Um die Dimension der Veränderungen der letzten Monate zu begreifen, empfiehlt sich gelegentlich eine kurze gedankliche Zeitreise. Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten vor einem Jahr die folgende Meldung gelesen. Wohlgemerkt nicht in einem Boulevard-Medium, sondern als dpa-Meldung auf zeit.de. Allein die Überschrift: „Kriminalität: Illegaler Kindergeburtstag: Gäste verstecken sich im Bad“ hätte Sie wahrscheinlich vermuten lassen, dass es in der Meldung um ein großes Drogengeschäft geht, das perfiderweise als Kindergeburtstag getarnt war. Wie sonst in aller Welt sollte ein Kindergeburtstag in einem freien Land illegal sein? Aber, wie ja jeder inzwischen weiß, ist das Land nicht mehr so frei, wie vor einem Jahr und Kindergeburtstage sind nur mit maximal einem Gast legal. So liest sich also eine Nachricht aus der „neuen Normalität“:
„Die Polizei in Hameln hat einen Kindergeburtstag mit 30 Gästen aufgelöst. Um von den Beamten nicht entdeckt zu werden, schloss sich eine Frau mit fünf Kindern in der Toilette ein, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch sagte. «Die anderen haben sich in Schränken versteckt.» Nachbarn hatten sich am Dienstag bei der Polizei über den Kindergeburtstag beschwert. Entgegen der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie trafen sich die 30 Teilnehmer in der Wohnung. Gegen die 15 anwesenden Erwachsenen wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.“