Rainer Bonhorst / 26.02.2012 / 23:11 / 0 / Seite ausdrucken

Auf dem Vorfeld

Im Vorfeld der Streiks am Frankfurter Flughafen war eine interessante Information zu gewinnen: Endlich erfuhr man, was ein Vorfeld ist. Bisher begegnete dem Leser das Vorfeld nur im schlechten Nachrichtendeutsch. Wenn es zum Beispiel hieß:” Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen ist es zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen.” Solche Informationen leiden darunter, dass man nie genau weiß, wo sich das Vorfeld befindet. Vor dem Schloss Bellevue? Vor dem Kanzleramt? Vor dem Reichstag? Alles falsch. Das Vorfeld befindet sich auf dem Flughafen. Es ist das Feld, auf dem die Vorfeldbeschäftigten arbeiten, wenn sie nicht gerade streiken.

Betrachten wir das Feld, auf dem sich die Vorfeldbeschäftigten bewegen, etwas genauer, so erfahren wir, dass das Vorfeld gar kein Vorfeld im engeren Sinne ist. Es ist vielmehr das gesamte Feld, das sich vor, neben und hinter den Start- und Landebahnen befindet. Man könnte also ebenso gut von einem Nebenfeld oder einem Hinterfeld sprechen. Nehmen wir das ursprüngliche Vorfeld dazu, so haben wir es mit einer altgermanischen Tradition zu tun, nämlich der Drei-Felder-Wirtschaft. Der Einfachheit halber könnte man die drei Felder, die die Startbahn umgeben, auch als Umfeld bezeichnen. Aber das Ding heißt nun mal Vorfeld. Belassen wir es also dabei.

In die Politik ließe sich das Umfeld aber durchaus einführen. Wer vermutet, dass der Konflikt um den Bundespräsidenten nicht nur vor der Wahl stattfand sondern auch nach der Wahl fortgesetzt wird, muss nicht kompliziert das Vor- und Hinterfeld bemühen. Er kann einfach sagen: “Im Umfeld der Präsidentenwahl ist die Hölle los.”  Diese Formulierung hat den Vorteil, dass sie über das Vor- und Hinterfeld hinaus auch noch das Nebenfeld, ja sogar das Zwischenfeld einschließt. Nur das Kornfeld bleibt unbeachtet. Es sei denn, jemand erbarmt sich und schreibt: Im Kornfeld der Präsidentenwahl geht es drunter und drüber. 

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