Wolfgang Röhl / 14.01.2009 / 14:11 / 0 / Seite ausdrucken

Die Gangsta-Flüsterer von der Veddel. Eine Multikulti-Komödie

Kultur ist, nach einer Definition von Hellmuth Karasek, wenn man vorher zum Friseur geht. Aber nicht nur das, schon gar nicht in Hamburg! An der Elbe kann sich Kultur auch mal in Gestalt eines Künstlers wie dem Gangsta-Rapper Faro manifestieren. Sein Plattenlabel stellt den ulkig rasierten Sympathiebolzen, der auf Fotos vorzugsweise mit einer Schrotflinte in der Hand neben einer Moschee posiert und die Klangrichtung „Osmanischer Terrorsound“ vertritt, wie folgt vor:

„Fahrettin aka Faro, Hamburgun Efesi oder auch gerne Penalti Faro genannt, ist 1978 in Hamburg geboren und aufgewachsen. Was kann man zu diesem türkischen Koloss von Mann sagen, sollte man sich lieber nicht mit ihm anlegen? In seinem bisherigen Leben sind ihm viele gute wie auch schlechte Dinge widerfahren. Faro hat Leute beraubt, geschlagen und abgestochen – die ganze Palette eben.“ Das meiste, so erfährt man, sei freilich „aus Not oder aus Stolz entstanden“.

Na dann…geschenkt…

Faro ist, claro, das Opfer einer Gesellschaft, die ihn stets gnadenlos ausgegrenzt hat. Ein Opfer, das nun verzweifelt zurück schlägt? „In seinen Texten“, sorgte sich die ansonsten jedem multikulturellen Mummenschanz aufgeschlossene „taz“, werden

„...Frauen zur sexuellen Ware degradiert, wird vergewaltigt, ´gefickt´ und bestialisch gemordet – Schädeldecken werden entfernt und Fleischermesser in den Bauch des Feindes gebohrt. Mit den von ihm betreuten Jugendlichen setzte er seine gewaltverherrlichenden, rassistischen und frauenverachtenden Botschaften in Musikvideos um, die heute auf vielen Internetseiten zu sehen sind. Auf einem Video sind im Hintergrund Banner zu sehen, die verblüffend an die Embleme der faschistischen türkischen `Grauen Wölfe“ erinnern. Offizieller Titel von Faros aus Steuergeldern finanzierten Arbeit: ´Gewaltprävention und multiethnische Arbeit.“

Faro, der Kulturträger, leitete nämlich zwei Jahre lang das „Hip-Hop-Projekt Veddel Streetz“ im ehemaligen Hamburger Arbeiterviertel Veddel, heute eine Hochburg von arbeitslosen Migranten, ein Kiez mit einer hohen Kriminalitätsquote. In einem Internet-Blog lobte der örtliche SPD-Bezirksabgeordnete Klaus Lübke, so die taz, „die Auftritte der Rapper als ´beachtenswerte Jugendkultur´“. Da seien „coole Jungs“ am Werk, freute sich der Kommunalpolitiker, „die das Vorurteil widerlegen, dass sie nicht politisch denken können“. Zwar räumte Lübke ein, dass die Texte der Musikvideos „problematisch“ seien, doch schließlich sei „die Veddel kein Mädchenpensionat“.

Obwohl der Rapper von seiner gewaltpräventivem Arbeit bereits vor acht Monaten entbunden wurde, schießen Lübke und einige seiner Genossen bis heute gegen den taz-Redakteur Marco Carini, der den Fall ins Rollen gebracht hatte. Carini sei ein „Schreibtischtäter“, so der Sozi mit feinem Gespür dafür, für was der Begriff im deutschen Sprachgebrauch steht. Auf seiner aktuellen Homepage schreibt Lübke, die Jugendbetreuer auf der Veddel müssten die problematischen Jugendlichen „von der Straße holen, da abholen wo sie sind.“ Und auch ein Bezirksamt-Sprecher lobte die Gangsta-Arbeit noch nachträglich in höchsten Tönen, weil sie „Anreize für Jugendliche schaffen sollte, die wir sonst nicht erreichen würden.“

Womit endlich auch ein Weg gefunden wäre, gefährdete Jugendliche davon abzuhalten, dem Rechtsradikalismus auf den Leim zu gehen. Schluss mit dem Geseiere von Aussteigern aus der Neonazi-Szene, welche die Kids vor Jürgen Rieger oder Horst Mahler warnen. Bei „Mut gegen Rechts“ und anderen Anti-Nazi-Projekten treten künftig Rieger und Mahler höchstpersönlich auf. Als Guest Star Udo Voigt. Keinen Fußbreit dem Faschismus!

Faro, ein Mitbürger mit ausgeprägtem Ehrgefühl, ist durch die ganze Angelegenheit übrigens sehr in seinem Stolz verletzt. Das könnte noch Folgen haben - für den taz-Schreiber wie auch für Kollegen von der „Hamburger Morgenpost“, die ebenfalls über Faro und seine Flüsterer von der SPD berichtet hatte. Ihnen hat der pfiffige Musikus jüngst ein Ständchen gerappt, das sich so anhört: „Dass die SPD mich versteht, hättet ihr wohl nicht gedacht. Sag, bist du ein Hurensohn? Du bist eine Hackfresse, scheiß auf deine Klatschpresse. Wenn ich will, Marco, hab ich deine Adresse.“

Gut, dass wir darüber gesprochen haben.

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