Sie ärgern sich darüber, dass die Förderung der Erneuerbaren Energien den Strompreis ins Astronomische treibt, weil sie ein Fass ohne Boden ist, in das die Verbraucher per Gesetz ihre Gelder schmeißen müssen? Warten Sie mal ab, was für eine Bodenlosigkeit für unsere Steuergelder da auf internationaler Ebene inzwischen aufs Gleis gesetzt wurde. Der Wahnsinn scheint unaufhaltbar.
Noch ist der Topf mit dem Namen „Loss and Damage“ (Verlust und Zerstörung) auf der gerade zu Ende gegangenen Klimakonferenz nicht beschlossen worden, gottlob. Doch das Schema steht. Es geht um immense Milliardensummen an Schadensersatz, die von Nord nach Süd fließen sollen, für unsere Klimasünden. „Der Durchbruch ist geschafft“, freut sich schon Martin Khor, Vertreter des „South Center“, einem Sprachrohr der Entwicklungsländer: „Der Terminus ‚Loss and Damage’ ist im Text aufgenommen (dem Abschlussdokument der Doha-Konferenz, ulk), als nächstes kommt der Kampf um Cash.“ Noch soll “Loss and Damage” an einen allgemeinen Topf angeschlossen sein, aus dem Finanzhilfen für die Drittweltländer zur Anpassung an Klimaveränderungen fließen sollen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, dass sich das System verselbstständigt.
Die Hartnäckigkeit, mit der mancher Klimaforscher hierzulande, um sich auf wohlfeile Art Gehör zu verschaffen, inzwischen jede beliebige Naturkatastrophe auf einen menschengemachten Klimawandel zurückführt, dürfte uns bald teuer zu stehen kommen. Dürren, Sintfluten, Stürme, Hitzewellen, Kältewellen, was immer in den Ländern der Dritten Welt passiert, wird nach dem Schema zu verbindlichen Schadensersatzzahlungen der Industrieländer führen, aus dem Füllhorn des „Loss-and-Damage“-Fonds. Wohlgemerkt, es geht dann nicht mehr um notwendige und heute übliche Katastrophenhilfe der Geberländer. Stattdessen soll ein verbindlicher Regressanspruch eingeführt werden. Die biblischen sieben mageren Jahre, die Sintflut, das regelmäßige Ausbleiben des Monsuns wie auch dessen alle paar Jahre stärkere Ausprägung – nichts ist mehr Schicksal wie es Jahrtausende lang war. Jetzt gibt es einen Schuldigen, und der – also wir – soll dafür zahlen, für jedes Extremereignis.
Einen geradezu unappetitlichen Beigeschmack hat es, dass es besonders die großen Rückversicherungen sind, die den Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und Naturkatastrophen herbeizureden versuchen, weil diese Theorie ihnen zu höheren Beiträgen verhilft, die über die Prämien der anderen Versicherungsgesellschaften auch den Verbraucher belasten. Und der wird nun durch das unverantwortliche Gerede über „Loss and Damage“ doppelt belastet.
Sahel-Dürre? Klar, wir sind schuld und unsere Katastrophenhilfe ist demnächst „Schadensersatzleistung“. Wer kümmert sich schon darum, dass sowohl durch Computersimulationen, durch geologische Forschungen als auch durch Satellitenbeobachtung eigentlich klar ist, dass eine Klimaerwärmung die Sahelzone durch erhöhten Monsunregen tendenziell eher ergrünen lässt, dass sie sich mit ihrem – wenn auch spärlichen – Bewuchs in die ansonsten leblose Sahara hinein ausbreitet. Und wie sieht es ansonsten mit den Dürren in letzter Zeit aus?
Erst im November erschien eine Studie in der angesehensten naturwissenschaftlichen Zeitschrift, „Nature“, laut der sich das weltweite Aufkommen von Dürren in den letzten 60 Jahren so gut wie gar nicht verändert hat. Und der Regen, überflutender Starkregen oder auch seine überdurchschnittliche Abschwächung? Auch hier hat sich die Lage kein bisschen dramatisiert, ganz im Gegenteil: Im Oktober war eine Forschungsarbeit eines australischen Teams in der kaum minder renommierten Zeitschrift „Geophysical Research Letters“ zu lesen, deren Ergebnis sich so zusammenfassen lässt: Eine wärmer werdende Welt habe allgemein eine stärkere Häufung von Niederschlagsextremen erwarten lassen, schreiben die Autoren. Doch Untersuchungen aus dem Zeitraum 1940 bis 2009, also über einen Zeitraum von 70 Jahre, ergaben, dass der Regen weniger extrem wurde: „Trockene Gebiete wurden etwas feuchter, und besonders feuchte wurden trockener.“ Es lohnt sich eben, nicht nur das jeweils letzte Extremereignis anzuschauen, und dann „Klimawandel“ zu rufen, sondern lange Perioden zu untersuchen.
Was das Aufkommen an Hurrikanen angeht, zeigten die letzten Jahre ja sogar eine eher unterdurchschnittliche Aktivität, sowohl in der Stärke als auch in der Anzahl. Umso ärgerlicher – und demnächst auch kostenträchtiger – sind monoton wiederholte Hinweise wie die aus den letzten Wochen, dass der Hurrikan Sandy gewiss doch ein Zeichen des menschengemachten Klimawandels sei. Die Frage, mit nachdenklichem Kopf in die TV-Kameras gestellt, wie viele „Sandy“-Hurrikane es denn noch bedürfe, bis die Menschheit endlich aufwache, verfolgt den Fernsehkonsumenten seit Anfang November. Niemand wollte und will es wahr haben, dass Sandy ein meteorologisch vergleichsweise schwacher Wirbelsturm war, der nur deshalb einen Milliardenschaden anrichtete, weil er New York traf – wo er seinen Hurrikan-Status übrigens vollends verlor. Obwohl der Sachverhalt sattsam klar ist ist, hier dennoch der Hinweis auf eine Studie in Sachen Hurrikane, ebenfalls aus dem vergangenen Oktober, ebenfalls aus den „Geophysical Research Letters“. Demnach verringerte sich die Anzahl der Hurrikane seit 1880. Eine Tendenz, die die Autoren der Studie mittels ihrer Computerprojektionen bis zum Jahr 2090 fortschreiben. Die Annahme, die viele hegen, dass die tendenziell selteneren Hurrikane dann aber stärker werden, hat sich jedenfalls in den letzten Jahren nicht bewahrheitet.
Was aber ist mit den im Ozean versinkenden Inseln? Auch in dieser Frage lohnt es sich, genauer hinzuschauen, gerade auf die Inselstaaten, deren Regierungen derzeit – nicht zuletzt auch im Hinblick auf Schadensersatz – klagen, dass ihre Eilande im Meer versinken, wie etwa Tuvalu. Vor zwei Jahren legte eine Forschergruppe aus Neuseeland in der Zeitschrift „Global and Planetary Change“ eine umfassende Untersuchung vor, bei der Luftaufnahmen mehrerer Dutzend Inseln aus verschiedenen pazifischen Regionen von vor 60 Jahren und von heute verglichen wurden. Das Ergebnis: Die allermeisten Inseln sind gleich groß geblieben oder sogar gewachsen, nicht geschrumpft oder gar versunken. In Tuvalu war dies bei sieben von neun Inseln zu beobachten. Nicht nur, aber auch daran wird deutlich, dass es sich bei den angeblich heute schon stattfindenden Auswanderungswellen von den Inseln nach Australien oder Neuseeland, von denen viele erzählen oder schreiben, um reine Kopfgeburten handelt.
Es ist nichts dagegen zu sagen, dass die reichen Länder den armen finanziell helfen, bei Naturkatastrophen wie stets geschehen sowieso, meinethalben auch um die Energieversorgung in den Ländern auf den neuesten Stand zu bringen und warum auch nicht mit dem Schwerpunkt auf erneuerbare Energien.
Für verbindliche Schadensersatzzahlungen aber gibt es keinen Grund. Das Beispiel unserer völlig übereilten Energiewende sollte uns Warnung genug sein davor, in unsinnige und vor allem wohl dauerhafte Finanzfallen im Namen eines zweifelhaften Klimaschutzes zu geraten. Wir dürfen den USA dankbar sein, dass sie in Doha ihrer Skepsis gegenüber einem solchen Plan Ausdruck verliehen haben.
Kleiner Umkehrscherz gegen Ende: Wer es nicht lassen kann, jede Veränderung bei der Hurrikan-Häufigkeit, bei den extremen Niederschlägen oder dem Ausbleiben derselben oder beim Pegelstand der Südseeinseln auf das Kohlendioxid aus den Industrieländern zurückzuführen, der müsste nach all dem hier Dargestellten genau genommen für Zahlungen vom Süden an den Norden eintreten, Quasi als Aufwandsentschädigung für geleisteten CO2-Ausstoß.
Bleibt noch darauf hinzuweisen, dass die genannten Studien zur Häufigkeit von Hurrikanen, zur Veränderung bei extremen Niederschlägen, zur Vergrößerung der Südseeinseln sowie zu den gleichbleibenden Dürre-Jahren alle „peer reviewt“, also fachlich geprüft sind. Der Blog „Die kalte Sonne“ hatte drei davon im Laufe der letzten Wochen kurz vorgestellt.
Zuerst erschienen auf Ulli Kulkes Blog bei der WELT