Wolfgang Röhl / 20.03.2009 / 12:13 / 0 / Seite ausdrucken

Abenteurer mit Deckmäntelchen (II): “Der Weltfriedenswanderer”

Der Österreicher Stefan Horvath ist 50 Jahre alt. Vor zwei Jahrzehnten, als die Berliner Mauer fiel, wollte er „raus aus Wien und etwas für die Welt tun“. Er ist seither nach eigenen Angaben mehr als 48 000 Kilometer gewandert. Aber nicht einfach so, sondern für den Frieden. Stefan ist nämlich „Weltfriedenswanderer“ und hat „an Konfliktherden wie in Bosnien, in Albanien oder im afrikanischen Ruanda Hilfe geleistet“ („Stader Tageblatt“). Welche, erfährt man nicht, und vielleicht ist das auch besser. Im Moment macht Stefan Station in Hamburg: „Ich will die Öffentlichkeit wachrütteln und zeigen, wie viel Kinderarmut es in Deutschland gibt“. Hamburg ist auch deshalb wichtig für ihn, weil er sich in der „Multikulti-Atmosphäre auf der Reeperbahn wie zu Hause fühlt“... 

Zuletzt hat der Weltfriedenswanderer in Berlin behinderten Kindern Spielsachen geschenkt und „an Schulen einen Appell für Gewaltlosigkeit und gegen Rassismus“ verteilt. Dinge mithin, die dringend notwendig sind in unserer Gesellschaft, wo zumal behinderten Kindern schon vor dem Frühstück gnadenlos die Rasseln weggenommen werden und unablässig Flugblätter über die Schulhöfe regnen, in denen es von Aufrufen zu rassistischer Gewalt nur so wimmelt.

Gesponsert werden die Aktionen des Mannes, „der fast zu jeder Jahreszeit kurze Hosen trägt,“ („Stader Tageblatt“) von Ärzten und Unternehmern, die den erwanderten Weltfrieden unterstützen möchten. Ein Kaufhaus stattet ihn mit Wanderzubehör aus, und in einem Luxushotel darf er kostenlos den Wellnessbereich benutzen. Sein größter Traum ist, na, erraten Sie´s? Genau: er möchte nach Tibet fahren und den Dalai Lama treffen (obwohl das wohl etwas schwierig werden dürfte). Und was wird er machen, wenn er älter ist? Wieder ins Schwarze getroffen: „Ich werde ein Buch über meine Mission schreiben“. Vielleicht für den Peter Hammer Verlag, wenn es den noch gibt? Toi-toi-toi, alter Peacenik! Carry on! So weit die Timberland-Schuhe tragen.

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