Ulli Kulke / 14.05.2014 / 22:05 / 2 / Seite ausdrucken

Was ist dran an den neuen Horror-Prognosen zur Antarktis?

Die Horrormeldungen über den schmelzenden Eisschild der Antarktis und den anschließenden Weltuntergang häufen sich. Dass dies Prognosen für eine sehr weite Zukunft sind, geht in der Vermittlung durch die Medien bisweilen unter. Aber was ist dran, und vor allem, was bedeutet es für uns? Wie reagieren?

Die Klimaforschung kapriziert sich verstärkt auf längerfristige Vorhersagen. Jedenfalls machen diese derzeit in den Medien mehr von sich reden als das Geschehen der letzten Jahre, das wenig schlagzeilenträchtig ist. In einem Potsdamer Institut schlug man neulich Alarm: Der Anstieg des Meeresspiegels werde in den kommenden 2000 Jahren ein rundes Fünftel der Weltkulturerbe-Stätten der Unesco gefährden.

Aus demselben Haus kam wenig später der Weckruf, die Schmelze eines Gletschers in der Antarktis, der nur noch durch einen flüchtigen Eiskorken gehalten werde, dürfte die Ozeane in den nächsten paar Tausend Jahren um mehrere Meter ansteigen lassen – dann nämlich, wenn die Temperatur sich weiter so entwickele wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Kollegen im Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung wiesen darauf hin, dass auch der Weltklimarat eine solche Entwicklung nicht ausschließe, es könne aber auch ganz anders kommen.

Insofern ist es zunächst keine völlig neue Dimension, wenn jetzt Forscher der Universität von Kalifornien und der Nasa prognostizieren, dass das Abschmelzen eines bestimmten Gletschers in der Antarktis in 200 Jahren (oder aber in gut 1000 Jahren, da sei man sich unsicher) den Meeresspiegel um mehr als einen Meter anheben dürfte. Doch dann kam der Zusatz: Der Kollaps dieses Eisblocks “könnte unabwendbar sein”. Trotz – gebotenem – Konjunktiv: Da ist es, das große Wort: unabwendbar, unumkehrbar – all das, was scheinbar politisch verantwortliche Wissenschaftler bislang vermieden, um den Menschen weiterhin zur Umkehr, zur “großen Transformation” zu veranlassen.

Eines ist klar: Ihre “Unumkehrbarkeit” dürfte den US-Forschern Aufmerksamkeit bescheren. Aber unabhängig davon, ob der Begriff berechtigt ist, ob oder inwieweit der Mensch an einer solchen Unumkehrbarkeit schuld ist und ob die ganze Prognose, die auf Computermodellen fußt, überhaupt wahrscheinlich ist, könnte diese Sprachregelung uns an etwas anderes erinnern. Nämlich daran, dass die Anpassung an einen Klimawandel mindestens so wichtig ist wie die in mancher Ausprägung unsinnigen Versuche, ihn zu stoppen. Nach der letzten Eiszeit (in der sich übrigens die Temperatur öfters binnen 40 Jahren schockartig um acht Grad erhöhte) stieg der Meeresspiegel einmal innerhalb von 500 Jahren um acht Meter, und insgesamt in den letzten 18.000 Jahren vor unserer Zeit um heute unfassbare 140 Meter!

Verglichen damit hören sich die Amplituden, über die wir heute sprechen, wie ein leichtes Auf und Ab an. Dabei sind sie durchaus heftig. Und die extremen Meeresspiegelschwankungen auch in historischer Zeit sagen mehr über die ewigen Unwägbarkeiten des Klimas als darüber, dass wir die geringeren Bewegungen heute einfach vernachlässigen könnten. Eine Anpassung an einen Meter ist bei bald zehn Milliarden Erdbewohnern anspruchsvoller als 100 Meter in der fast menschenleeren Jungsteinzeit. Aber die Anpassung ist nötig, so oder so. Und wer von ihr ablenken will, nur um jene “große Transformation” in der Weltwirtschaft alternativlos zu erzwingen, handelt verantwortungslos.

Wir sollten auch nicht vergessen, dass die großen Befürchtungen der Gletscherschmelze sich hauptsächlich auf die Westantarktis beziehen. Die Gletscher in der Ostantarktis wachsen dagegen. Innerhalb eines guten Jahrzehnts (1992 bis 2003) um 45 Zentimeter – ein Hinweis darauf, dass Gletscherschmelze beileibe nicht nur eine Frage der Temperatur ist, sondern auch des Niederschlags.

Erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT

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Leserpost

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Andreas Mertens / 16.05.2014

Warum wohl treibt die Klimaforschung jede Woche eine neue Sau durch´s globale Dorf? Wie fragte es schon immer Agatha Christie’s Detektiv Hercule Poirot => Ciu bono .. Wem nutzt es. Nun erstmal nutzt es den Klimaforschern. Was sind das für Menschen? Werfen wir doch mal einen Blick zurück. Noch vor 30, 40 Jahren waren das die Nerds. Dies schrägen karrierelosen Wissenschaftler im hintersten Winkel eines gammeligen Kellers auf dem Campus. Genau .. die Typen mit den geklebten Brillen, den kaumvorhandenen Gehältern und allenfalls einer Aufblasfreundin. Heute sind sie die Superstars des Wissenschaftsbetriebes. Nicht der Wissenschaft wohlgemerkt. Ihre Erkenntnisse, die Tragfähigkeit ihrer Prognosen sind nämlich genauso dünne wie dazumal. Nur heute steht die ganze grüne Mainstream-Media hinter ihnen und puscht diese Gernegroßes samt ihrem Kaffeesatz ins Rampenlicht. Die gammeligen Keller sind gigantischen Luxuslaboren voller sündteurer Megacomputer grewichen, die Gehälter und Nebeneinkünfte explodiert und zusammen mit den Lüftern iher Megacomputer produzieren sie das was Beide am besten können .... heiße Luft.

Gerhard Sponsel Lemvig / 15.05.2014

Oh je ! Nicht nur der Meeresspiegel ist mal gestiegen. Sogar der Meeresboden ist gestiegen und trocken gelegt worden. War neulich in meiner fränkischen Heimat und habe auf den Höhen des fränkischen Juras versteinerte Meeresbewohner gefunden. Mit den Prognosen des Potsdam-Institut, das eine Meeresspiegelerhöhung bis zum 24. März 2032 10 Uhr 32 um 3,4 mm für die Westküste Dänemarks vorhersagt, kann ich hinter den großartigen Dünen Vest-Jyllands meinen Lebensabend beruhigt verbringen. Der Schellnhuber und die anderen Meeressiepellerhöhungsbescheidwisser, die können halt rechnen ! Einfach großartig ! Mange hilsen Gerhard Sponsel

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