Imogen Lemke, Gastautorin / 21.05.2019 / 16:15 / Foto: re:publica / 17 / Seite ausdrucken

70 Jahre Grundgesetz – Feiern mit Verfassungsfeinden

Von Imogen Lemke.

Das Grundgesetz feiert am kommenden Donnerstag Geburtstag. 70 Jahre ist es am 23. Mai nun schon her, dass unsere Verfassung in Kraft getreten ist. Zum runden Geburtstag stehen erwartungsgemäß einige Feierlichkeiten auf dem Programm. So hat die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) eine Veranstaltung für den 23. Mai in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb und der Allianz Kulturstiftung eine Veranstaltung angekündigt. Mit einer Geburtstagsfeier direkt vor dem Brandenburger Tor soll die Tagung eröffnet werden. 

In Hinblick auf die Veranstaltung warnt Malte Spitz (Generalsekretär der GFF) vor einem Ausruhen auf dem Status Quo – und verweist an dieser Stelle auf den Einzug der AfD in den Bundestag und die Verschärfungen vieler Landespolizeigesetze, die nach seiner Ansicht offenbar eine Gefährdung der Werte des Grundgesetzes darstellen. Diskutiert werden soll deshalb, welche aktuellen und zukünftigen verfassungsrechtlichen Herausforderungen zu bedenken sind und wie die Werte unseres Grundgesetzes nachhaltig verteidigt werden können. So weit, so gut. Doch bei einem Blick auf die geladenen Referenten darf man stutzig werden: Zu diesen gehört unter anderem die Aktivistin Kübra Gümüşay, die Verbindungen in das Milieu islamistischer und vom Verfassungsschutz beobachteter Organisationen unterhält.

So war Gümüşay bereits für Millî Görüş ("Nationale Sicht") und für "Vereint im Islam", das an das Islamische Zentrum al-Nour Hamburg angebunden ist, als Referentin geladen. Bei der Organisation Millî Görüş handelt es sich um den türkischen Ableger der islamofaschistischen Muslimbruderschaft aus Ägypten, der schon seit Jahren unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. In einem von ihr verfassten Artikel bringt Gümüşay ihre Belustigung über die Überwachung der Millî Görüş Bewegung durch den Verfassungsschutz zum Ausdruck und relativiert dadurch deren radikale Positionen. Auch wegen Pro-Erdoğan und Pro-AKP-Postings auf ihrer Facebookseite stand Gümüşay wiederholt in der Kritik.

Auf der einen Seite wird vor den Gefahren für die Demokratie „von Rechts“ gewarnt, auf der anderen werden Vertreter rückschrittlicher und demokratiefeindlicher Bestrebungen hofiert. Denn der politische Islam ist letztendlich eine totalitäre Bewegung, die im Gegensatz zu den Werten des Grundgesetzes steht und sich das Ziel gesetzt hat, einen Staat auf religiösen Grundsätzen zu errichten. Somit stehen die Werte von Organisationen wie Milli Görüş in klarem Widerspruch zum demokratischen Grundkonsens. Der „Kampf gegen Rechts“ kann jedoch nur ernst genommen werden, wenn man sich gleichzeitig unmissverständlich auch vom politischen Islam distanziert. 

Es bleibt mehr als fraglich, was eine Person, die islampolitische, queer-, frauen- und minderheiten-feindliche Strukturen der Milli Görüş durch aktive, interne Teilnahme unterstützt, auf den Feierlichkeiten zum Grundgesetz zu suchen hat. Eine konsequente Verteidigung der Werte unserer Verfassung, wie sie Malte Spitz noch anmahnt, sähe definitiv anders aus. 

Imogen Lemke ist 22 Jahre alt und studiert Jura

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Leserpost

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Margreet Krikowski / 21.05.2019

Ihrem Alter nach zu beurteilen, müssten Sie sich noch ziemlich am Anfang Ihres Studiums befinden. Hoffentlich behalten Sie Ihren wachen Blick und eigenen Kopf.  Viele Volljuristen in der Bundesregierung tragen Scheuklappen und sehen die Gefahr für die Demokratie/das Grundgesetzt lediglich und ausschliesslich von rechts kommend. Dabei muss die Demokratie sich wehren gegen die Angriffe durch Nationalsozialisten, Kommunisten und Akteure des politischen Islams.

S. Marek / 21.05.2019

Liebe Imogen Lembke, unsere Merkelregierung hat die Werte und das Grundgesetz dieses Landes bereits vor drei Wahlperioden verraten und bricht diese seit 2015 täglich weiter, deswegen wären jedwede Feierlichkeiten die von dieser veranstaltet werden ein reiner Hohn. Bitte liest auch den heutigen Beitrag “UN-Migrationspakt: Auswärtiges Amt räumt nichtöffentliche Sitzungen ein” dazu.

Mathias Havlik / 21.05.2019

Liebe Frau Lemke oder auch Lembke, so genau kann ich mich da nicht festlegen, weil der Artikel sowohl als auch benennt, aber das spielt auch keine Rolle. Keine Rolle spielt auch eine Frau K.G., lächerlich und total überbewertet , weil eben belanglos. Was aber sicher nicht belanglos ist , das ist die vermeintliche Liste der Referenten. Mir wird regelrecht schlecht, wenn ich allein die schiere Anzahl von Doktoren und Professoren ansehe, die an irgendwelchen drittklassigen Universitäten ihre Wissenschaftsgrade erlangen konnten , die von irgendwelchen hirnrissigen Law Clinics faseln und noch nie , nie, niemals auch nur einen Cent verdient haben, mit dem Zeugs , was da abgesondert wird. Alles Leute , die von nebulösen Gremien gesponsert werden , aber mit normaler Arbeit mit Sicherheit schon verhungert wären. Das ist unser momentanes Problem und das ist nicht so einfach korrigierbar! Das ist schon selbsterhaltend, deshalb auch fast unkaputtbar. Solche Leute haben kein Recht, den Geburtstag des Grundgesetzes zu feiern, denn es ist mehr als traurig, daß gerade dieses Gesetz es erst ermöglichte, daß solche Auswüchse heute mitbestimmen dürfen und auch erbarmungslos mitbestimmen , ohne selbst jemals zur Verantwortung gezogen werden zu können. Mir graust vor der Zukunft !

Dr. Gerhard Giesemann / 21.05.2019

Wir müssen auch “das islamische Grundgesetz” feiern, von Waqar Tariq, gucksdu ww-net. Der leitet das GG von 1949 diritissima aus dem Koran ab - und zeigt den Dummkartoffeln: Das hättet ihr auch schon früher haben können. Aber es ist eh nicht schad um die Deutschen, kann weg.

Klaus Schmid / 21.05.2019

Na und? Schließlich will doch auch der Berliner Senat die Moslembrüder für die Bekehrung von IS-Heimkehrern einsetzen. Einerseits sehe ich vor mir wie künftige Historiker unsere Gegenwart als die Herrschaft von Irren klassifizieren, andererseits glaube ich dass die Geschichte Europas in Zukunft nur noch aus Moslem-Sicht beschrieben werden wird.

Marc Blenk / 21.05.2019

Liebe Frau Lembke, die politischen Verbilder machen sich doch ohnehin kaum noch was aus der Verfassung. EU Recht, meinen sie, ginge ja schon heute vor nationalem Recht. Europa hat zwar kein Staatsvolk noch eine Verfassung, noch eine Demokratie, aber was solls… So ist es nicht verwunderlich, dass die Feierlaune auffallend zurückhaltend ist. Was die Hofierung des totalitären politischen Islam betrifft: Die hat jedenfalls Methode. Sind ohnehin bei den führenden Eliten die totalitären Gelüste so groß wie lange nicht. Integrationsleistungen ins Totalitäre gelingen jedenfalls.

Thomas Taterka / 21.05.2019

Dehnungsübungen mit dem Grundgesetz halten diese Regierung fit im Umgang mit seinen Bürgern.

Karla Kuhn / 21.05.2019

“...und verweist an dieser Stelle auf den Einzug der AfD in den Bundestag und die Verschärfungen vieler Landespolizeigesetze, die nach seiner Ansicht offenbar eine Gefährdung der Werte des Grundgesetzes darstellen. ”  VERSCHÄRFTE Polizeigesetze sind also GEGEN das Grundgesetz ??  Und die DEMOKRATISCH gewählte AFD erst recht ??  Wenn dieser Generalsekretär das so geäußert hat, dann hat er das GRUNDGESETZ entweder nicht gelesen oder nicht verstanden !!  ODER ER WILL es NICHT verstehen !!  Dort steht nämlich KLAR und DEUTLICH etwas von MEINUNGSFREIHEIT und noch vieles mehr !!  “Doch bei einem Blick auf die geladenen Referenten darf man stutzig werden: zu diesen gehört unteranderem die Aktivistin Kübra Gümüşay, die Verbindungen in das Milieu islamistischer und vom Verfassungsschutz beobachteter Organisationen unterhält. “” DAS ist nach der Meinung von SPITZ mIt dem GRUNDGESETZ vereinbar ?? WAS für eine Heuchelei !! Oder gehört es jetzt schon zum guten Ton mit solchen Organisationen in Verbindung zu stehen,  um zu bestimmen Feierlichkeiten eine EINLADUNG zu bekommen ??  “Es bleibt mehr als fraglich, was eine Person, die islampolitische, queer-, frauen- und minderheiten-feindliche Strukturen der Milli Görüş durch aktive, interne Teilnahme unterstützt, auf den Feierlichkeiten zum Grundgesetz zu suchen hat. Eine konsequente Verteidigung der Werte unserer Verfassung, wie sie Malte Spitz noch anmahnt, sähe definitiv anders aus. ”  Frau Lemke ein wirklich AUFSCHLUßREICHER Artikel. Bleiben Sie,  wie sie sind, klar und deutlich !

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