.

Der russischen Armee könnten bald die Raketen fehlen

Russland leidet offensichtlich unter dem Problem, dass seine Vorräte an Präzisionsmunition zur Neige gehen, berichtet nzz.ch. Die wohl treffgenauesten Waffen in seinem Arsenal seien die Marschflugkörper des Typs Kalibr. Sie würden von Schiffen im Schwarzen Meer abgefeuert, könnten sich auf einer Flughöhe von wenigen Dutzend Metern bewegen und suchen sich ihr Ziel per GPS mit einer Genauigkeit von einigen Metern.

Kalibr-Marschflugkörper, die einen Gefechtskopf von 500 Kilogramm tragen können, seien auch am Montag zum Einsatz gekommen. Allerdings müsse Moskau diese Waffe sparsam einsetzen, und dies längst nicht nur wegen der relativ hohen Stückkosten von angeblich 6,5 Millionen Dollar. Die Produktionskapazität sei laut einer Analyse des Center for European Policy Analysis auf 120 Stück pro Jahr beschränkt. Auch wenn die genaue Zahl der Geheimhaltung unterliege und der ukrainische Militärgeheimdienst die Stückzahlen etwas höher schätze, sei klar, dass Russland mit den Kalibr haushalten müsse und im bisherigen Kriegsverlauf wohl schon die Produktion mehrerer Jahre verbraucht habe.

Insgesamt habe Russland nach ukrainischen Angaben seit Kriegsbeginn mehr als 3800 Raketen und Marschflugkörper eingesetzt. Bei einer jährlichen Produktionskapazität von bisher vermutlich nur 200 bis 300 Stück stelle sich die Frage, ob dem Kreml diese Waffen bald einmal ausgehen werden. Bei den Versuchen, die Produktion anzukurbeln, kämpfe Moskau laut Experten mit einem doppelten Problem – einerseits einem Mangel an Fachkräften, anderseits Nachschub-Engpässen wegen der westlichen Sanktionen. Zahlreiche Komponenten seiner Raketen, darunter Mikrochips, habe Russland bisher aus dem Ausland bezogen. Mit einer Vervielfachung der Produktionskapazitäten sei daher in kurzer Frist nicht zu rechnen.

Vor diesem Hintergrund erkläre sich, weshalb Russland in den vergangenen Monaten immer weniger Raketen eingesetzt und dabei auch noch stärker auf ältere und weniger präzise Waffen zurückgegriffen habe.

Weißrussischer Minister gegen aktive Kriegsteilnahme

Der weißrussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin hat eine aktive Teilnahme seines Landes an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgeschlossen, meldet welt.de. „Wir wollen nicht gegen Litauer kämpfen, oder Polen, oder Ukrainer“, habe er in einer Videobotschaft am Montag gesagt. Seine Äußerungen seien auf eine Ankündigung des autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko gefolgt, dass Weißrussland Tausende russische Soldaten aufnehmen werde. Lukaschenko hätte zudem Kiew vor einem Angriff auf Weißrussland gewarnt, ungeachtet dessen, dass es keinerlei Hinweise auf derartige Pläne gibt.

Putin empfängt IAEA-Chef Grossi

Der russische Präsident Wladimir Putin empfängt heute den Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, meldet kleinezeitung.at. Die beiden werden sich nach Angaben des Kreml in St. Petersburg treffen. Das Gespräch finde vor dem Hintergrund der wiederholten Angriffe rund um und auf das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja in den vergangenen Monaten statt. Das größte Atomkraftwerk Europas im Süden der Ukraine ist bekanntlich seit März von russischen Truppen besetzt.

Vor wenigen Tagen sei das AKW von Putin per Dekret unter russische Verwaltung gestellt worden. Grossi habe sich für eine Schutzzone rund um das AKW eingesetzt und sei deshalb zuvor auch in Kiew gewesen.

Iran plant Ausbau der Uran-Anreicherung

Während der Bemühungen um eine Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Iran treibt das Land der Internationalen Atomaufsicht zufolge seine Uran-Anreicherung weiter voran, meldet deutschlandfunk.de. In der Atomanlage Natanz seien demnach kürzlich installierte Zentrifugen in Betrieb genommen worden, habe es in einem Bericht der UNO-Behörde geheißen, den die Nachrichtenagentur Reuters hätte einsehen können. Mit den Zentrifugen könne die Konzentration von waffenfähigen Uran-Isotopen erhöht werden. Die IAEA befürchte einen weiteren Ausbau der Anlage.

Bundesregierung streitet um Weiterbetrieb der Atomkraftwerke

Nur einen Tag nach der Wahl in Niedersachsen herrscht in der Bundesregierung offener Streit über die weitere Nutzung der Atomenergie, meldet welt.de. Entgegen den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Habeck dringe die FDP weiter auf einen Weiterbetrieb aller drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke.

Der Koalitionsstreit über die Atomkraft könnte nun nach Darstellung des Bundeswirtschaftsministeriums zu einem Problem für einen Weiterbetrieb des bayerischen Meilers Isar 2 im kommenden Jahr führen. Es hätte eine „klare Verständigung mit den Koalitionspartnern“ gegeben, „trotz unterschiedlicher Perspektiven“ den Gesetzentwurf zur Einsatzreserve zweier Atomkraftwerke am Montag durchs Kabinett zu bringen, habe das Ministerium auf Anfrage mitgeteilt. „Aufgrund politischer Unstimmigkeiten wurde aber von dieser Verständigung abgerückt.“ Damit wäre der enge Zeitplan für das Verfahren nicht zu halten, worüber die Betreiber am Montag informiert worden wären.

Zahlreiche Demonstrationen gegen Energiepolitik

In mehreren ostdeutschen Bundesländern haben erneut Tausende gegen die Energiepolitik demonstriert, meldet wn.de. Allein in Mecklenburg-Vorpommern seien mehr als 7000 Demonstranten nach vorläufigen Polizei-Angaben von Montagabend in mehr als 15 Städten auf die Straße gegangen, meldet wn.de.

In der Landeshauptstadt Schwerin seien knapp 2400 Demonstranten gezählt worden. Auch in Sachsen-Anhalt habe die Teilnehmerzahl laut Polizei in mehreren Städten jeweils bei mehr als 1000 gelegen - etwa in Magdeburg und in Halle. Genaue Zahlen habe das Innenministerium für heute angekündigt.

In Thüringen habe es Demonstrationen in Gera, Jena, Erfurt und kleineren Ortschaften gegeben, in Sachsen unter anderem in Chemnitz, Leipzig und Dresden. Genaue Zahlen zu den Teilnehmern habe die Polizei am Abend zunächst nicht genannt. Allerdings wären die Proteste weitestgehend ruhig verlaufen, habe ein Polizeisprecher in Sachsen gesagt.

Die Proteste hätten zuletzt insbesondere in Ostdeutschland an Zulauf gewonnen. Mehr als 100.000 Menschen sollen nach Schätzungen der Polizei am Tag der Deutschen Einheit bei Dutzenden Kundgebungen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern demonstriert haben.

Tesla erstmals Deutschlands meistverkauftes Auto

Der US-Automobilhersteller Tesla hat mit seinem SUV Model Y im September erstmals Platz eins der meistverkauften Autos in Deutschland errungen, meldet welt.de. Das gehe aus der aktuellen Neuzulassungs-Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) hervor. Laut der Behörde seien im September 9846 Model Y neu zugelassen worden, auf Rang zwei folge der VW Golf mit 7095 Neuzulassungen. Auch Teslas Model 3 sei im September in den Top 10 der KBA-Statistik vertreten: Mit 3878 neu zugelassenen Wagen wäre das Modell demnach auf Platz acht der Monatsauswertung gekommen, hinter dem Opel Corsa (4139).

Hinter der Zahl für den September stehe allerdings auch eine Besonderheit im Vertriebsmodell von Tesla. Das Unternehmen versuche stets, im letzten Monat des Quartals seine gesamten Lagerbestände zu verkaufen. Das entlaste die Bilanz und steigere den Gewinn.

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