Lieber Herr Quencher, Sie sprechen mir älterem Semester aus der Seele! Mir tun die heutigen Kinder sehr leid, da viele kaum eine Chance bekommen, selbständig zu werden, auch einmal etwas auszuhalten und mit Misserfolgen umzugehen. Ich fand es schon gruselig, dass in meinem Wohnort bereits vor Jahren überbehütende Mütter ihren Erstklässlerinnen diese erhebende Gefühl, ein Schulkind zu sein und stolz den Ranzen zu tragen, verweigert haben, indem sie selbst den federleichten Ranzen getragen oder gleich mehrere von anderen Kindern mit dem Fahrrad transportiert haben. Auf Bäume klettern? Zu gefährlich. Miteinander kämpfen? Geht ja gar nicht. Allein mit 10 Jahren zum Bäcker um die Ecke zu gehen - viel zu gefährlich. Hinfallen und ein blutiges Knie davontragen, ohne dass gleich ein Riesenaufstand gemacht wird - eher selten - zumindest in gutbürgerlichen Bezirken. Wir haben damals unsere aufgeschürften Knie stolz präsentiert! Dass viele Kinder sowohl zu Hause, als auch in der Schule nicht mehr lernen, mit Misserfolgen umzugehen - was stark macht für’s Leben - finde ich besonders schlimm. Spürbare Konsequenzen für übles Verhalten bekommen Schüler kaum zu spüren, weil Lehrern da oft die Hände gebunden sind. Also fallen die überbehüteten Jugendlichen, die nie richtige Kinder sein durften, oft nach der Schule - wo sie auch gepampert wurden - im Studium oder in der Lehre in ein tiefes Loch. Besonders den letzten Absatz Ihres Beitrags , lieber Herr Quencher, sollte jeder Kindergarten, jede Schule über seinem/ihrem Portal hängen haben! PS. Falls es morgen regnen sollte, dürfen viele Kinder leider nicht erleben, wie interessant und schön so ein Regenschulweg sein kann (z.B. in Pfützen treten, dass es nur so spritzt, Regenwürmer beobachten uvm), weil sie per Elterntaxi fast bis ins Klassenzimmer gefahren werden. Mir tun viele Kinder heute einfach nur leid, weil sie in Watte gepackt werden und oft dadurch später im Leben Probleme haben, wenn der Watteschutz wegfällt.
Manchmal frage ich mich, wie wir unsere Kindheit überlebt haben. Wir fuhren z.B. freihändig ohne Helm Fahrrad, kletterten auf Bäume ( kostenlos!!) prügelten uns und waren Tag und Nacht auf der Straße. Ich muss allerdings gestehen, dass war auf dem Land. Ob die heutigen “Helikoptereltern” gut für die Entwicklung eines Kindes zur Selbstständigkeit sind, will ich anzweifeln.
In diesem Punkt sprechen Sie mir aus der Seele. Es tut gut, Gleichgesinnte da draußen zu wissen.
Der Bezug auf Impfgegner “so pauschal” ist nicht in Ordnung aber ansonsten ist das Lebenseignungsunterricht erste Stunde.
Sehr wahr. Dazu gehört auch das Wissen, daß Konflikte zum Leben dazugehören. Die Erlaubnis, einen Standpunkt zu entwickeln, die Fähigkeit, einen Streit auszutragen, um nicht in einer pathogenen Harmoniesauce flügellahm und fremdbestimmt zu werden. “Wer der eigenen Schwere nicht nachgibt, den drückt die fremde Schwere” - diesen Satz habe ich aus der Psycho-Zeit der Siebziger mitgenommen.
“Schokolade helft!” Meinte vor Jahrzehnten mal mein damals noch ganz kleiner Neffe.
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