Der Autor ist Althistoriker. Althistoriker haben i.d.R. ein tieferes Verständnis für den Charakter historischer Prozesse. Aber wo in der Geschichte haben Konservative die Macht zurückerobert, nicht nur im vordergründig vorübergehenden, politisch, materiellen Sinn, sondern auch im kulturellen? Schon die Selbstbezeichnung als Bewahrer macht klar, dass sie keine eigenen, in die Zukunft weisenden Ziele haben. Konservative können und wollen nur den unabwendbaren Wandel verlangsamen, kontrollieren und in seinen Extremen dämpfen. Die kulturelle Hegemonie können Konservative nie gewinnen. Nur wenn sie ein Bündnis mit einer “progressiven”, im Sinne von zu neuen Ufern strebenden Kraft eingehen, können “konservative”, also bewahrenswerte Werte gerettet werden. Es wird nicht mehr lange dauern, da sind unsere heutigen “Links-alternativen” der konservative Part. Deren Werte werden die Werte von gestern sein. Konservative, denen es nicht um Restauration sondern im Bewahrung von Bewahrenswertem im unaufhaltsamen Wandel geht, könnten eine Chance bekommen im Zusammenhang mit den völlig neuen Herausforderungen, die mit der IT auf uns zukommen und mit der die heutige Jugend konfrontiert sein wird. Es werden konservative Werte in einem neuen Outfit werden, wenn überhaupt. Aktuell bin ich erstmal froh, dass es die AfD gibt, wenn sie auch eine rein restaurative Partei ist und daher auf Dauer keine Chance hat. Für meine Lebensperspektive ist sie besser als nichts.
Klar. Eine alternative Öffentlichkeit schafft man, indem man einen vernünftigen Konsens pflegt und strikt die Leute ausläd, welche diesen nicht plegen. Das bedeutet, dass man sich mit Gleichgesinnten befasst und nicht mit den Idioten. Wer Klimawandelthesen, Multikulti- und Genderideologien nachplappert und kommunistischen One-World-Phantasien anhängt, ist von vornherein rauszuhalten. Nennt man Distanz.
Den Hauptgrund für diese linken “Erfolge” der letzten Jahren haben Sie, Herr Engels, aber schön unterschlagen: die skrupellose Anwendung von Lug und Trug durch die Linke, und das nicht erst seit dem unübersehbaren massiven Wahlbetrug in den aktuellen US-Wahlen. Lügen, Täuschen, Unterschlagen, aber auch Manipulieren, Erpressen und Drohen waren schon immer die Mittel der Wahl der Linken, nur so konnten sie ihren “Marsch durch die Institutionen” erfolgreich gestalten, da es ihnen schon immer an Leistung und Können mangelte. Vor einiger Zeit hat ein schottischer Professor, der in den USA an einer renommierten Universität eine Position innehat, den Unterschied zwischen den noch wenigen verbliebenen “konservativen” (sprich klassisch-liberal, konservativ, humanistisch, gebildeten) Professoren und ihren linken Feinden im Establishment skizziert: die Übernahme durch Letztere konnte erfolgen, weil die “Konservativen” jeden Tag fleißig arbeiten, ernsthafte Forschung betreiben und mit Umsicht und Akribie Buch nach Buch produzieren. Abends, nach getanem Tagwerk gönnen sich diese “konservativen” Professoren dann gerne eine gute Flasche Wein und genießen auch die schönen Seiten des Lebens. Die Linken dagegen investieren fast ihre gesamte “Arbeitszeit” in PERSONALPOLITIK, d.h. sie drängen in Gremien und Ausschüsse, oder gründen solche, um diese Platformen dazu zu nutzen, “ihre” Kandidaten bei der nächsten anstehenden Postenvergabe durchzudrücken. Dass “Feminismus”, “Genderismus”, “Diversität”, “soziale Gerechtigkeit”, “Quoten” nur reine Machtmittel sind ohne wirkliches Interesse für das Schicksal Einzelner, sollte inzwischen jeder Depp verstanden haben. Mit diesen Instrumenten haben die Linken ihre Konkurrenten über die letzten Jahrzehnte aus den entscheidenden Positionen gedrängt. Aber Linke haben einen starken Verbündeten: der Neid und das Ressentiment der Faulen und Nichtskönner auf die durch eigene Kraft Erfolgreichen. Deshalb werden sie von großen Teilen gewählt.
Volle Zustimmung zur Erkenntnis eigene Strukturen aufbauen, selbst Parallelgesellschaft werden zu müssen. Die Chancen für Konservative sehe ich einen Hauch optimistischer, seit ich ab und zu in eine Querdenken-Telegrammgruppe reinschaue. Zwar ist auch dort die Urteilskraft futsch, s. personalisierende Narrative zur Krise, aber eben auch das Vertrauen in die aktuell Herrschenden und damit ist nicht nur Merkel gemeint, die Leute schmeißen auch ihre Grönemeyerplatten weg. Ein Anfang, wie ich meine.
Es ist eine Schlacht zwischen Individualismus und Kollektivismus, die da geschlagen wird. Dem entspricht der Widerspruch zwischen Nationen und Global Governance. Man kann das exemplarisch an vielen Feldern zeigen. Das gestern beschlossene Infektionsschutzgesetz ist ein Beispiel dafür. Grundrechte sind Individualrechte. Wer sie aussetzt, um sie dem Einzelnen zugunsten eines irgendwie definierten Kollektivs (der Allgemeinheit, der Alten, der Schutzbedürftigen) zu nehmen, ist Kollektivist. Konservative müssen sich unbedingt für den Individualismus entscheiden. Damit stehen sie im Widerspruch zur technologischen Entwicklung der “sozialen (!) Netzwerke”, welche geradezu die Zuspitzung des kollektiven Bewußtseins sind. Fatal ist es für sie, daß auch Nationen, der eigentliche Hort der Demokratie, Kollektivgebilde sind, und daß Sozialstaaten dazu tendieren, die Abhängigkeit der Individuen von staatlichen Mittelzuweisungen derartig auszuweiten, daß individuelle Lebensentwürfe, die auf Wettbewerb beruhen, annähernd unmöglich gemacht werden, durch ständige Ausweitung der Abgaben einerseits, und Behinderung der individuellen Vorsorge andererseits. Wen trifft denn der Lockdown am härtesten? Die Selbständigen, die, die bisher eigenverantwortlich ihr Leben gestalten wollten. Und wer profitiert? Abhängig Beschäftigte, die mit Kurzarbeitergeld über Wasser gehalten werden, sowie diejenigen, die schon bisher von staatlicher Unterstützung lebten, und natürlich alle Staatsdiener und Politiker. Wenn Freiheit und Wettbewerb ständig als nachteilig erlebt werden müssen, weil man sie im Erfolgsfall durch maximale Umverteilung behindert und im Mißerfolgsfall und in selbstgemachten Krisen durch unterbliebene Unterstützung bestraft, verlieren sie ihre Fürsprecher bis hinein in konservative Bevölkerungsschichten, weil sie offensichtlich nachteilig sind.
Conclusio des Artikels: Deutsches Denken. Es braucht einen Führer der die Schlafschafe mitnimmt? Demokratie muss jeden Tag gepflegt und gesichert werden. Ansonsten ist sie nur ein Durchgangsposten, eine notwendige Voraussetzung für einen nachfolgenden Totalitarismus. Das hatte der letzte Reichskanzler auch erkannt. Darauf zu warten, dass jemand anderes es macht ist ein Lottospiel. Wollt ihr das? Ein Lottospiel um Freiheit und Leben?
Die Analyse setzt als Rahmenbedingung auf Kontinuität. Aber etwa disruptive Ereignisse im Finanzsystem könnten andererseits die Karten auch sehr schnell wieder neu verteilen. “Public sentiment is everything” ist im Kontext des Aufwandes zu sehen, der für die Gunst der öffentlichen Meinung betrieben werden muss. Der Betrieb des dafür benötigten “Wasserkopfes” ist eigentlich verdammt unrentabel. Klar, man wälzt die 8 Mrd. Euro, die allein die Meinungssteuerungsmaschine Ard/Zdf/Dradio verschlingt, auf die Opfer der Propaganda ab, was aber selbst wieder Legitimierungsaufwand erfordert.
Wie immer eine gute Analyse, auch wenn ich zum Teil ganz anderer Ansicht bin. Was mir zum Beispiel fehlt, sind die ökonomischen Aspekte. Denn der, ich nenne es mal so, politischen Globalisierung ging die ökonomische voraus. Wer sich den Wohlstandzuwachs in den entwickelten Staaten in den letzten 30 oder 40 Jahren anschaut, ist mit dem Phänomen konfrontiert, dass sich die industrielle Wertschoepfung aus den alten Volkswirtschaften zunehmend in die aufstrebenden vor allem asiatischen Ökonomien verlagert hat, aber gleichwohl der Wohlstand bei uns gewachsen ist. Jeder Ökonom weiß, warum das so ist. Zugleich aber erzeugt der Wohlstand ein geistiges klima, in dem antiliberale, planwirtschaftliche und antidemokratische Ideologien ihren Nährboden finden. FFF ist ein wohlstandsphänomen, wenn nicht sogar ein Produkt der übersättigung. Eine konservative Gegenbewegung, die nicht den klassischen ökonomielehren folgt, verliert damit ihre Basis. Freihandel setzt eben auch voraus, dass Arbeitskräfte dorthin gelangen koennen, wo sie gebraucht werden, wo ihre Arbeitskraft am effektivsten wirkt. Ein Nationalismus, der dies ablehnt, verliert seine ökonomische Glaubwürdigkeit und erinnert an die abschottungspolitik alter reichsstaette, die dafuer den Preis wirtschaftlichen Niedergangs zahlen mussten. Kulturelle Idenditaeten sind historisch gewachsen und veraendern sich, weil das einzig beständige der Wandel ist. Konservativ sein, kann nicht nur heißen, jeden Wandel abzulehnen oder auszubremsen. Konservativ sein, muss heißen, Innovation, Fortschritt zu fördern und so zu lenken, dass Gesellschaften nicht ueberfordert werden. Da sehe ich in der Tat niemanden weit und breit, der so etwas leisten kann, meine Hoffnung, bei uns koennte es merz sein, hat sich auch zerschlagen. Einer konservativen APo gebe ich keine Chance.
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