Ramin Peymani, Gastautor / 19.04.2021 / 14:00 / Foto: en.kremlin.ru / 38 / Seite ausdrucken

Die Corona-Gedenkfeier: Der Gipfel der Heuchelei und Agitation

Es war eine nach allen Corona-Regeln der Kunst inszenierte Propagandaaufführung. Ein Gottesdienst mit Sonntagsreden, wie man sie nur von der Berufspolitik mit ihren geschulten Worthülsenschwingern zu hören bekommt. Fünf Angehörige von Verstorbenen waren eingeladen, symbolisch für die Familien der „Corona-Toten“. Alles war darauf ausgerichtet, die seit mehr als einem Jahr durch das politische Herumdilettieren immer weiter verschärfte Krise in den Rang einer Kriegskatastrophe zu erheben. Für eine Katastrophe können selten konkrete Schuldige ausgemacht werden, und nur darum geht es.

Die Symbolik der Berliner Gedächtniskirche hätte nicht größer sein können, und auch die Tatsache, dass beharrlich von Hinterbliebenen gesprochen wurde, war kein Zufall, weckt der Begriff doch spontane Assoziationen an etwas Außergewöhnliches, etwas Gewaltiges. Hinterbliebene gibt es nach Kriegen, nach Naturkatastrophen, nach Seuchen. Den Menschen soll täglich eingebläut werden, dass sich die Welt im Ausnahmezustand befindet, im heroischen Kampf gegen den größten Feind der letzten 100 Jahre.

Die Bilder sind dabei absichtlich zu groß gewählt, die Maßnahmen völlig überzogen und ohne wissenschaftliches Fundament, die Sprache martialisch. Ganz bewusst. Und so durften beim Berliner Gedenken an der Stätte, die als Mahnmal für Deutschlands tiefste Narbe steht, die Vertreter unserer fünf Verfassungsorgane nicht fehlen: Neben dem Bundespräsidenten der Bundestagspräsident, die Kanzlerin, der Bundesratspräsident und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Wie gesagt: Für die Propaganda kann die Inszenierung nicht gewaltig genug ausfallen. Nur die Ehrenformation der Bundeswehr fehlte – und Fackeln, die aber wohl tagsüber nicht recht zur Geltung gekommen wären.

„Noch einmal Kraft für den Weg nach vorn“

Die Politik habe schmerzliche Entscheidungen treffen müssen, „um eine noch größere Katastrophe zu verhindern“, flüchtete sich Bundespräsident Steinmeier in Schutzbehauptungen. Seine Ankündigung, irgendwann in der Zukunft würden die politischen Fehler und Versäumnisse aufgearbeitet, darf man getrost als leeres Versprechen werten. Das Staatsoberhaupt rief dazu auf, „noch einmal Kraft für den Weg nach vorn“ zu sammeln. Seine Worte mögen Balsam für die Angehörigen der 80.000 offiziellen „Corona-Toten“ gewesen sein. Für die Familien, die täglich Menschen auf andere Weise verlieren, sind sie blanker Hohn.

Die bislang offiziell an oder mit Corona Verstorbenen stellen nur einen Bruchteil der jährlichen Todesfälle in unserem Land dar. Und so traurig jeder einzelne Tod ist, darf angesichts des Corona-Gedenkens die Frage gestellt werden, warum nicht ebenso in separaten Großveranstaltungen der 900.000 anderen Menschen gedacht wird, die 2020 in Deutschland verstorben sind. Der Corona-Gedenktag ist nicht mehr als plumpe Propaganda im Stile des ehemaligen DDR-Regimes, für die Tote und deren Angehörige instrumentalisiert werden.

Es gibt ohnehin seit langem einen Gedenktag, den Totensonntag, an dem jährlich im November aller Verstorbenen gedacht wird. Die Opfer einer Corona-Infektion zu Toten erster Klasse zu erklären, an die der Staat ausdrücklich erinnert, ist angesichts des dahinterstehenden Kalküls niederträchtig. Derlei kennt man aus totalitären Systemen, die nur zu gerne Märtyrer erschaffen, um diese für Propagandazwecke auszuschlachten. Übrigens hat die britische Statistikbehörde mitgeteilt, dass nahezu ein Viertel der „Corona-Toten“ in Großbritannien überhaupt nicht am Virus verstorben ist. Anderswo dürfte es ähnlich aussehen.

Bis zu 30 Millionen zusätzliche Hungertote 

Unerwähnt ließ der Bundespräsident die ungezählten Opfer der Corona-Maßnahmen. Nur weltfremde Corona-Hardliner bestreiten, dass deren Zahl die der Virusopfer um ein Vielfaches übersteigt. Bis zu 30 Millionen zusätzliche Hungertote in den Entwicklungs- und Schwellenländern prognostiziert allein die Welthungerhilfe. Und auch in Deutschland sind die gesundheitlichen Kollateralschäden immens. Doch wer zählt die Krebstoten durch unterbliebene Früherkennung und verschobene Operationen, wer die Suizide aus persönlicher und wirtschaftlicher Verzweiflung und wer die infolge der von der Politik verordneten Vereinsamung Verkümmerten? Sie zählen eben nicht in einer Panik-Pandemie, in der die Verantwortlichen verzweifelt nach einem Weg suchen, ungeschoren davon zu kommen, indem sie das Katastrophenszenario so lange ausdehnen, bis die erschöpfte Bevölkerung keine Fragen mehr stellt, sondern nur noch froh ist, wenn alles vorüber ist.

Die menschenverachtende Corona-Politik wäre so leicht zu beenden, hätten die Bürger den Mut, sich nicht mehr von der politischen Kaste missbrauchen zu lassen. Doch dazu bedürfte es des Willens, sich zu informieren, statt an den Lippen der Staats-„Experten“ zu hängen. Nicht nur die Panik bei weiten Teilen der Gesellschaft ist zu groß, sondern auch der feste Glaube an die guten Absichten der Verantwortlichen, die trotz „Pandemie“ die Krankenhaus- und Intensivbettenkapazitäten künstlich verknappt haben und das Personal seit jeher mit schlechter Bezahlung und unwürdigen Arbeitsbedingungen abschrecken, um nun panisch vor einer Überlastung des Gesundheitssystems zu warnen. Es ist so leicht, die Masse zu manipulieren. Dies ist die traurige Botschaft, die von der heuchlerischen Veranstaltung in der Gedächtniskirche ausgeht.

Dieser Beitrag erschien heute auch auf Ramin Peymanis "Liberale Warte"

Foto: en.kremlin.ru

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Leserpost

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Jürgen Fischer / 19.04.2021

„noch einmal Kraft für den Weg nach vorn“. Früher war’s wenigstens Kraft durch Freude. Sorry, wenn das zynisch daherkommt, aber bei so einem Schmierentheater bleibt mir nichts anderes als Zynismus. Und als Rächz bin ich ja eh schon gebrandmarkt, was soll’s also. @Petra Wilhelmi, Ihren Kommentar unterschreibe ich von A bis Z. Ich durfte mich heute mit einer Hinterbliebenen auseinandersetzen (promovierte Biologin!). Die Leute merken nicht, wie sie instrumentalisiert werden. Und argumentieren kann man da eh nicht, da kriegt man zu hören »ich habe keine Kraft/Zeit/Lust für solche Diskussionen«. Da kann man nichts machen.

Hjalmar Kreutzer / 19.04.2021

Hochgerechnet von 2020 auf 14 Monate „Coronazeit“ sind wohl eine Million Menschen an allen Todesursachen verstorben, darunter mit 80.000 knapp acht Prozent an/mit/durch(?) Covid. 92 Prozent starben an anderen Ursachen; ob die genannten acht Prozent ohne Covid überlebt hätten, weiß man nicht. Menschen haben Angst zusammenzukommen, meist aus Angst vor Strafe, Menschen haben Angst, sich die Hände zu geben, sich zu umarmen, weil ihnen Angst vor Ansteckung, Krankheit, Tod eingeimpft wurde. Was für eine Schande! „Continue a danser encore“ hatte Prof. Bhakdi schon bei seinem letzten Auftritt im Corona-Quartett virgeschlagen: „Nehmt die Masken ab, fasst Euch bei den Händen und singt ein Lied!“ In diesem Sinne ...

Uta Buhr / 19.04.2021

Immer wenn ich diesen verlogenen, leeres Stroh dreschenden Grüßaugust aus dem “Bellevue” sehe, wird mir speiübel. Der Mann ist überflüssig wie ein Kropf. Sein Salär mit allem, was dazu gehört, sollte für wirklich wichtige Dinge eingesetzt werden.

Fred Burig / 19.04.2021

Der labernde Lügenbaron Steinmeier kann sich nicht entblöden, seine Scheinheiligkeit in dreister Weise zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit zu demonstrieren. Was würden wohl solche Typen machen, wenn es noch Recht und Ordnung gäbe?! MfG

Kenneth Gund / 19.04.2021

‘Seine Worte mögen Balsam für die Angehörigen der 80.000 offiziellen „Corona-Toten“ gewesen sein.’ Das glaube ich nicht. Für manche Fanatiker vielleicht, aber der größte Teil der Angehörigen ist ja nicht doof und weiß selbst, dass der schwerstkranke Großvater nicht mehr lange hatte und dass es absurd ist, wenn Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten “an” Corona verstorben sein sollen. Ich habe einen solchen Fall im Bekanntenkreis. Natürlich ist der Tod tragisch, aber wenn ein Mensch die letzten zwei Jahre alle paar Monate mehrwöchige Klinik-Aufenthalte hinter sich hatte und wegen seines Herzleidens nur noch unter größten Anstrengungen seinen Alltag bewältigen konnte, dann muss leider ständig damit gerechnet werden, dass der Tod eintritt. Jeder, der mit kranken Menschen zu tun hat, weiß auch, dass jeder Infekt, der für gesunde Menschen harmlos ist, einen tödlichen Verlauf nehmen kann. Es mag ja durchaus Fälle geben, in denen gesunde Menschen schwer an Covid erkranken. Warum scheut sich die Politik aber, diese klar zu erfassen? Das wäre relativ simpel, denn gerade da die echten Fälle nicht im Bereich des Erwartbaren liegen, müsste eine eindeutige ärztliche Diagnose dokumentierbar sein, schüfe man die entsprechende Meldesystematik. Aber das geschieht nicht und man muss nicht einmal vom Fach sein, um sich den Grund denken zu können. Wer vom Fach ist und die nötigen statistischen Rahmendaten hat, weiß dagegen genau, dass es sich um spektakuläre Einzelfälle handelt. Niemand bestreitet, dass diese Fälle tragisch sind, besonders wenn sie tödlich enden. Aber jeder zu spät entdeckte Krebs, jedes Herzversagen junger Sportler, jeder Autounfall ist tragisch. Doch haben wir gelernt, mit solchen Risiken zu leben. Wir müssen damit leben, denn einen Schutz gegen Viren, die sich über Aerosole ausbreiten, gibt es nicht. Aber so viel Ehrlichkeit verträgt die Politik nicht mehr.

Markus Schumann / 19.04.2021

Nicht zuletzt das Symbol, die parallele, lange vorher festgelegte Lutherfeier in Worms zu entwerten - und Bedford-Strohm hat sich natürlich nicht entblödet, nach Berlin statt nach Worms zu gehen. Die EKD ist halt schon recht politisch und weniger religiös, heute.

Dieter Ehrlich / 19.04.2021

Da fehlt nur noch die “Corona-Gräber-Fürsorge”, die dann zum jährlichen Gedenktag mit Kerzen hausieren geht, zum ins Fenster zu stellen.

Wilfried Cremer / 19.04.2021

Lieber Herr Peymani! dieses satanische Gegenstück zum „Marsch für das Leben“ steigt hervor aus dem getünchten Grab der deutschen Politik nein Deutschlands + der Welt

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