@Fr. Hermann: “Nur zu gerne hängt sich die Dame das Mäntelchen des “Jüdisch-Seins” als Verstärkung ihrer Moral um (…)” Wie der maßlose Louis von der Saar. Wegen Auschwitz in die Politik gegangen…so, so. Aber nicht um ein zweites Auschwitz zu verhindern, gell, sondern um sich selbst moralisch unangreifbar zu machen…ein echter “Hehrer Mensch”! (Ich bitte die Leserschaft um Entschuldigung…anders als mit Wortspielereien komme ich diesen ganzen Gestalten nicht mehr bei…)
@ Herrn Stüve: Wie immer liegen Sie richtig. Man darf sich natürlich fragen, woran das liegt, diese merkwürdige “Kompatibilität”. Nun, wenn wir in die Geschichte deutscher Staatswerdung zurücksteigen, landen wir irgendwann bei Hegel, dem Hegel, der, als er auf eine preussische Professorenstelle in Berlin gesetzt wurde, sich auf wundersame Weise vom romantischen Revoluzzer zum Staatsphilosphen (und wie Schopenhauer gemein anmerkt: Spaaßphilosophen) sich gewandelt hatte. Der Staat ist - so Hegel - die höchste sittliche Einrichtung der ganzen Menschheit, sozusagen die instutionelle Form der Moral, der Aufklärung, des Fortschritts. Jeder deutsche Beamte oder Politiker glaubt seitdem, einer “höheren Sache” zu dienen, ja, der höchsten überhaupt: Er meint - allen Ernstes - dass ihm das Glück der Menschen, über die er herrscht und deren Leben er zunehmend mehr verwaltet, anvertraut sei, dass er nicht nur dafür zu sorgen habe, dass die Menschen in Freiheit und Sicherheit über das, was ihnen wichtig erscheint, selbst entscheiden können, sondern sogar zu entscheiden, was der einzelne als Glück zu Empfinden hat, was “sein Bestes” ist. In Hegel küssen sich Calvins Lehren (Preussen war calvinistisch) und die Staatsvergottung und erzeugen eine Chimäre, ein Monster, das, einmal freigelassen, nicht mehr einzufangen ist und nebenbei auch noch den Kommunismus hervorgebracht hat, auch eine Erfindung von Hegelianern wie der nationalsozialistische Rassenwahn. Das Deutsche Reich, die Weimarer Republik, das NS-Regime, die DDR: alle ruhten auf der hegelschen Staatsvergötterung. Einzig die BRD konnte von 1949 bis 1990 dank amerikanischer und britischer Oberaufsicht für eine Weile zumindest teilweise diesem Monster wehren: Seit 1990 ist es zurück und wütet von Tag zu Tag mehr, Kahane und Merkel sind nur Symptome dieser Krankheit, nicht deren Ursache.
Die Kahane kann ruhig bei der Amadeu-Antonio-Stiftung bleiben, obgleich die staatliche Förderung natürlich skandalös ist. Das größere Problem ist die zu leicht mögliche Einsetzung der Verfassungsschutzämter als politisches Kampfinstrument gegen neue Konkurrenten, zumal durch willfährige Vollstrecker oder Personen wie Kramer, die mangels erforderlicher formaler Qualifikation entgegen der Rechtslage (die Befähigung zum Richteramt) in das Amt des Verfassungsschutzpräsidenten gehievt wurden. Auch wenn dies in Thüringen lediglich eine Sollvorschrift ist, gilt der Grundsatz, dass ein “soll” im Gesetzestext als “muss” anzusehen ist, wenn es keinen einschlägigen Grund zur Abweichung vom “soll” gibt. Den gibt es in einem Bundesland mit einer Ministerialbürokratie faktisch nie, da die von Volljuristen nur so wimmelt. Die Präsidenten und Präsidentinnen der Verfassungsschutzämter, die natürlich Volljuristen im Staatsrecht sein müssen, sollten von allen Verwaltungsrichtern einer Gebietskörperschaft auf 15 Jahre gewählt werden, ohne Eingriffsmöglichkeit der Politik. Dann klappt das auch wieder eher mit dem Vertrauen in die Intitutionen.
In ihrer 2004 erschienenen Autobiografie Ich sehe was, was du nicht siehst gibt Frau Kahane über ihre IM-Tätigkeit ausführlich Auskunft. Darin lässt sie laut Peter Schneider keinen Zweifel daran, „dass sie sich ihres Irrwegs bei der Stasi schämt“. 2012 beauftragte sie den Politikwissenschaftler Helmut Müller-Enbergs Art und Folgen ihrer Tätigkeit als IM zu untersuchen. Er legte im November 2014 seine zusammenfassende gutachterliche Stellungnahme vor: Die Akten, die das BStU zur Verfügung gestellt hatte, seien nahezu vollständig und zeigten nicht, dass Kahane als IM von 1974 bis 1982 anderen Menschen Nachteile zugefügt habe. Auch eine Vorteilsnahme Kahanes sei darin nicht zu erkennen. Jedoch habe jede Art von Informationen an das MfS das Risiko einer Benachteiligung der Betroffenen enthalten. Das Gutachten zur früheren IM-Tätigkeit Kahanes ist seit 2016 auf der Website der Amadeu Antonio Stiftung veröffentlicht. Herr Noll, Jesus soll einmal gesagt haben: „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“.
Filbinger ist kein Einzelfall gewesen. Verständlich, dass jemand, der in einer Diktatur gut systemintegriert war, nach dem Fall seine Haut retten will. Übel aber, dass die Regierung hier die Bühne für die ungehinderte Wiederentfaltung zweifelhafter Charakterzüge bietet,
Sehr geehrte Chaim Noll , habe aufmerksam ihren beitrag gelesen . Ausserdem sind mir der werdegang und die einstellung dieser frau in teilen bekannt . Darum bin ich einigermassen erstaunt , dass sie die hoffnung hegen , Anetta K. kønnte sich auch nur im ansatz um ihre hier geæusserte meinung kuemmern . Ihre worte , herr noll , laufen an ihr ab , wie regentropfen . Aber trotzdem bedanke ich mich fuer ihre æusserung ...
Eine ehemalige Stasimitarbeiterin baut wieder ein Spitzelnetzwerk auf, scheinbar mit amtlicher Unterstützung. Das ist ein Skandal in einem sich demokratisch bezeichnenden Land! Das darf nicht sein! - Lieber Herr Noll, auf Umkehr und Einkehr würde ich bei Denunzianten und Bespitzlern aus Überzeugung nicht rechnen. Diese Menschen sind für Freiheit und Offenheit verloren.
Starker Toback, Herr Noll! Sie sind wirklich mutig, Hut ab! Da bin ich aber gespannt auf die Reaktionen, nicht nur hier im Forum. Passen Sie auf Sich auf, auch wenn Sie die Dinge kennen, so ist es heute möglicherweise doch “gesundheitsgefährdend” solche Dinge öffentlich im Rahmen der so bekämpften Meinungsfreiheit zu äussern. Ich bin beeindruckt und glaube wie viele andere auch, dass da noch einige mehr vorhanden sind, die es eigentlich nicht sein sollten. Danke. b.schaller
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