“Lange tönt’s im Walde noch, Salamander lebe hoch !”. Wenn ich nur wüsste, wo die Hefte von damals geblieben sind, ich gäb’ was dafür. Wenn ich solche Zeilen lese, dann in letzter Zeit immer mehr und öfters schwarz-weiß Filme auf Youtube aus dieser Zeit schaue, spielende Kinder sehe, Deutsche spielende Kinder wohlgemerkt, und mich freue, nur bei diesem Anblick aus der Kinderzeit, dann fühle ich mich wie ertappt: Lurchi-Hefte, spielende deutsche Kinder, wir bedeuteten unseren Eltern, der Tätergeneration aus dem verlorenen Krieg, Zukunft. Ich fühle mich ertappt als ein verspäteter Nazi, der neue linke Zeitgeist verlangt das genaue Gegenteil: Es war eine vermuffte, verlogene, verdrängende Zeit, alles Gute lag nur in der Zukunft, dem Neuen zugewandt, der Abkehr vom Alten. Es fällt mir ersichtlich schwer, eine wirklich eigene Positionsbestimmung zu finden, denn in allem ist was Wahres dran. Mit den Eltern konnte man nicht offen reden, ein gutes Essen bestand aus möglichst viel Fleisch, möglichst billig erstanden, die Auswahl der Gesprächs-Themen war überschaubar. Und doch: Sehe ich die alten Schwarz-Weiß Bilder von damals: Es wurde mindestens so viel gefeiert wie heute, die Familienfeste haben mich aber trotzdem in der Tiefe erfasst, man gab sich richtig Mühe beim schmücken und allem, was für Stimmung sorgte, und: Auf Qualität der Waren und Produkte wurde großen Wert gelegt, ob Schuhe oder Modelleisenbahn. “Schund”, das war nicht nur anzügliches mit wenig Textil drumherum, im Grunde verbotenes, es war eigentliches alles, was keinen echten Wert hatte, kurzlebiges ohne lange Gebrauchsdauer, auch “Kitsch” fiel darunter. Und heute: Verdammt zu dieser verdammten Konsumwelt befällt mich eine gewisse Wehmut, wenn ich an “Lurchi” erinnert werde, der für eine ganze Epoche steht . Dann bin ich eben ein Nazi für den linken Zeitgeist: “Salamander lebe hoch!”. MfG, HPK
Schon erstaunlich wie leicht heutzutage Leuten im täglichen Umgang “Nazi und Rassist” über die Lippen kommt… Da bekomme ich dann immer so müde Stellen im Gesicht…
Bündische Fahrtenlieder im Musikunterricht, ein Lehrer, der uns Zehnjährige zwang, das Deutschlandlied komplett zu singen, Lurchi, Mecki und Co., Karl May - was hab ich mir angetan bzw. antun lassen! Mark Twain war schon subversiv, da in Huckleberry Finn der Vater so despektierlich behandelt wird. Man wurschtelte sich durch und wurde “links”. Und jetzt? Mir gefällt die Definition in einem gestrigen Artikel auf achgut: konservativ sein heißt realistisch sein…Im Grunde kann man an diesen Literaturen ablesen, daß es keine Stunde Null gegeben hat, auch nicht geben kann. Genauso wenig wie den guten Menschen von Sezuan und anderswo.
aber eigentlich sollten euch braven möchtegern-nazis hier die lacher in der kehle stecken bleiben: denn wie der autor gleich selbst freimütig darstellt, waren ja auch die berühmten BRD-comics der 50/60/70er jahre ein ziemlicher mist (ob rassistische stereotype oder nicht). konservative (und alt-nazis) haben damals immer gegen die geistige zersetzung der jugend durch diese amerikanisierte schundliteratur gewettert… einige (ur)alt-AfDler sollten sich noch dran erinnern können. ... karl may war übrigens (am vorabend des 1. weltkrieges) aktiver und bekennender PAZIFIST, der oft mit hochachtung über die islamische kultur schrieb… in den ländern, die seine helden bereisten :) auch wenn bei seinem letzten vortrag (zusammen mit berta von suttner ‘die waffen nieder!’) in wien der junge adolf hitler im publikum gewesen sein soll… der damals zwar deutschnationaler, aber wohl auch noch kein nazi gewesen sein dürfte. nazi wurde er erst 1918/19 in bayern. als spitzel der grad geschlagenen reichswehr.
Sie Glücklicher! Heute ein Nazi zu sein, von einem linken Maul tituliert, ist eine große Auszeichnung und, bei aller Bescheidenheit, darf ich mich an dieser Stelle als ein Komplize von Ihnen outen. Damit distanzieren wir uns eindeutig vom linken Gutmenschentum und deren verworrener Weltanschauung. Auch meine Sozialisation begann im zarten, präpubertären Alter, bei der Lektüre einer meiner Lieblingsautoren, Mark Twain’s Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Der Schwarze, den man im zeitgeschichtlichen Kontext im Buch als ‘nigger’ bezeichnete, wurde im Eifer der Weltgerechtigkeit und globalen Klimaverbesserung in neueren Auflagen durch unser Gutmenschentum ideologisch korrekt umgedeutet und so mußte ich mich eigens für eine annähernd werkgetreue Ausgabe in ein Antiquariat begeben, denn ich schätze es nicht , wenn ich sinnentleert paternalisiert werde. Seit ich gestern Frau Arfa’s Video auf achgut sah, weiß ich uns in guter, illustrer und multikultureller Gesellschaft mit allen, die dieser Planet bietet: mit Dunkelpigmentierten, Muselmanen, Juden, Andersdenkern, kritischen Geistern, Lesben und Schwulen, Energieexperten, Liebhabern der Natur, Physikkundigen, intellektuellen Literaten, den ganzen achgutblog samt Lesern uns.w. Ich denke in dieser Gesellschaft kann man sich wirklich wohlfühlen. Das ist d a s Antidepressivum!!
Herrlich! Aber auch wer gegen den Unsinn lange aufbegehrt, resigniert irgendwann. Ich mag nicht länger erklären, dass „Neger“ für mich nie ein abwertender Begriff war und ich bei „Schwarzer“, „Dunkelhäutiger“, „Afrikaner“ nichts Besseres oder Schlechteres denke. Bei „Zigeuner“ erkläre ich den Leuten meist noch, dass es mehr Zigeunerstämme als „Sinti und Roma“ gibt und man außerhalb Deutschlands selbstverständlich von „Cigano“ oder „cigane“ und unter Engländern von „gipsies“ spricht. Zumindest in nicht ganz privaten Gesellschaften ist stets ein Besserwisser dabei und das Ganze ist dann so ermüdend….. „Eskimo“ soll man – so belehrte mich einst ein Schüler - auch nicht mehr sagen. Vielleicht sollte ich doch bei “Neger” bleiben, denn vor Idioten knickt man nicht ein. Zumal die Manipulation des Denkens unter dem Deckmantel politischer Korrektheit schon jetzt erbärmliche Folgen zeitigt, nämlich die Manipulation der Massen.
Sehr geehrter Herr Bechlenberg, herzlichen Dank für für diese herrlich ironische Glosse! Ich habe lange nicht etwas so Humorvolles, geschrieben mit spitzer Feder, gelesen. Auch ich kenne meinen Karl May. (Übrigens war seine Lektüre nicht nur unterhaltsam sondern auch lehrreich.)
Zwei Anmerkungen: 1. Interessanter eigentlich als die Lurchi-Hefte fand ich den Apparat, der in unserem örtlich zuständigen Salamander-Schuhgeschäft stand; es muß in den 1950er Jahren gewesen sein. Es war ein Kasten, in den man unten seine Füße reinstellte. Dann konnte man von oben reingucken und dort auf einem Bildschirm die Skelette seiner Füße in den Umrissen seiner Schuhe sehen, was besonders schön aussah, wenn man dabei mit den Zehen wackelte. Wann immer ich in diesem Geschäft war, führte mich mein erster Gang zu diesem Apparat. Eines Tages war er dann verschwunden. Es grenzt wahrscheinlich an ein Wunder, daß ich bis heute keinen Fußkrebs habe. Aber wer kann schon wissen, welche Langzeitschäden das sonst bei mir hinterlassen hat? 2. Die Micky-Maus-Hefte hatten ja auch einen redaktionellen Teil. Dort gab es Reportagen wie “Unser Freund, das Atom” und “Eine Reise in das Jahr 2000”. Das wirkliche Jahr 2000 dann zu erleben, war, dürfen Sie mir glauben, in fast jeder Hinsicht eine gewaltige Enttäuschung.
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