Stefan Frank / 10.04.2024 / 11:00 / 4 / Seite ausdrucken

An US-Unis eskaliert der Judenhass

Seit dem Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober steigt die Zahl antisemitischer Vorfälle an amerikanischen Universitäten explosionsartig an, wie neuere Umfragen zeigen.

Die überwältigende Mehrheit der Eltern von jüdischen High-School-Schülern in den USA gibt an, der seit den Massakern vom 7. Oktober 2023 an amerikanischen Universitäten eskalierende Antisemitismus habe Einfluss darauf, bei welcher Hochschule ihre Kinder sich bewerben. Fast zwei Drittel der jüdischen Schüler meiden wegen antisemitischer Vorfälle Universitäten, für die sie sich ansonsten interessiert hätten.

Das ist das Ergebnis zweier Umfragen; eine davon wurde im Auftrag der jüdischen Jugendorganisation B’nai B’rith Youth Organization (BBYO) durchgeführt. An der Erhebung, die zwischen dem 23. Januar und dem 5. Februar 2024 durchgeführt wurde, nahmen 1.989 High-School-Schüler der neunten bis zwölften Klasse teil. Insgesamt haben demnach 71 Prozent antisemitische Belästigung oder Diskriminierung erlebt, 61 Prozent davon persönlich, 46 Prozent online und 36 Prozent sowohl online als auch persönlich.

Die Ergebnisse seien „erschütternd“, resümierte Matt Grossman, Vorsitzender von BBYO. Insgesamt deuteten die Daten darauf hin, dass die Massaker der Hamas und die anschließende „Verbreitung von Falschinformationen, antisemitischer Rhetorik und Gewalt … traumatische Auswirkungen auf die Sicherheit, das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit jüdischer Schüler“ habe. „Die Diskriminierung, mit der die Schüler konfrontiert waren, hat dazu geführt, dass viele von ihnen mit großer Sorge zur Schule gehen, sich von bestimmten Bereichen oder Aktivitäten in ihrem Leben abwenden, Vorfälle von Belästigung nicht melden, wenn sie doch vorkommen, und das Ausmaß des Antisemitismus in ihre Entscheidung über den Besuch einer Hochschule einbeziehen.“

Kaum Meldung von antisemitischen Vorfällen

Mindestens vierzig Prozent der BBYO-Mitglieder haben schon einmal eine der folgenden Situationen erlebt:

  • Ihre Sorgen über Antisemitismus wurden in Zweifel gezogen, heruntergespielt oder abgetan (65 Prozent),
  • sie wurden von israelfeindlichen oder pro-palästinensischen Demonstranten oder Mitschülern belästigt (63 Prozent),
  • wegen des Konflikts zwischen Israel und der Hamas verloren sie Freunde oder wurden ausgegrenzt (57 Prozent),
  • aus Angst, wegen des Themas Israel belästigt zu werden, gaben sie bestimmte Räume oder Aktivitäten auf (52 Prozent),
  • sie wurden für die Handlungen des Staates Israel verantwortlich gemacht (49 Prozent),
  • sie wurden belästigt, weil sie sichtbar jüdisch waren, zum Beispiel durch das Tragen jüdischer Symbole, jüdischer Jugendgruppenkleidung, einer Kippa oder eines Davidsterns (49 Prozent),
  • jemand hat versucht, sie einzuschüchtern, weil sie pro-israelische Gegenstände getragen oder besessen haben (41 Prozent).

Fast die Hälfte derjenigen, die selbst derartige Vorfälle erlebt haben (45 Prozent), haben diese nirgendwo gemeldet. Ein etwa gleich großer Prozentsatz, nämlich 49 Prozent, sagt, er fühle sich nicht wohl dabei, solche Erlebnisse zu melden. 74 Prozent gaben an, seit dem 7. Oktober mehr Diskriminierung in der Schule oder bei außerschulischen Aktivitäten zu erfahren. 55 Prozent machen sich seit dem 7. Oktober mehr Sorgen um den Schulbesuch; 38 Prozent mehr bei der Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten. 54 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre psychische Gesundheit seit dem 7. Oktober verschlechtert habe.

Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten bestätigten, dass Antisemitismus an Universitäten bei der Wahl des Studienorts eine große oder sehr große Rolle spiele.

Alarmglocken auslösen

Die zweite Umfrage stammt von dem jüdischen Studentenverband Hillel. Hillel wandte sich dabei an Eltern aus der eigenen E-Mail-Kartei sowie an Teilnehmer einer früheren Studie der Jewish Federations of North America. Fast alle Befragten (96 Prozent) sind „besorgt über die Zunahme antisemitischer Vorfälle an Hochschulen seit dem 7. Oktober“. Für 87 Prozent habe der 7. Oktober direkten Einfluss auf die Wahl einer Universität für ihr Kind, und wie auch in der Umfrage von BBYO gaben 64 Prozent an, dass ihr Kind sich an bestimmten Universitäten nicht bewerbe, weil der dortige Antisemitismus große Sorge bereite. Die Umfrage wurde vom 13. bis 19. März durchgeführt.

Auch der kanadische Antisemitismusforscher Charles Small, Gründer und Direktor des Institute for the Study of Global Antisemitism and Policy (ISGAP), hatte in einem im Januar geführten Interview mit Mena-Watch erklärt, dass die Frage, ob bestimmte Universitäten zu meiden seien, eine sei, die „viele Eltern, Großeltern und Schüler in der heutigen Zeit“ beschäftige. Dass dies in der jüdischen Gemeinde ein Thema sei, „sollte eine Alarmglocke in der ganzen Welt auslösen“, so Small.

Ein ermutigendes Ergebnis der von BBYO durchgeführten Umfrage: 72 Prozent der befragten Jugendlichensind der Meinung, dass die jüdische Jugendorganisation ihre Fähigkeit beeinflusst habe, „ihre Gedanken über Israel und/oder Antisemitismus zu äußern“. 65 Prozentgaben an, die Zeit, die sie mit Gleichaltrigen in örtlichen BBYO-Gruppen verbringen, helfe ihnen, „Trost“ zu finden.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Mena-Watch.

Stefan Frank, geboren 1976, ist unabhängiger Publizist und schreibt u.a. für Audiatur online, die Jüdische Rundschau und MENA Watch. Buchveröffentlichungen: „Die Weltvernichtungsmaschine. Vom Kreditboom zur Wirtschaftskrise“ (2009); „Kreditinferno. Ewige Schuldenkrise und monetäres Chaos“ (2012).

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Leserpost

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Sabine Heinrich / 10.04.2024

Vorweg: Ich habe den Beitrag noch nicht gelesen. Ich möchte hier nur meinem absoluten Unverständnis darüber Ausdruck verleihen, dass sich kaum jemand über das bestialische Massaker der Hamas-Verbrecher empört hat. Das Leid der Opfer der entmenschlichten Muslime scheint kaum jemanden zu interessieren. Stattdessen werden die Vertreter dieser menschenverachtenden “Religion” auch noch hofiert und mit Geld zugeschüttet. - Willfährige Polizisten haben vor Wochen in Berlin Plakate mit den Fotos der Geiseln der muslimischen Mörder, Folterer, Vergewaltiger abgerissen! So tief muss ein Land erst einmal sinken! Plötzlich sind die Opfer die Täter! - Ich höre es in meinem Umfeld: Kein Wort über den entsetzlichen mörderischen Überfall der Terrorgruppe - zero. Wenn ich auf die Leiden der Opfer hinweise - schnelle Ablenkung, man will es nicht hören. Die Mörderischen Mainstream Medien haben ihre volle Wirkung entfaltet.  Ich frage mich allen Ernstes nicht zum ersten Mal, ob es eine der Nebenwirkungen der Genspritze ist, dass vielen auch sonst netten Menschen jede Empathie für gequälte, misshandelte Mitmenschen abhanden gekommen ist. Immerhin reicht sie noch für das Hündchen oder den riesigen Hund, den man unangeleint im Naturschutzgebiet die Freiheit gönnt, die man ungespritzen Menschen mit Freuden ab 2020 lustvoll untertänigst genommen hat.

Peter Faethe (Dipl.-Phys.) / 10.04.2024

Ich wette, dass dieser Judenhass vorwiegend in den Geschwätz-Fächern verbreitet ist.

Wilfried Cremer / 10.04.2024

Sehr geehrter Herr Frank, Mohammed ist für die linke Mehrheit Barabbas und Israel, natürlich heimlich, Jesus. Es ist Zeit, dass der Prophet Elia auftaucht und die Dinge klarstellt. Oder wissen Sie was Besseres?

Michael Müller / 10.04.2024

Man muss sich einmal vorstellen, was das für die psychische Entwicklung dieser jungen Leute bedeutet: Sie sind für ihr Leben gezeichnet. Die schrecklichen Erlebnisse, die sie in den letzten Monaten hatten, gehen nie wieder aus ihren Köpfen raus!!! Und das hört natürlich jetzt nicht auf. Für viele ihrer “woken” Mitschüler und Mitstudenten tragen sie jetzt das Kainsmal. Der Antisemitismus wird in den nächsten Jahren mehr und mehr zunehmen, da diejenigen, die an den Schulen und Universitäten den Antisemitismus zelebrieren in Zukunft zum Beispiel Leiter von Kindergärten, Erzieher, Leiter von Schulen, Lehrer, Leiter von Universitäten, Professoren usw. werden, sofern sie es nicht schon sind. Die Sache mit Gaza erweist sich als das Überschreiten des Rubikon. Alea iacta est.

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