Julian Marius Plutz, Gastautor / 04.05.2022 / 15:00 / Foto: Pixabay / 8 / Seite ausdrucken

Arbeitsmarkt im April: zwischen Girls-Day und Gas-Embargo

Es ist Anfang des Monats und damit wieder einmal Zeit für die Arbeitslosenzahlen. Was heißt es wirklich, wenn die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg von "Erholung" und "Frühjahrsbelebung" spricht?

Auch Anfang Mai werden die Arbeitslosenzahlen für den vergangenen Monat April präsentiert. Der geneigte Leser hat es längst antizipiert, wie der Sportjournalist sagen würde. Dennoch werde ich nicht müde, zwölfmal im Jahr auf das hinzuweisen, was zwölfmal im Jahr passiert: Die Menschen werden für dumm verkauft.

„Mit der Frühjahrsbelebung und den Lockerungen der Corona-Maßnahmen setzt sich die Erholung am Arbeitsmarkt fort“, freut sich der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele (SPD), ein Loch in den Bauch. So ist die Zahl der Arbeitslosen im April 2022 im Zuge der Frühjahrsbelebung gegenüber dem Vormonat gesunken, und zwar um 53.000 auf 2.309.000“. Jedoch ist diese Zahl nichts weiter als Propaganda.

Kurzarbeitergeld droht die Investitionsspirale zu verschärfen

So werden beispielsweise und allen voran die viel beschworenen „Maßnahmen“, in der viele Arbeitslose stecken, nicht berücksichtigt. Die Agentur für Arbeit fasst diese Teilnehmer an mehr oder weniger sinnhaften Kursen unter den Punkt „Unterbeschäftigung“ zusammen, wiederum ein politischer Begriff aus dem Reich der Euphemismen. Denn „Unterbeschäftigte“ sind gar nicht beschäftigt, sprich arbeitslos. Arbeitslose über 58 werden ebenso wenig berücksichtigt wie ALG-I-Empfänger. Auch Beschäftigte, die Kurzarbeitergeld (beziehen und die man durchaus zu einem Teil zur Arbeitslosenzahl rechnen kann, finden keinen Raum. Insofern ist eine Arbeitslosenzahl von 5 bis 5,5 Millionen realistischer, wenn auch konservativ geschätzt.

Ein Wort noch zum Thema Kurzarbeitergeld, da meine Auffassung den einen oder anderen Leser stören mag. Grundsätzlich sind staatliche Eingriffe in die Lohnpolitik per se schädlich. Sie verzerren die Marktsituation, schaffen falsche Anreize und evozieren immer mehr Eingriffe und Begehrlichkeiten (Investitionsspirale). Am Ende kann Kurzarbeitergeld daher kein adäquates Mittel sein, um Wohlstand zu generieren.

Endlich wieder Girls'Day & Boys'Day

Die Corona-Maßnahmen haben solvente Unternehmen in die Knie gezwungen. Wenn ein erfolgreiches Geschäft nicht mehr verkaufen kann, weil es ihm vom Staat untersagt wird, dann kann das weder das Geschäftsmodell noch die konjunkturelle Situation wieder ausgleichen. Daher ist in dieser paradoxen Situation Kurzarbeitergeld ausnahmsweise wohl doch „sinnvoll“. Andererseits gibt es bekanntermaßen kein richtiges Leben im falschen.

Wenn ein Beschäftigter aufgrund eines Berufsverbotes nicht arbeiten kann und dann seinen Job verliert, hat der Staat, wenn er denn schon dieses Verbot erlassen hat, demjenigen beizustehen. Ich habe jedoch Unternehmen kennengelernt, die trotz Rekordumsätzen Kurzarbeitergeld erhalten haben. Das kann nicht Sinn und Zweck dieser Maßnahme sein.

Am 28. April 2022 fand bundesweit wieder einmal der Girls’Day & Boys’Day statt. Die Frage, weshalb man diesem Event nicht einen deutschen Namen geben kann, lässt die Bundesagentur zwar unbeantwortet. Dafür lässt sie keinen Zweifel daran, wohin die Reise gehen soll: 

„Sie baut Boote, arbeitet in einer Werft. Er ist Erzieher, arbeitet mit Kindern. Beides geht heute selbstverständlich. Gleichwohl bringen mitunter geschlechtsspezifische Rollenzuschreibungen nach wie vor Mädchen und Jungen von einer solchen Berufswahl ab“.

Ein Jammer, dass es zu wenig Gerüstbauerinnen gibt. Ich denke, das würde dazu führen, dass die Gerüste besser werden.

Gas-Embargo wird Jobs kosten

Seit dem 2. Mai wird die neue Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles eingearbeitet. Sie soll dem scheidenden Chef Scheele ab August folgen. Hiermit komplettiert sich ein nur schwer widerrufliches Amalgam zwischen sozialdemokratischer Politik und höchster Verwaltung. Unter Andrea Nahles wird die Behörde auch weiterhin eine Art SPD-Zweigstelle sein. 

Was definitiv ist: Das vieldiskutierte Gas-Embargo wird erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben. „Das hätte auf jeden Fall gravierende Folgen“, so Ralf Holtzwart, Chef der bayrischen Agentur für Arbeit. Energieintensive Betriebe wie die Unternehmen im sogenannten südostbayerischen Chemiedreieck müssten dann möglicherweise ihren Betrieb einstellen. Angesichts der wirtschaftlich ungewissen Lage mit Energieproblemen, Lieferengpässen, Kriegsangst und Inflation resümiert Holtzwart: „Die Situation ist gut, die Aussichten sind düster.“ Bayern ist zwar nicht überall, aber was für den Freistaat gilt, wird auch für andere Bundesländer gelten. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Arbeitsmarkt mitnichten entspannt. In Deutschland sind zwischen 5 und 6 Millionen Menschen arbeitslos. Während sich die Agentur für Arbeit über wichtige Dinge wie Girls' Day & Boys' Day kümmert, wird die Sozialdemokratisierung dieser Behörde weiter zementiert. Das zu befürchtende Gas-Embargo würde die Situation noch verschärfen.

 

Julian Marius Plutz ist 1987 geboren und betreibt seinen eigenen Blog neomarius. Hauptberuflich arbeitet er im Personalbereich.

Einmal monatlich kommentiert er die neuesten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Stanley Milgram / 04.05.2022

Jaja, wieviele Millionen “Migranten” kamen her und stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung, da Shisha-Bars, Spielhöllen und Wettbüros wichtiger sind? Von der deutschen Sprache mal ganz zu schweigen. Sollen mit einem Dolmetscher und Lotsen Pakete von Amazon ausliefern? Mann Mann…

Volker Kleinophorst / 04.05.2022

@ W. Weimar Alle Parteien außer der von allen selbsternannten “Unsere Demokratie”-SED und den Medien diffamierten AfD wollen diese Talfahrt. Da von einer Wahl zu sprechen, ist schon Framing. Und wie korrekt heute Wahlen sind, die Diskussion entbrandet gerade in Frankreich. Dass die Wahl zum BT zumindest in Berlin wenn nicht kompletto ungültig ist: Schön dass wir darüber geredet haben, aber jetzt haben wir ja Corona, Krieg, Migration… Da muss man mal 5 gerade sein lassen. Wenn man Mädchen einredet ihr könnt alles werden, wollen die viel Geld mit wenig Arbeit. Finde ich nachvollziehbar, nur bringt es niemanden weiter. Ich wollte als Jugendlicher auch immer Rockstar werden und musste mich der Realität anpassen.  Dass von Mädchen zu verlangen, wäre mindestens patriarchalisch.

Dr Stefan Lehnhoff / 04.05.2022

Wenn man Arbeit nicht als Beschäftigung, sondern sinnvoller weise als produktive ökonomische Tätigkeit definiert, sind über 90% aller Deutschen arbeitslos.

K. Schmidt / 04.05.2022

Steigen Sie doch bitte tiefer in das Thema ein und berichten Sie uns auch über die sich verflüchtigende Produktivität dieses Landes, während die offiziellen Arbeitsmarkzahlen so rosig klingen und der “Fachkräftemangel” Dauerthema ist. Vor Corona gab es ja angeblich eine Rekordbeschäftigung in diesem Land, während immer weniger Güter hier hergestellt werden, ja eigentlich sogar etliche Industrien mehr oder weniger komplett abgewandert sind. Was machen denn die Leute, die bei uns so zahlreich beschäftigt sind?

Michael Schweitzer / 04.05.2022

Herr Plutz,ich habe heute ein Wahlplakat gesehen.Erlebe dein Grünes Wirtschaftswunder stand da.“Hääh"und die Stagflation ist dann was??????????????........................

S. Wietzke / 04.05.2022

Arbeiten wird völlig überschätzt. Mindestens die Hälfte der Bevölkerung ist eh in Bullshit Jobs geparkt, die nur dazu dienen das die irgendwie ihren Tag strukturiert kriegen. Und das gilt nicht nur im öffentlichen Dienst, sondern auch in den Millionen von Jobs die nur auf Grund völlig sinnfreier Vorschriften existieren. Selbst bei einer Arbeitslosigkeit von 80% würde also kaum eine einzige Stunde produktiver Arbeit verloren gehen-.

Dietmar Herrmann / 04.05.2022

Man konnte gestern im ZDF einen Beitrag sehen , in dem Girlies von einem Tiefbauunternehmen umworben wurden. Eine fand Baggerarbeiten noch recht cool, eine andere erklärte mit unverhohlener Verachtung, dies sei nicht ihr Ding, da sie Meeresbiologin werden wolle. Wünschen wir ihr viel Glück und Petri Heil, damit abends was Essbares in der Bratpfanne brutzelt, wenn der failed state Almanistan mal keine Gehälter für Gedöns mehr zahlen kann.

Walter Weimar / 04.05.2022

Absolut keine Sorge. Mit der Wahl dieser Bundesregierung ist diese regenbogenbunte Republik und ihre Talfahrt vorbestimmt worden. Also ganz im Sinne der Mehrheit des deutschen Volkes. Man sollte beobachten wie die Reichen, gleich den Ratten, das sinkende Schiff verlassen. Ölimbargo, Gasknappheit, alles egal, die Hanfversorgung der Bevölkerung ist sichergestellt wie die Renten!

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